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Weihnachten Weihnachten: Krippenfiguren haben Tradition

Von Eva Neumann 16.11.2004, 16:05
Weihnachtliches Kunsthandwerk: Viele Familien können sich das Fest nicht ohne Krippe vorstellen. Diese Figuren wurden im Erzgebirge gefertigt. (Foto: dpa)
Weihnachtliches Kunsthandwerk: Viele Familien können sich das Fest nicht ohne Krippe vorstellen. Diese Figuren wurden im Erzgebirge gefertigt. (Foto: dpa) Verband Erzgebirgischer Kunsthan

Schwäbisch-Hall/Olbernhau/dpa. - Wenn am Heiligen Abend derWeihnachtsbaum geschmückt wird, dann haben auch Maria, Josef und dasChristuskind ihren Auftritt: Eine Krippe gehört vor allem beiFamilien und in religiösen Haushalten untrennbar zum Weihnachtsfest -egal, ob sie von einem Künstler geschnitzt oder gedrechselt, imSpielwarenladen gekauft oder selbst gebastelt wurde. «Eine Krippe istein Sammlerobjekt und wird immer wieder ergänzt», sagt Heike Krause,Kulturwissenschaftlerin aus Schwäbisch-Hall.

Ursprünglich dienten Krippenfiguren in katholischen Kirchen dazu,für Gläubige, die nicht lesen konnten, Bibelinhalte zu illustrieren.«Von der Zeit der Aufklärung an galt nur noch das geschriebene Wort»,sagt Krause. «Die Krippen wurden aus den Kirchen verbannt. Damitmussten die Krippenbauer neue Abnehmer suchen - Privatpersonen.» DieKunsthandwerker boten ihre Figuren zum Beispiel auf Weihnachtsmärktenan. In dieser Zeit entstand auch die preisgünstige Papierkrippe.

Die ursprüngliche Verwurzelung der Krippen im katholischen Glaubenspiegelt sich in der Bedeutung der Krippenbauer in entsprechendgeprägten Gegenden wieder. «Die Tradition der Hand geschnitztenKrippen kommt aus Bayern und Tirol. Daneben hat sich im Erzgebirgemit gedrechselten Figuren eine zweite wichtige Linie entwickelt»,sagt Heike Krause. Im böhmischen Raum habe es phasenweise eine starkePapierkrippentradition gegeben.

Im Erzgebirge zierten Krippenfiguren Jahrhunderte lang vor allem Pyramiden für den weihnachtlichen Tisch. «Erst seit der Wende stellenimmer mehr Kunsthandwerker auch einzelne Figuren für frei stehendeKrippen her», berichtet Mike Glöckner vom Verband ErzgebirgischerKunsthandwerker und Spielzeughersteller in Olbernhau.

Die von Hand gedrechselten Figuren werden nicht im kompletten Setverkauft, sondern in kleineren Gruppen. Der Kunde fängt meist mit derHeiligen Familie an, dann kommen Hirten und Schafe dazu, dann dieHeiligen Drei Könige. «Die Krippe wächst oft im Laufe der Jahre. Malwird eine Palme ergänzt, mal ein Kameltreiber», erklärt Glöckner.

Die Künstlerkrippen präsentieren sich entweder naturnah mit Lasur,unter der die Maserungen des Holzes erkennbar ist, oder mit bunterLackierung. «Im Erzgebirge macht derzeit der naturnahe Stil denHauptteil aus», erläutert Glöckner. «In Bayern gibt es aktuell einenTrend zu weiß lasierten Krippen», hat Kunstwissenschaftlerin Krausebeobachtet. Gekauft werden die Krippen am besten beim Künstler selbstoder auf dem Weihnachtsmarkt. Auch spezielle Ausstellungen gibt es.

Für Familien mit Kleinkindern sollte eine Krippe nicht nur schön,sondern auch robust sein. Schließlich benutzt sie der Nachwuchs gerneauch zum Nachspielen der Weihnachtsgeschichte. In solchen Fällen isteine hochwertige kunsthandwerkliche Krippe fehl am Platz. Eine guteAdresse für Eltern ist deshalb der Spielzeugladen: Die HerstellerOstheimer und Holztiger haben geschnitzte Krippenfiguren im Programm,Playmobil entsprechende Ausführungen aus Kunststoff.

Im Hobbymarkt sind Familien ebenfalls Zielgruppe Nummer eins, wennes um Krippenzubehör geht. «Familien, die keine Krippe geerbt haben,setzen entweder auf Holzspielzeug oder basteln ihre eigene Krippe undbegründen so eine neue Familientradition», berichtet Sabine Schur,Sortimentsleiterin bei der Bastelbedarf-Kette Idee Creativmarkt in Hagen. «Dafür kommen viele Materialien und Techniken in Frage.»

Auch hier bietet sich Holz an. Es gibt naturbelassene Figuren, dienach eigenem Geschmack bearbeitet werden können. Für ältere Kindersind Schnitz- oder Laubsägearbeiten eine Herausforderung. «AlsKlassiker gelten in Reliefformen gegossene Figuren. Hierfür sindFormen, Gießmasse und Farben zum Anmalen meist im Paket erhältlich»,sagt Sabine Schur. Individueller sind selbst modellierte Figuren -naturalistisch aus feiner Modelliermasse, gröber aus Pappmaschee.

Zum Schluss werden die Figuren lasiert, bemalt oder in selbstgenähte Gewänder gehüllt. Mit Stoffen ausstaffierte Figuren habe einelange Tradition vor allem in Frauen-Klöstern. Sie lassen sich jedochnur sehr schwer lagern: Die Stoffe werden mit der Zeit brüchig undsind ein gefundenes Fressen für Motten. Neue Kleider können aber auchauch Abwechslung ins Spiel bringen, ohne die Tradition allzu sehr zustören.

Auch wenn es Ställe, Gebäude und Bäume in allen Materialien zukaufen gibt - viele Krippenbesitzer gestalten die Landschaft rund umdie Figuren selbst. Dabei kommen vor allem natürliche Materialien zumEinsatz: Holz für das Gebäude, Schilf oder Stroh als Dachbedeckung,Streu und Moos auf dem Boden. Eine Art Gewissensfrage stellt sich beider Wahl der Beleuchtung: Lämpchen mit Batterien sind die sichereVariante. «Ursprünglich wurden nur Kerzen eingesetzt», erklärt HeikeKrause. «In den Kirchen herrschte immer ein leichter Luftzug. Dadurchflackerten die Kerzen und ließen die Figuren lebendig erscheinen.»