Weg zu Eigentum Weg zu Eigentum: Mit Tauschgeschäften zum Kleinwagen?

Osnabrück/dpa. - Mit einer roten Büroklammer fing alles an: ImJuli 2005 tauschte der Kanadier Kyle MacDonald den unscheinbarenGegenstand gegen einen Stift und diesen dann später gegen eineTürklinke. Ein Jahr später erfüllte sich nach 14 Tauschgeschäftensein großer Traum: Ein eigenes Haus. Hollywood will die ebensoungewöhnliche wie clevere Geschichte des 28 Jahre alten Mannesverfilmen. «MacDonald ist für mich ein Vorbild - seine Idee istfaszinierend», sagt Max Raschke. Der Osnabrücker Wirtschaftsrecht-Student wandelt auf den Pfaden des Kanadiers und will sich mit Hilfedes «Klammertausches» das erste eigene Auto sichern.
Als der 22-Jährige seinen Mitstudenten von seinen Plänenberichtete, waren diese zunächst skeptisch. «Das schaffst Du nie»,bekam Raschke zu hören. Doch der gebürtige Delmenhorster ließ sichnicht beirren. Er startete seine Tauschaktion - nicht mit einerBüroklammer, sondern mit einer Autogrammkarte des früheren Fußball-Profis Ansgar Brinkmann.
Ein Freund Raschkes interessierte sich für das unterschriebeneBild. Er übergab ihm dafür eine Tasse - das erste Tauschgeschäft wargelungen. Nur zwei Wochen später folgte der nächste Deal: Für dieTasse ergatterte Raschke einen Tischtennisschläger. Mittlerweile istder Student Besitzer eines Tischgrills und eines Bier-Sechserpacks.
Tür an Tür lebt Raschke mit seinem WG-Mitbewohner Philip Engler.«Ich finde die Tauschaktion moralisch fragwürdig», meint dieser.«Andere Menschen arbeiten hart dafür, um sich ein eigenes Autoleisten zu können.» Doch trotz der Skepsis übt der «Klammertausch»auch auf Engler einen gewissen Reiz aus. So verteilt der 21-Jährigegemeinsam mit seinem Mitbewohner Flugblätter, auf denen sie für dasaktuelle Tauschobjekt werben.
Mit dem Zug reist Raschke nach Oldenburg, Hannover und Bielefeld,um seine frisch gedruckten 2500 Flyer an den Mann zu bringen. «Dageht natürlich viel Zeit bei drauf», sagt er. Auch im Internet rührtder Osnabrücker kräftig die Werbetrommel: Gemeinsam mit einem Freundhat er eine Webseite aus der Taufe gehoben, auf der er seinenTischgrill anpreist.
«Durch das Internet hat man heute viel mehr potenzielleTauschpartner als früher», stellt Jugendforscher Dietmar Sturzbecherfest. Der an der Universität Potsdam lehrende Professor schließtnicht aus, dass Raschke mit seiner Aktion den großen Coup landet.«Viele junge Menschen probieren unkonventionelle Wege zum Glück aus»,sagt er. «Der Versuch, auf einfachste Art und Weise an Eigentum zukommen, ist zutiefst menschlich.»
Die Zeichen stehen gar nicht schlecht, dass Raschkes Weg vonErfolg gekrönt sein wird. Vor einigen Tagen bot ihm eine Frau ausOsnabrück tatsächlich ein Auto an: einen 18 Jahre alten Opel Corsa.Doch Raschke lehnte den Tausch dankend ab. «Das ist noch nicht das,was ich mir vorgestellt habe», sagt er. «Der Wagen ist fast reif fürden Schrottplatz.»
So prüft Raschke neue Angebote. «Ein schicker Kleinwagen sollte esschon sein», meint der 22-Jährige schmunzelnd. Spätestens im Sommer2008 soll das erste eigene Auto vor der Tür stehen. Bis dahin könntennoch einige Tauschgeschäfte als Zwischenschritte nötig sein. UndRaschke weiß: «Wenn es nicht klappt, muss ich weiter mit Bus und Bahnfahren.»