Wenn Männer in der Beziehung nicht reden
Hamburg/dpa. - Ein Mann, ein Wort, eine Frau, ein Wörterbuch - der Volksmund bringt auf den Punkt, worunter viele Paare leiden: Ein Ungleichgewicht in der Kommunikation. Betroffen sind vor allem Frauen.
Sie möchten sich mit ihrem Partner austauschen - doch der antwortet nur knapp oder wird zum stillen Zuhörer. Damit die Beziehung auf Dauer keinen Knacks bekommt, sind beide gefragt: Sie sollte klar sagen, wenn sie reden möchte, und er darf sich nicht immer verschließen.
«Liebling, jetzt sag' du doch mal was dazu!» fordert die Frau ihren Mann auf. Doch der murmelt «Mmmh» und schweigt. «Er spricht nicht mehr mit mir» - eine Klage, die Henning und Claudia Matthaei, Eheberater aus Hamburg, schon von vielen Frauen gehört haben. «Wenn man nachfragt, wie lange die Sprachlosigkeit anhält, gibt es erschreckende Antworten. Bisweilen geht es um Jahrzehnte.»
Eine einseitige Kommunikation prägt viele Beziehungen, weiß auch Günther Bergmann, Diplom-Psychologe bei der Katholischen Ehe-, Familien-, und Lebensberatungsstelle in Köln: «Nach der großen Verliebtheit ebbt im Laufe der Jahre die Bereitschaft zu intensiven Gesprächen ab.»
«Männer können reden wie ein Buch, wenn es um den Beruf, die Hobbys oder die Wirtschaftslage geht», erklärt Monika Barth, Kommunikationstrainerin aus Worms. Frauen wollten sich dagegen über ihre Gefühle austauschen, dazu seien viele Männer nicht in der Lage, sagt Bergmann. Für Frauen ist es eine große Erleichterung, sich die eigenen Probleme von der Seele zu reden - auch ohne eine Lösung zu finden. Männer hingegen machen ihre Probleme eher mit sich selbst. Die Gründe hierfür sieht Monika Barth in gesellschaftlichen Werten: «Auch heute steckt noch in vielen Köpfen, dass Männer, die über Gefühle reden, schwach sind.»
Damit die Beziehung nicht im Schweigen endet, sei die erste Regel, offen über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen, sagt Bergmann. Wenn die Frau reden möchte, der Mann aber Zeit für sich braucht, muss er das sagen: «Teilen Sie Ihrer Partnerin mit, dass Sie gerade nichts aufnehmen können und vereinbaren Sie einen späteren Zeitpunkt für das Gespräch», rät der Psychologe. «Als hilfreich haben sich regelmäßige Gesprächszeiten erwiesen», sagt Bergmann. Statt abends vor dem Fernseher zu sitzen, sollten Paare dafür Gelegenheiten schaffen.
«Männer müssen vor allen Dingen lernen, zwischen den Zeilen zu lesen und nachzufragen, wenn sie sich nicht sicher sind, was die Partnerin meinte», rät Bergmann. Frauen hingegen können nicht darauf vertrauen, dass ihre verschlüsselten Botschaften beim Mann ankommen.
Wenig hilfreich sei es, Männer mit Aussagen, wie «Du musst mit mir reden!» unter Druck zu setzen, warnt Barth. «So bauen Männer eine innere Abwehrhaltung auf.» Weiter kämen Frauen mit einem Satz wie: «Schatz, mich beschäftigt etwas, und deine Meinung ist mir wichtig.»
Wenn die Kommunikation erst falsch läuft, entsteht schnell ein Teufelskreis: «Anstatt miteinander, reden Paare aneinander vorbei», beschreibt Barth das Problem. Jeder fühlt sich missverstanden. Die Folge: Gemeinsame Gespräche reduzieren sich auf ein Minimum. «Wer nicht miteinander spricht, hat auch keinen Streit», erläutern die Hamburger Eheberater. Diese Unlösung ist in den meisten Fällen zuerst für die Frau unerträglich. Tatsächlich kommt sie einer gefühlten Trennung recht nahe.»