Wenn befreundete Paare sich trennen
Hamburg/Berlin/dpa. - Ein Paar trennt sich und die gemeinsamen Freunde haben ein Problem: Sie stehen nicht nur zwischen den Fronten, sondern müssen auch noch unfreiwillig Partei ergreifen: Wer wird nun zum Geburtstag eingeladen: sie oder er?
«Durch eine Trennung verändern sich die Beziehungen zu den Freunden und Bekannten gewaltig», sagt Christian Hemschemeier, Paartherapeut aus Hamburg. «Man kann nicht so tun, als wäre nichts geschehen, da muss man reagieren.» Einen «Verlust von Normalität» bedeute die Trennung nicht nur für die Betroffenen, erläutert auch der Single-Berater Christian Thiel aus Berlin: «Meistens trennt sich mit den beiden auch der gesamte Freundeskreis.»
Das passiert vor allem dann, wenn schon vorher eindeutig Partei ergriffen wurde. «Oft haben die Freunde spätestens seit der Beziehungskrise eine Allianz mit einem der Partner», beobachtet Elisabeth Bonneau, Kommunikationstrainerin aus Freiburg. «Da waren sie Berater und Vertrauter und haben sich solidarisiert.»
Kompliziert wird es, wenn beide Partner zu den besten Freunden gehörten und man plötzlich zwischen den Fronten steht. «Das ist ein Zustand, der schwer zu halten ist», warnt Hemschemeier. «Es kann durchaus passieren, dass dabei sogar beide Freundschaften kaputt gehen.» Das muss aber nicht unbedingt sein. Es gibt Regeln, die über die schwierige Zeit hinweghelfen. «Das erste Gebot: Nichts dem einen über den anderen erzählen», rät Bonneau. «Ob er Schnupfen hat oder eine neue Freundin, Details wie diese behält man besser für sich.» Am besten wird das Thema «Ex» zum Tabu. «Das ist natürlich schwierig, weil es ja für den Frischgetrennten das große Gesprächsthema ist», sagt Hemschemeier. «Dann sollte sich der Freund oder die Freundin auf das Zuhören beschränken und gar nicht reinreden.» Alles, was man vom einen über den anderen gehört hat, sollte in der Gesprächssituation einfach nicht existieren, rät Thiel: «Man sollte ganz für den da sein, mit dem man sich gerade trifft.»
Heikel wird die Situation bei Einladungen zu Geburtstagen, Hochzeiten oder Kindstaufen. «Auf keinen Fall beide einladen, das wäre geschmacklos», warnt Bonneau. Man kann laut Thiel für eine Geburtstagsfeier auch unterschiedliche Zeiten ausmachen: «Dann kommt sie am Nachmittag, er am Abend, oder umgekehrt.» Erscheinen dennoch beide zum gleichen Fest - sei es aus Unsensibilität des Gastgebers oder nach einem Missverständnis - hilft nur eins: «Sie möglichst weit auseinander setzen, auf beide zugehen und freundlich, aber bestimmt daran erinnern, dass dies eine Party und kein Kampfplatz ist.»
Am Tag darauf sei dann eine Entschuldigung fällig, schließlich war der Gastgeber an der Konfrontation schuld. «Vielleicht hatte er gedacht, die beiden haben sich einvernehmlicher getrennt», so Bonneau. Oder er hatte die leise Hoffnung, dass eine spontane Begegnung die beiden wieder zusammenbringt. «Dann ist er allerdings größenwahnsinnig und hat den Streit auf seiner Party durchaus verdient», sagt die Stil- und Benimmexpertin: «Menschen trauen sich manchmal oft viel zu viel zu, und den anderen zu wenig.»