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Job-Protokoll Was macht eigentlich eine Landschaftsarchitektin?

Ob Park oder Spielplatz: Mit ihrer Arbeit machen Landschaftsarchitekten die Städte grüner und lebenswerter. Dafür braucht es Wissen über Pflanzen und Steine, ein Hochschulstudium - und Kreativität.

Von Protokoll: Anke Dankers, dpa Aktualisiert: 03.04.2023, 14:11
Gärten, Stadtplätze oder Spielräume: Landschaftsarchitektin Sigrid Böttcher-Steeb erstellt dafür die notwendigen Planungsunterlagen.
Gärten, Stadtplätze oder Spielräume: Landschaftsarchitektin Sigrid Böttcher-Steeb erstellt dafür die notwendigen Planungsunterlagen. Mathias Rietschel/dpa-tmn /dpa-tmn

Dresden - Architekten kennt jeder: Sie bauen Häuser, Brücken und Bauwerke aller Art. Aber was genau machen eigentlich Landschaftsarchitekten? Sigrid Böttcher-Steeb arbeitet seit fast 30 Jahren in diesem Beruf - und weiß um dessen fehlende Bekanntheit. Dabei sind Landschaftsarchitekten aktuell besonders gefragt.

Warum das so ist - und warum Schulgelände ein Herzensthema für sie sind, berichtet die selbstständige Landschaftsarchitektin im Job-Protokoll.

Mein Weg in den Beruf

Ich hatte schon immer ein großes Interesse am Erhalt der Natur und war sehr umweltbewegt. Ich wollte mich dafür einsetzen, dass die Welt etwas besser wird, mehr Natur erhalten bleibt und nachhaltig gestaltet wird. Ich war aber weniger technisch interessiert und habe dann, ganz klassisch über die Berufsinformation, den Beruf der Landschaftsarchitektin gefunden.

Zunächst habe ich ein Praktikum im Garten- und Landschaftsbau gemacht und später mein Studium begonnen. Landschaftsarchitektur ist kein Ausbildungs-, sondern ein Hochschulberuf. Der Studiengang ist sehr vielseitig. Ich empfehle deshalb von Anfang bis Ende, Bachelor und Master, zu studieren.

Mein Berufsalltag

Ich plane Kindergärten, Schulen, Gärten, Stadtplätze oder Spielräume. Das ist der Bereich der Freiraum- oder Objektplanung. Ein anderer Schwerpunkt der Landschaftsarchitektur ist der Erhalt und die Verwaltung von Landschaftsschutzgebieten. Kollegen aus diesem Fachgebiet machen beispielsweise Voruntersuchungen, wenn große Verkehrsanlagen oder Brücken gebaut werden sollen.

Mein Berufsalltag besteht daraus, dass ich gemeinsam mit dem Auftraggeber, zum Beispiel einem Schulträger, berate, wie das Außengelände der Schule gestaltet sein soll. Ich spreche mit Fachleuten aus der Bauverwaltung einerseits und Schülern und Pädagogen andererseits. Ich möchte wissen, welche Vorstellungen sie haben, was ihnen wichtig ist. Außerdem muss ich wissen, wie der bestehende Platz gestaltet ist, wo es Probleme gibt.

Ich sitze viel am Computer, zeichne dort Pläne und dokumentiere die Gespräche. Ich mache Ausschreibungen und überwache das Baugeschehen ganz unmittelbar auf der Baustelle. Pflanzenkenntnis ist ein wichtiges Thema und die Kenntnis der Materialien. Welche Steine der Region kann ich beispielsweise als Kletterhügel einsetzen? Welche Pflanzen sorgen für ausreichend Schatten und Kühle?

Gute und weniger gute Seiten

Das Schönste an meinem Beruf ist die Abwechslung. Zwar ist die Arbeit am Computer ein zentraler Bestandteil meines Berufsalltags, aber ich gehe auch viel raus, messe selbst etwas aus, bestimme Pflanzen, erkunde Grundstücke, entwickle Ideen und kann dabei kreativ werden.

Ich freue mich besonders, dass ich an der Gestaltung der Lebensräume mitwirke und versuchen kann, die Dinge besser und die Welt ein Stück schöner und grüner zu machen. Schulgelände sind eines meiner Herzensthemen. Ich finde, da ist noch immer einiges im Argen. Es gibt neu gebaute Schulen, die riesige versiegelte Flächen haben, die zu wenig Schatten, zu wenig Grün und zu wenig Spiel- und Bewegungsangebote bieten. Doch es ist viel im Wandel, die Dinge entwickeln sich.

Mich stört aber, dass es noch immer einer Erklärung bedarf, welchen Beruf ich mache und wieso dieser so wichtig ist. Dass ich erklären muss: Schöne Orte wie Stadtplätze oder Parkanlagen sind nicht einfach so da, sondern Kreationen von Menschen - nämlich Landschaftsarchitekten.

Manchmal ist es zudem schwer, den ideellen Anspruch jedes Einzelnen und dessen Leistung mit dem Gehalt passgenau zusammenzubringen. Ich glaube das liegt auch daran, dass die Berufsgruppe dazu neigt, sehr schöne Lösungen zu erzielen und nicht immer auf die ökonomische Effektivität schaut. Es ist sehr schwer, das entsprechende Honorar für sehr gute Leistungen zu bekommen.

Die Aussichten

Ich bin seit 1996 in dem Beruf. In den Jahren um 2000 war es schwierig für Landschaftsarchitekten. Es gab wenige Aufträge, nicht viel Bautätigkeit. Das hat sich aber dramatisch geändert. Aktuelle Themen und Herausforderungen wie der Klimawandel und die Nachhaltigkeit beherrschen auch unsere Branche. Es werden händeringend Fachkräfte im Bereich Landschaftsarchitektur gesucht. Sie müssen die Welt von morgen klimaangepasst und nachhaltig gestalten.

So sehen die Verdienstmöglichkeiten aus:

Als Landschaftsarchitekt kann man angestellt arbeiten, etwa in Landschaftsplanungsbüros, oder selbstständig. Laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit verdienen Landschaftsarchitekten durchschnittlich rund 3900 Euro brutto. Je nach Qualifikation, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit kann das Gehalt variieren.