1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Wie werde ich...? Drechsler

Wie werde ich...? Drechsler

Von Andreas Heimann 03.03.2008, 08:45

Fürth/Annaberg-Buchholz/dpa. - Drechsler sind Feinmotoriker, bei ihrer Arbeit mit Holz muss buchstäblich alles rund laufen. Lehrstellen gibt es aber nicht im Überfluss.

«Es ist eher ein kleines Handwerk», sagt Bundesinnungsmeister Gerhard Preick aus Springe bei Hannover. «Viele Betriebe haben nur zwei oder drei Mitarbeiter.» «Ich werde oft gefragt, was Drechsler eigentlich machen», sagt die 24-jährige Julia Buß aus Darmstadt, die das Handwerk an der Berufsfachschule in Michelstadt gelernt hat. Der Vorteil dort sei gewesen, «dass man sich ganz aufs Lernen konzentrieren kann».

Am Anfang lerne man, einfache Formen zu drechseln. «Ich musste als erstes ein Vierkantholz rundmachen.» Anschließend durfte sie sich an Kugeln, Kerzenständern, Schalen und Teelichtern probieren. «Richtig schwierig wird es, wenn man etwas Großes drehen muss.» Handwerkliches Geschick ist unverzichtbar, «es kommt auf feinste Bewegungen an».

Klassisch für die Drechslerausbildung ist der Weg, für den sich Julia Buß entschieden hat, allerdings nicht. Üblich ist eine Kombination aus Praxis im Betrieb und Theorie in der Berufsschule. In diesem Fall wird er als Blockunterricht erteilt, Schulstandorte sind Seiffen in Sachsen und Bad Kissingen in Franken.

Wie viele Azubis nach den klassischen Handwerkstechniken arbeiten, hängt sehr vom Betrieb ab, erläutert Preick: Wo nach individuellen Vorgaben gefertigt wird, spielt die Arbeit von Hand eine größere Rolle. Für größere Stückzahlen bietet sich dagegen die maschinelle Herstellung an, etwa für Treppenstäbe oder Deko-Artikel für Lampen. «Dafür haben wir inzwischen eine CNC-Drehbank», sagt Preick. Bedienen könne die computergesteuerte Anlage jeder Geselle. Viel wichtiger als der Umgang mit der Maschine sei aber, das Drehen von Hand zu lernen.

Traditionell großes Gewicht hat das Drechslerhandwerk in Sachsen. Das gilt vor allem für das Erzgebirge. Jens König zum Beispiel hat seinen Betrieb in Annaberg-Buchholz. Schon sein Vater war Drechsler - seitdem hat sich allerdings einiges verändert. Die Holzpyramiden, für die die Region berühmt ist, lassen sich immer schwerer verkaufen. Wenn jedes Einzelteil auf traditionelle Weise hergestellt wird, sind die Preise kaum konkurrenzfähig. Also wird gespart: «Die Figuren für die Pyramiden werden kaum noch per Hand bemalt», bedauert König. Er hat sich daher schon vor einigen Jahren nach Alternativen umgesehen.

Eine ist der Schiffsinnenausbau, etwa für Aida Cruises. «Treppen, Geländerstäbe, Parkett, Intarsien», zählt König auf. «Wir arbeiten aber auch viel mit Architektenbüros und Designern zusammen.» Mit der Hand zu drechseln, bleibt für König etwas, auf das er nicht verzichten möchte - manchmal nur «aus Spaß an der Freude». Verdienen lässt sich damit kaum etwas, «aber es sieht einfach toll aus».

Informationen: Verband des Deutschen Drechsler- und Holzspielzeugmacher-Handwerks, Postfach 19 64, 90709 Fürth, Telefon: 0911/74 08 50, E-Mail: [email protected]

INFO: Bezahlung orientiert sich am Schreinerhandwerk

Die Zahl der Auszubildenden im Drechslerhandwerk ist überschaubar - in den vergangenen Jahren waren es in Deutschland insgesamt um die 50. Die Bezahlung der Azubis lehnt sich dabei an die im Schreinerhandwerk an: Die Auszubildenden können nach Angaben des Verbandes des Deutschen Drechsler- und Holzspielzeugmacher-Handwerks in Fürth monatlich zwischen 375 im ersten und 605 Euro im dritten Lehrjahr erwarten.