Was bei der Einschulung zu beachten ist Was bei der Einschulung zu beachten ist: Kuscheltier bleibt im Ranzen

Halle (Saale) - Mit der Schule beginnt der Ernst des Lebens. Das sagt sich zunächst leicht dahin. Für die Kinder sind damit aber tatsächlich gravierende Einschnitte verbunden. Wie können Lehrer und Eltern ihnen dabei zur Seite stehen? Darüber hat Lutz Würbach mit Thekla Mayerhofer, Vorsitzende des Grundschulverbandes Sachsen-Anhalt, gesprochen.
Gehört das Lieblingskuscheltier in die Schule?
Mayerhofer: Ich sehe kein Problem, wenn es am Anfang mit in die Schule kommt. Aber es muss im Ranzen warten, bis der Unterricht vorbei ist. Auf diesen Kompromiss kann man sich einlassen.
Warum?
Mayerhofer: Eltern und Großeltern sagen ihren Abc-Schützen, dass nun der Ernst des Lebens beginnt. Tatsächlich ändern sich von heute auf morgen viele Dinge für das Kind. Es gerät in eine Stresssituation. Das Kuscheltier kann ihm dabei ein Stück Sicherheit bieten. Es ist etwas Bekanntes, Vertrautes, Geliebtes. Eltern sollten deshalb zum Schulbeginn dem Wunsch des Kindes nachgeben.
Wie sieht das zum Beispiel mit dem Einschulungskleid aus, mit dem das Mädchen am liebsten jeden Tag in die Schule gehen würde?
Mayerhofer: Das ist wie mit dem Kuscheltier. Das Kind fühlt sich in seinen schicken Sachen gut, wird dafür auch von den Verwanden und Bekannten bewundert. Diese Anerkennung gibt ihm ein Stück Sicherheit. Das ist in den ersten Tagen, die große Umbrüche für das Kind mit sich bringen, von Vorteil. Das geht uns Erwachsenen im Übrigen ja auch so. Wenn wir uns irgendwo vorstellen oder neu hinzu kommen, machen wir uns ebenfalls schick. Aber klar, irgendwann ist das Einschulungskleid nicht mehr die passende Kleidung für den Unterricht.
Sie sind selbst Lehrerin, dürfen die Kinder in Ihrem Unterricht trinken?
Mayerhofer: Ich habe kein Problem damit, wenn Kinder etwas zu Trinken mitbringen. Aber die Flasche muss nicht während des Unterrichts auf dem Tisch stehen. Das stört nur die Ordnung. Wenn die Grundschüler am Anfang mit Federmappe und Hausaufgabenheft auf ihrer Bank klarkommen, ist das schon eine Leistung. Da braucht es die Flasche nicht auch noch. Also: Trinken ja, aber vorzugsweise in der Pause. Letztlich bestimmt jeder Lehrer selbst, welche Regeln in seinem Unterricht gelten.
Viele Eltern geben ihrem Kind ein Handy mit, damit es stets erreichbar ist. Was halten Sie davon?
Mayerhofer: Zunächst einmal regelt das jede Schule für sich. Ich bin aber der Meinung, dass ein Erstklässler kein Handy in der Schule braucht. Es vermittelt lediglich eine scheinbare Sicherheit. Warum soll das Kind ständig erreichbar sein? Um immer zu wissen, wo es sich gerade aufhält? Der Wunsch mag verständlich klingen, aber er ist kein Ausdruck dafür, dass Eltern ihren Kindern ein Stück Vertrauen entgegenbringen. Wenn die Jungen und Mädchen zum Beispiel einen kurzen beziehungsweise sicheren Schulweg haben, ist eine ständige Kontrolle nicht nötig. Wenn der, aus welchen Gründen auch immer, komplizierter sein sollte, kann die Sache natürlich auch anders gesehen werden.
Wer bestimmt die Sitzordnung?
Mayerhofer: Am Ende der Lehrer, denn er kann einschätzen, wer mit wem zusammensitzen kann. Er schaut aber auch darauf, dass Brillenträger weiter vorne sitzen oder Linkshänder auf ihrem Platz klarkommen. Ich halte es so, dass sich die Kinder zunächst ihren Platz und Banknachbarn selber suchen dürfen. Viele wollen neben Freund oder Freundin aus dem Kindergarten sitzen, was verständlich ist. Dann wird geschaut, ob das auch so passt. Übrigens wollen die Eltern meistens, dass ihre Kinder vorne sitzen. Vermutlich hängt das mit eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zusammen: Vorne wird mehr aufgepasst.
Apropos Eltern, Lehrer sagen immer wieder, dass sich manche zu sehr in den Unterricht einmischen.
Mayerhofer: Das kommt tatsächlich vor. Sie gehen von ihrer eigenen Schulzeit aus und sind irritiert, wenn heute etliche Dinge anders laufen. Aber Schule hat sich nun mal verändert. Zum Glück! Eltern sollten dem Lehrer zunächst einmal vertrauen.
Aber Lehrer sind grundsätzlich offen für Gespräche mit Eltern?
Mayerhofer: Das sollten sie unbedingt sein. Aber ich bin kein Freund von Gesprächen zwischen Tür und Angel. Wenn man sich zufällig in der Kaufhalle an der Kasse trifft, ist das nicht der geeignete Ort, um über die schulischen Leistungen des Kindes zu reden. Dieses Gespräch wird immer an der Oberfläche kratzen. Besser ist es, wenn die Eltern mit dem Lehrer einen Termin vereinbaren und dann in Ruhe miteinander sprechen.
Wie können Eltern den Schulstart ihres Kindes erleichtern?
Mayerhofer: Indem sie ihrer Tochter oder ihrem Sohn eine gute Basis schaffen: ausreichend Schlaf, ein gesundes Frühstück, Freizeit, Harmonie in der Familie, Vertrauen und auf keinen Fall Lerndruck. (mz)
