Vom Piraten-Trost zum Partygetränk: Rum
Flensburg/dpa. - Einst galt Rum als Begleiter aller Seemänner und Freibeuter. Heute ist die Spirituose eher ein beliebtes Party- und Mixgetränk. Doch im Schatten des Single-Malt-Whisky, der als elegantes Genießergetränk gilt, wird der Rum unterschätzt.
Völlig zu Unrecht, findet Rum-Expertin Kristina Wolf aus Berlin. «Rum hat schließlich sogar noch eine größere Bandbreite als Whisky», erläutert Wolf, die auch selbst ein Fachgeschäft für Spirituosen betreibt. Mal sei er wie der Trinidad-Rum leicht und fruchtig, mal wie Jamaika-Rum sehr aromatisch oder wie ein sogenannter Rhum Agricole sehr blumig-elegant.
Bereits 1755 legte das erste Schiff mit Rumfässern im damals noch dänischen Flensburg an, das in den kommenden Jahrzehnten zur Rum-Metropole Mitteleuropas wurde. Bis heute kommt das Zuckerrohr-Produkt aus der Karibik, aber auch aus Australien, Indien, Mexiko und fast 80 weiteren Ländern. «Hergestellt wird er dort aus der Melasse oder seltener auch aus dem Saft von Zuckerrohren», erklärt der Destillateur Braasch, der in Flensburg ein eigenes Wein- und Rumgeschäft führt. Mit Wasser und Hefe wird das zur Gärung gebracht und nach einer Woche destilliert. «Der Alkohol, der da rauskommt, ist der junge Rum.»
Dieser wird danach durchschnittlich ein bis zwei Jahre in Fässern gelagert. «Liegt er in Eichenfässern, bekommt der Rum eine braune Farbe», weiß Braasch. «Wird der Rum hingegen in Edelstahlfässern gelagert, bleibt er weiß oder vielmehr durchsichtig.» Die Länge dieser Einlagerung, die bis zu 15 oder 20 Jahre betragen kann, ist ein Qualitätskriterium.
Manchmal verbirgt sich hinter dem braunen allerdings nur ein weißer Rum, der mit Zuckercouleur eingefärbt wurde, wie Wolf berichtet, Inhaberin eines Rumfachgeschäfts in Berlin. «Da soll dann die Farbe suggerieren, dass es sich um einen alten und hochwertigen Rum handelt.» Abgesehen von der Farbe werden geschmacklich schwerer Rum mit mehr Aroma und weniger Alkoholgehalt sowie leichter Rum mit weniger Aroma, aber mehr Alkohol unterschieden. Die Auswahl eines Rums ist nach Angaben der Experten aber Geschmackssache.
Neben dem importierten, hochprozentigen Originalrum und dem in Deutschland auf eine Trinkstärke von mindestens 37,5 Prozent reduzierten Rum wird oft auch noch ein Rumverschnitt angeboten. Anders als der höherwertige, pure Rum muss der Verschnitt schließlich nur mindestens fünf Prozent Rumanteil haben. «Der Rest besteht aus Wasser und geschmacksneutralem Alkohol», erklärt Spezialistin Wolf.
Rum - ob Original oder Verschnitt - kommt jedoch nicht nur in Bars zum Einsatz und bei Barkeepern in den Cocktail-Shaker. Auch in der Küche wird die Spirituose gerne verwendet. «Rum eignet sich sehr gut zum Abrunden, als Würzstoff und Geschmacksverstärker», erklärt Konditormeister Steffen Blunck aus Berlin.
Man sollte Rum allerdings maßvoll einsetzen. Dabei passe er zu Torten und Trüffeln ebenso wie zu Pralinen und Desserts. Auch Früchte eigneten sich hervorragend zur Verarbeitung mit dem Getränk. «Da bieten sich besonders die Zitrusfrüchte an», sagt Blunck. Gerade in den kälteren Monaten werde verstärkt Rum verwendet - ob zum Backen, im heißen Tee oder doch, wie bei Rum-Genießern, auf Zimmertemperatur ganz einfach pur.