Wertvolle Zeit Warum Sie Ihren Eltern diese Fragen stellen sollten
Wann haben Sie mal mit Vater oder Mutter über anderes gesprochen als Gesundheit, Wetter, andere Familienmitglieder? Auch wenn man sich ewig kennt: Alle können noch mal Neues erfahren...

New York - Klar, die eigenen Eltern kennt man. Da fragt man oft nur: Wie geht's, was sagt der Arzt, was macht der Garten - doch es gibt noch andere Fragen und Themen: Gespräche mit den eigenen Eltern über deren Leben und Erfahrungen können sogar psychologisch stärkend sein. Sowohl für die Kinder als auch für die Eltern.
Die Idee: Durch offene Fragen lernen wir nicht nur unsere Eltern besser kennen – wir können auch emotionale Nähe herstellen und Erinnerungen bewahren. Das sei gerade dann wichtig, wenn Eltern älter werden oder gesundheitliche Probleme auftreten, erklärt die Ärztin und Gründerin der Non-Profit-Organisation End Well, Shoshana Ungerleider, im US-Magazin „Time“.
Und: „Die Geschichten unserer Eltern können uns helfen, uns selbst besser zu verstehen.“
Wovor haben sie sich als Kind gefürchtet? Welche Träume haben sie sich erfüllt, und welche nicht? Wer seinen Eltern solche Fragen stellt, kann ihnen auf neue Weise begegnen. Denn oft fehlen im Alltag die Gelegenheiten für tiefere Gespräche – und irgendwann ist es zu spät, so Ungerleider.
Ihr Rat: sich bewusst Zeit für diese Gespräche nehmen.
Fragen, die man stellen kann, können etwa sein:
- Was wünschst du dir für mein Leben am meisten? - Gesundheit und Erfolg, sicher. Doch andere Dinge, etwa zwischenmenschliche, „sind auch so unglaublich wichtig“, sagt Ungerleider. So könne man darüber sprechen, wie man jeweils das Leben gestaltetet und welche Rolle auch die Liebe und Sorge füreinander spielen.
- Was waren deine schmerzhaftesten Momente? - Für so ein sensibles Thema muss man den richtigen Zeitpunkt finden. Aber die Antwort lässt uns etwas über die prägendsten Erfahrungen unserer Eltern lernen, besonders, wenn man noch eine Anschlussfrage stellt: Was hat dir geholfen, aus diesem Tief herauszukommen? „Man kann wirklich etwas lernen, wenn man sieht, wie jemand mit einem Hindernis oder einer Widrigkeit konfrontiert wurde und wie er sie überwunden hat“, so Ungerleider. Die Mutter oder der Vater sind vielleicht resilienter als wir wussten - und das kann inspirierend wirken.
- Woran sollen sich die Leute erinnern, wenn sie an dich denken? - Darüber denken nicht genügend Menschen nach, findet die Ärztin. Es mag sich so anfühlen, als ob man Traurigkeit in diese Beziehung bringt, bevor es nötig ist, aber das sei besser, als dass es später leidtut, es gelassen zu haben. „Sicherlich sollte man darüber nachdenken, was man physisch hinterlässt oder was man in seinem Leben geschaffen hat, aber auch darüber, wie man hofft, dass sich die Menschen in der eigenen Gegenwart fühlen und welche Erfahrungen sie mit einem gemacht haben.“
Und wie beginnt man mit dem Fragenstellen? Die Psychologin Jenny Shields aus Houston schlägt vor:
- Gibt es etwas, was dich gerade interessiert oder was dich beschäftigt, von dem ich gar nichts weiß? - Solche Fragen sind einfach, aber neu, und sie können den Raum für tiefere Gespräche öffnen.
„Es geht nicht nur um das Sammeln von Geschichten“, erklärt Ungerleider. „Es geht um Verbindung - und darum, jemanden wertzuschätzen, solange er noch in der Lage ist, das zu fühlen und zu erleben.“