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Vorsicht Nässe: Schimmelpilze lieben Feuchtigkeit

Von Stephanie Hoenig 31.03.2008, 07:26

Dessau/dpa. - Schimmelpilze in der Wohnung: Das sind kleine oder größere dunkle Flecken an Decken, Wänden und Möbeln. Dazu kommt ein Geruch zwischen muffig und modrig.

Theoretisch lassen sich die gesundheitsgefährdenden Schimmelpilze also leicht erkennen. In der Praxis ist es jedoch nicht ganz so einfach. Denn manche Schimmelpilze sind wahre Meister im Tarnen. Weißer Schimmel zum Beispiel, der erst später schwarz wird, ist auf hellen Wänden im Anfangsstadium schwer zu erkennen, sagt Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut in München.

Und längst nicht immer wird Schimmel von moderigen Gerüchen begleitet. An schwache Pilzausdünstungen gewöhnen sich Bewohner häufig auch - und halten ihn für den Eigengeruch der Wohnung. Vielfach werden Schleimhautreizungen, die durch die Pilzsporen hervorgerufen werden, als «trockene Luft» fehlinterpretiert. Die Luft dann noch zusätzlich zu befeuchten, verschlimmert das Problem, da Feuchtigkeit das Pilzwachstum fördert.

Besteht der Verdacht auf verdeckten Schimmelpilzbefall, müssen die betroffenen Räume genauer untersucht werden. «Denn Schimmelpilzbildung ist nicht nur ein optischer Mangel, sondern kann gesundheitliche Probleme hervorrufen», sagt Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale in Hamburg. Schimmelpilze bilden Sporen, die in die Raumluft gelangen und über die Atemwege oder die Haut vom Menschen aufgenommen werden. Einige Arten können das Immunsystem schwächen sowie Infektionen, Lungenerkrankungen und Allergien hervorrufen.

In Panik sollte aber niemand geraten: Ein Schimmelpilz in der Wohnung bedeutet nicht zwangsläufig eine Gefahr für die Gesundheit, gibt das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau Entwarnung. Wie gefährlich der Pilz ist, hänge von der Stärke und der Art des Schadens ab sowie von der Empfindlichkeit der Bewohner. Auf jeden Fall handelt es sich aber um ein hygienisches Problem, das in Angriff genommen werden sollte.

«Schimmel kann nur auf Materialien wachsen, die eine leicht erhöhte Feuchtigkeit aufweisen», erklärt Petersen. Die Ursachen für Feuchtigkeitsbildung in der Wohnung sind vielfältig: Schuld können bauliche Mängel, aber auch Fehler der Bewohner sein. Bei Baumängeln wie Rissen oder sonstigen undichten Stellen in der Gebäudehülle sorgt einlaufendes Oberflächenwasser für die Lebensgrundlage von Schimmelpilz-Kolonien.

«Auch falsches Heizen und Lüften kann für Feuchtigkeitsprobleme verantwortlich sein», erläutert Petersen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit - verursacht durch Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen - schlägt sich an kalten Innenwänden nieder und kondensiert. Wenn der Untergrund die Feuchtigkeit über einen längeren Zeitraum durch angemessenes Heizen und Lüften nicht wieder an die Raumluft abgibt, durchfeuchten die Wände.

Schimmelpilzbildung in Mietwohnungen ist ein häufiger Streitpunkt zwischen Mieter und Vermieter. «Die Frage ist immer, wer Schuld am Schimmelpilz ist», sagt Hermann-Josef Wartegeld, Rechtsanwalt beim Deutschen Mieterbund (DMB) in Berlin. Schimmelbildung muss dem Vermieter unverzüglich gemeldet werden. Da Schimmelpilz kein Schönheitsfehler, sondern ein Mangel ist, muss der Vermieter dagegen vorgehen. Hat allerdings der Mieter den Schimmel verursacht, trägt er die Kosten der Sanierung.

INFO: Kleine Schimmelstellen selbst sanieren

Nur oberflächlich befallene, kleine Schimmelstellen mit einer Fläche von weniger als einem halben Quadratmeter können auch ohne Profi-Hilfe beseitigt werden. Bei glatten Oberflächen wie Metall, Keramik und Glas reichen schon Wasser und normaler Haushaltsreiniger zum Entfernen.

Poröse Materialien - etwa Tapeten, Gipskartonplatten, poröses Mauerwerk und Deckenverschalungen - lassen sich dagegen schwer oder gar nicht reinigen. Der Schimmelpilz kann hier auch bis in tiefere Materialschichten eingedrungen sein. Befallene Gipskartonplatten oder leichte Trennwände sollten daher am besten ausgebaut werden. Auf nicht ausbaubaren Baustoffen muss sichergestellt sein, dass alle Schimmelpilze vollständig, das heißt auch in tieferliegenden Schichten, entfernt werden.