Wie werde ich ...? Büchsenmacher
Marburg/dpa. - Kimme und Korn ins Visier nehmen - das ist der Job eines Büchsenmachers. Denn wenn eine Schusswaffe verzogen ist, trifft auch der beste Schütze nie ins Schwarze. Die Fachleute üben ein Präzisionshandwerk aus. Und sie müssen sich rechtlich auskennen.
Wenn im Herbst traditionell die Jagd beginnt, haben sie jede Menge zu tun. Denn durch ihre prüfenden Hände gehen die Waffen vor dem ersten «Waidmanns Heil!». Büchsenmacher sind für Sportschützen und Jäger so wichtig wie der Kfz-Mechaniker für Autobesitzer: Sie reparieren, reinigen und restaurieren Waffen. Gewehre und Pistolen werden von ihnen gewartet, justiert und eingeschossen. Wichtig dafür ist eine gute Mischung aus technischem Verständnis und handwerklichem Geschick.
Den Großteil seiner Zeit verbringt der Büchsenmacher in der Werkstatt, sagt Heinrich Schiller, der den Beruf seit seinem 16. Lebensjahr ausübt. Die Reparatur von Waffen bilde den Schwerpunkt der Arbeit, erklärt der Meister aus Leutershausen (Bayern). Da es oft um Feinmechanik geht, sollten Bewerber Verständnis für Funktionsabläufe und Materialien mitbringen. Wichtig sind auch gute Augen und ein Gespür für Formen, ergänzt Jürgen Triebel, Präsident des Verbands Deutscher Büchsenmacher und Waffenhändler (VDB) in Marburg.
Angehende Büchsenmacher sollten Schiller zufolge mit Metall und Holz umgehen können. Denn das Pfeilen, Sägen, Schleifen und Fräsen gehöre zum Berufsalltag. Interesse für Waffen und an der Jagd wird ebenfalls erwartet. «Gerade wenn der Büchsenmacher später einen Kunden berät oder ihn zum Schießen begleitet, sind eigene Erfahrungen von Vorteil», erklärt Triebel. Die Mitgliedschaft im Sportschützenverein ist deshalb eine gute Voraussetzung. Es sei aber ein Irrglaube, dass jeder Büchsenmacher ein Waffennarr sein muss.
Im Gegenteil: Revolverhelden haben keinen Platz in dem Beruf. «Die wichtigsten Eigenschaften für eine Tätigkeit in der Waffenbranche sind Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit», erklärt Rudolf Wirsing, Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes für das Büchsenmacherhandwerk in Suhl. Bewerber sollten neben einem Haupt- oder Realschulabschluss deshalb die nötige Ernsthaftigkeit und Sorgfalt mitbringen. Außerdem müssen sie ein amtliches Führungszeugnis vorweisen.
Seit dem 1. August gilt eine neue Ausbildungsordnung: «Die Dauer beträgt statt 3,5 nur noch 3 Jahre», erklärt Wirsing. Auch werden verstärkt waffenrechtliche Inhalte gelehrt. Und es gibt eine gestreckte Prüfung: eine schriftliche am Ende des zweiten Lehrjahres und eine mündliche sowie praktische Prüfung am Ende der Ausbildung.
An der praktischen Ausbildung ändert sich wenig. Das erste Lehrjahr gleicht Wirsing zufolge der Lehre als Feinwerkmechaniker und dreht sich um die Arbeit mit Metall. In den nächsten beiden Jahren fertigen und montieren Azubis Waffenteile. Und sie üben, Gewehrfunktionen zu überprüfen. Theoretisch beschäftigen sie sich zum Beispiel mit Werkstoffkunde, Ballistik, Chemie und Jagdrecht.
Im Anschluss sind viele Büchsenmacher in einem Ladengeschäft tätig, das in der Regel mit Meister, Geselle und Lehrling besetzt ist. Neben Gewehren bieten sie dort oft Jagdausrüstung, Messer sowie Kleidung und Ausrüstung für den Outdoor-Bereich an. «Büchsenmacher sind heutzutage Service-Dienstleister», erklärt Jürgen Triebel.
So wird bei der Waffe eines Kunden nicht nur der Gewehrlauf gereinigt und der Schaft angepasst oder verlängert. Auch die Spezialanfertigung eines Zielfernrohrs und das Einschießen am Schießstand gehören zum Service. Nicht selten dauere das mehrere Stunden und werde abends oder am Wochenende erledigt, sagt Klaus Wilcke, der an der Berufsschule in Ehingen nahe Ulm lehrt. «Büchsenmacher ist ein Beruf, der viel Einsatz fordert», erläutert der Fachmann.
Jobs für Büchsenmacher gibt es auch bei Herstellern von Jagd-, Sport- oder Dienstwaffen. Dort werden sie Wilcke zufolge in der Montage, Fertigung und Qualitätssicherung eingesetzt. Gelernte Fachkräfte sind aber auch im Prototypenbau beschäftigt, arbeiten als Werkzeugmacher und Formenbauer oder in der Kunststoff- und Blechbearbeitung. «Einige gehen auch zu Polizei und Bundeswehr und sind dort in der Waffeninstandsetzung tätig», hat Wilcke beobachtet. «Ihr Know-how ist in vielen Bereichen gefragt.»
Wem der Gesellenbrief nicht ausreicht, der kann als Büchsenmacher seinen Meister machen. Der Lehrgang dauert mindestens zwei Jahre und ist in vier Teile untergliedert, erklärt Rudolf Wirsing vom Bundesinnungsverband für das Büchsenmacherhandwerk. Am Ende müssen eine mehrstündige Theorieprüfung erfolgreich absolviert und das Meisterstück in Form einer vollständigen Waffe gebaut werden. Der kaufmännische Teil sowie die Eignungsprüfung als Ausbilder können im Anschluss bei den Handwerkskammern abgelegt werden.