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Mentale Gesundheit Was Kinder in unsicheren Zeiten stark macht

Rückzugsorte, Zuversicht und echte Freundschaften helfen Kindern, mit Ängsten und Unsicherheiten umzugehen - und stark durchs Leben zu gehen. Wie Eltern dabei unterstützen können.

Von dpa 06.10.2025, 12:08
Als Bezugsperson da sein, wenn man gebraucht wird – so gelingt es, die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken.
Als Bezugsperson da sein, wenn man gebraucht wird – so gelingt es, die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Christin Klose/dpa-tmn

Berlin/Hamburg - Viele Kinder und Jugendliche wachsen mit Unsicherheiten auf, die sie belasten können. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft, etliche entwickeln Ängste und psychische Störungen. 

„Gerade deshalb brauchen sie sichere Anker, um stark durchs Leben zu gehen“, sagt die Gesundheitswissenschaftlerin Anne Kaman vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, wo sie als stellvertretende Leiterin der Forschungssektion „Child Public Health“ arbeitet.

So entwickeln Kinder Stärke und Selbstvertrauen

Was stärkt Kinder und Jugendliche in ihrer seelischen Gesundheit? Kaman nennt folgende zentrale Punkte:

  • Aufmerksamkeit, feste Bezugspersonen und sichere Orte: Wer sich gut aufgehoben fühlt, kann über Ängste und Belastungen sprechen und sie leichter bewältigen.
  • Soziale Anker im Alltag: Freundschaften, Familienrituale und verlässliche Strukturen geben Halt. Und sie unterstützen dabei, soziale Kompetenzen zu entwickeln.
  • Erfahrungen von Selbstwirksamkeit: Kinder brauchen Gelegenheiten, in denen sie erleben: „Ich kann etwas bewirken.“ Das hilft ihnen dabei, schwierige Situationen nicht nur „auszuhalten, sondern aktiv damit umzugehen“, so die Expertin.
  • Zuversicht: In Krisenzeiten erleben viele Kinder und Jugendliche Kontrollverlust. Deshalb ist es wichtig, ihnen auch Mut zu machen: „Ein positiver Blick in die Zukunft kann dann Orientierung geben.“ Auch wie Eltern den Umgang mit Stress vorleben, ist wichtig.

Kaman sagt: „Es geht nicht darum, Schwierigkeiten zu ignorieren, sondern darum, sie als bewältigbar zu erleben“. Das fördert bei den Kindern innere Stärke und Selbstvertrauen - und diese Haltung sei ein ganz zentraler Schutzfaktor, gerade in Krisenzeiten.

Was Widerstandskraft bedeutet

Die Kommunikationswissenschaftlerin Anna Frey gibt zu bedenken: „Widerstandskraft im Sinne der Resilienz meint ja nicht den Gedanken "Nichts kann mir etwas anhaben", sondern das Bewusstsein dafür, in einer Krise nicht alleine zu sein.“ Also, zu wissen: „Ich bekomme Hilfe, ich habe Menschen, an die ich mich wenden kann, ich kenne Tools, die ich nutzen kann.“ 

Eine Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Betreuungspersonen ist die Nummer gegen Kummer: Hier kann man sich kostenlos und anonym telefonisch und online informieren und beraten lassen.