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Wohnen Wohnen: Die neue Offenheit

01.10.2001, 09:11
«Plexiglas-Stuhl» des dänischen Designers Verner
«Plexiglas-Stuhl» des dänischen Designers Verner Kartell

Bad Honnef/gms. - Dabei sind Experimente mit durchsichtigen Materialien für Stühleungewöhnlich, aber nicht neuartig. Der «Plexiglas-Stuhl» desdänischen Designers Verner Panton entstand 1959 aus verformten undmit Schrauben verbundenen Acrylglasplatten. Der aufblasbare Sessel«Blow» aus transparenter Plastikfolie, 1967 vom italienischenDesignerteam Scolari, Lomazzi, De Pas erdacht, spiegelt den Zeitgeistder späten sechziger Jahre wider: Mobilität, Lebensfreude und denBruch mit den Konventionen.

Auf dem neuesten Stand heutiger Technik entwarf Philippe Starck,Designstar der achtziger Jahre, den Stuhl «La Marie» für dieitalienische Designfirma Kartell aus Noviglio. Auf der Suche nacheinem besonders kratz- und stoßfesten, pflegeleichten Materialentdeckte Starck Polycarbonat für seine Zwecke.

Beim Schlafzimmerschrank «Arioso» von Team by Wellis aus Wellisauin der Schweiz kann der Käufer wählen zwischen Schiebetüren ausdurchsichtigen Glasscheiben oder einer Oberfläche aus mattiertemGlas. Die Statik des Möbels beruht auf Winkelträgern, die allefunktionalen Elemente wie Seitenwände, Kleiderstangen, Schubkästen,Ablagen und den unterleuchteten Boden aufnehmen. Innen kommt dasMöbel ohne tragende Zwischenwände aus.

Das Möbelsystem «eo» von Interlübke aus Rheda-Wiedenbrück kannseine Farbe wechseln. Passend zur eigenen Stimmung erleuchtet man dieGlastüren und Wände der Schrankelemente per Fernbedienung inverschiedenen Farbnuancen von grün bis rot. «Möbel sollten heutesinnbildend, individuell, langlebig und anpassungsfähig an diewechselnden Bedürfnisse der Menschen sein - das sind die Möbel derZukunft», so Professor Wulf Schneider, Designer des wandelbarenSystems.

Bedenken, dass transparente Möbel aufwendig zu pflegen seien, hältUrsula Geismann für ungerechtfertigt: «Sitzmöbel aus transparentemKunststoff haben meist eine raue, matte und sehr robuste Oberfläche.Fingerabdrücke sieht man darauf nicht. Man kann sie leicht mit klaremWasser abwischen», so die Expertin. Hoch glänzende Kunststoffmöbelsollten häufiger mit einem Baumwoll- oder Poliertuch gereinigtwerden. Bei hartnäckigem Schmutz empfiehlt die Expertin milde Mittelohne Alkohol und sanftes Reiben.

Der Produktdesigner Fritz Frenkler, Inhaber des Büros «f/p design»in Frankfurt und ehemaliger Design-Chef der Deutschen Bahn, kann mitdem Trend zum transparenten Möblieren dennoch nichts anfangen. «Wennich Schränke betrachte, deren Vorderfront durchsichtig ist, frage ichmich, was das soll», sagt der Designer. «Entweder hat ein Schrank dieFunktion, dass darin Sachen unsichtbar verstaut werden, oder ichstelle Dinge in einer Glasvitrine bewusst zur Schau. SemitransparenteMöbel sind nicht Fisch, nicht Fleisch.» Doch gerade diesesSowohl-als-auch ist es wohl, das viele Käufer so begeistert -schließlich erlaubt es kleine Einblicke in das Leben der Besitzer,ohne zu viel zu verraten.