Wildlilien Wildlilien: Robuste Schönheiten für Balkon und Garten

Hamburg/dpa. - Wenige Blumen werden so sehr geliebt und bewundert wie Lilien: Die vollendete Schönheit und Formenvielfaltihrer Blüten, ihre königliche Haltung und nicht zuletzt ihr manchmallieblicher, manchmal fast betäubender Duft lassen manchenLilien-Freund zum -Fanatiker werden - vom glücklichen Gartenbesitzerbis zu dem Pflanzenfreund, der nur in Töpfen auf dem Balkon gärtnernkann. Meistens fällt die Wahl auf prächtige Lilienzüchtungen und-sorten, die dazu noch erstaunlich preiswert sein können. Doch auchihre Eltern, die Wildlilien, haben durchaus ihren Reiz.
Natürliche Lilienarten sind auf der gesamten nördlichen Halbkugelzu Hause. Manche wachsen in Nordamerika, viele in Asien, vor allem inChina und Japan, und einige sind sogar in Europa heimisch. IhrLebensraum reicht von sonnigen Berghängen mit kalkhaltigemSchotterboden über halbschattige, humusreiche Plätze unter Sträuchernbis hin zu feuchten, offenen Wiesen. Entsprechend unterschiedlichsind ihre Ansprüche an den Standort, den jeder Lilienfreund so weitwie möglich für seine Schützlinge nachahmen sollte.
Heimisch, aber schon fast in Vergessenheit geraten ist dieFeuerlilie (Lilium bulbiferum). Wegen ihrer zahlreichen nach obengerichteten Schalenblüten-Dolden in unübersehbarem Orangerot war sievon Mai bis Juni der Blickfang früherer Bauerngärten. Arttypisch sindbei ihr kleine Brutzwiebeln, so genannte Bulbillen, die in den oberenBlattachseln sitzen und für Nachwuchs sorgen, wenn sie auf die Erdefallen. Die Feuerlilie macht sich gut in Gesellschaft von Gräsern undGlockenblumen im vorwiegend sonnigen Bereich des Gartens, wo derBoden im Frühling feucht ist, im Sommer jedoch trocken.
Der Türkenbund (L. martagon) ist die zweite heimische Lilienart.An gespreizten Stielen baumeln am kräftigen Blütenschaft purpurrosabis weinrote Blüten mit dunklen Punkten. Die Blütenblätter sind sostark nach oben zurückgebogen, dass sie wie kleine Turbane aussehen,aus denen lange Staubgefäße mit braunen Pollen weit heraushängen. DieBlütezeit ist Juni bis Juli. In der freien Natur wächst derTürkenbund, den es auch mit weißen Blüten gibt, mit Vorliebe inLaubwäldern auf kalkhaltigem, humusreichem Boden, der nieaustrocknet. Im Garten sollte er also ein halbschattiges Plätzchenzwischen Gehölzen, Farnen, Waldgräsern, Akelei und Waldglockenblumenbekommen.
Obwohl die Madonnenlilie (L. candidum) vermutlich aus dem Orientstammt, kann man sie schon fast als heimisch betrachten. Seit dem 12.Jahrhundert verschönern ihre großen weißen Trichterblüten von Junibis Juli unsere Bauerngärten und erfüllen die Luft mit ihrem starken,süßen Parfüm. Rosa Rosen und blauer Rittersporn wären denkbarePartner für die Madonnenlilie, die zum guten Gedeihen viel Sonne,Wärme und kalkreichen Boden braucht.
Der Gelbe Türkenbund (L. henryi) ist so robust, dass man diesenGast aus China getrost auch Lilienanfängern empfehlen kann. Ob ineiner Strauchgruppe oder im Beet, nie wird die Pflanze mit ihrenlockeren, nickenden Blütentrauben an nahezu mannshohen undüberhängenden, rotbraunen Stängeln die Wirkung verfehlen. Selbst ohneaufopfernde Pflege öffnet sie im Spätsommer mindestens zehntürkenbundartige Blüten, bei guter Behandlung können es auch 20 undmehr sein. Sie sind goldgelb oder orange mit einigen dunklen Punktenund zur Blütenmitte grünen Nektarfurchen.
Ebenfalls pflegeleicht, stattlich und vielen vertraut ist dieTigerlilie (L. lancifolium), die vor allem wegen ihrer schmackhaftenZwiebeln in ihrer ostasiatischen Heimat geschätzt wird. Bei uns istsie «nur» ein Augenschmaus mit ihren orangeroten, schwarz-rotgesprenkelten Turban-Blüten, die von Juli bis September erscheinen.