Vom Master zum Doktor: Promovieren mit FH-Abschluss
Bonn/dpa. - Ein Doktortitel macht nach wie vor Eindruck. Und er ist die Eintrittskarte für eine wissenschaftliche Laufbahn. Der übliche Weg zum Doktorhut führt über die Universität.
Er steht aber auch Absolventen einer Fachhochschule offen. Und seit Uni und FH mit Bachelor und Master die gleichen Abschlüsse vergeben, sollen sie ihn sogar leichter als je zuvor betreten können. In der Praxis sehen sich FH-Absolventen aber nach wie vor bürokratischen Hürden gegenüber.
Promovieren geht nur an Unis oder gleichgestellten Hochschulen wie einigen Privatinstituten. Grundvoraussetzung sei ein guter bis sehr guter Studienabschluss, erklärt Jan Rathjen von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn. Für die alten Diplomabschlüsse heißt das: FH-Absolventen sollten eine Note von 2,4 oder besser haben. Dann müssen sie den Uniabschluss nicht nachholen.
Wer einen Master von der FH in der Tasche hat, ist besser dran: «In diesem Fall kann die Zulassung auch direkt erfolgen», erläutert Rathjen. Denn Masterabschlüsse von Unis und Fachhochschulen werden bei der Zulassung mittlerweile als gleichwertig angesehen. «Die Umstellung des Studiensystems auf Bachelor und Master erhöht die Chancen auf eine Promotion für FH-Absolventen», erläutert Rathjen.
Wie die Bestimmungen aber umgesetzt werden, ist Sache der einzelnen Fakultäten an den Unis. «Und genau darin liegt die Schwierigkeit», sagt Marcus Müller vom Promovierenden-Netzwerk Thesis in Bonn. «Denn die Promotionsordnungen enthalten keine einheitlichen Vorgaben». Selbst der FH-Master werde nicht unbedingt überall anerkannt. Noch seien nicht alle Promotionsordnungen geändert worden.
Jeder Aufnahmeantrag werde individuell geprüft, erklärt Alexander Kampe von der Promotionsgeschäftsstelle der Universität Kassel. Üblich sei dabei ein sogenanntes Eignungs-Feststellungsverfahren. Dieses umfasse als ersten Schritt ein Fachgespräch mit dem Doktorvater. Darin müssen Bewerber ihre wissenschaftlichen Kenntnisse nachweisen und ihr Forschungsinteresse begründen.
Überzeugen FH-Absolventen den Professor, werden sie entweder direkt zugelassen. Oder der Doktorvater klärt mit dem Promotionsausschuss, welche Studien- und Prüfungsleistungen noch an der Uni zu erbringen sind. In der Regel bleiben Studenten ein bis drei Semester, um die Auflagen des Ausschusses zu erfüllen.
Auch für Bachelor-Absolventen der Fachhochschule ist eine Promotion grundsätzlich möglich, sogar ohne den Masterabschluss nachholen zu müssen. «Fast-Track» nennen Bildungsexperten diesen eher unüblichen Studienverlauf. «Tatsächlich handelt es sich hier um Einzelfälle, in denen eine Hochbegabung vorliegt», erklärt Rathjen.
Die größten Schwierigkeiten für FH-Studenten sieht Marcus Müller in der Organisation der Promotion: «Die Suche nach einem geeigneten Doktorvater gleicht oft der Nadel im Heuhaufen.» Dieser müsse in einem themenverwandten Fachbereich tätig sein und als Gutachter für die bis zu fünfjährige Doktorarbeit zur Verfügung stehen.
Ein Problem bestehe, wenn es für ein FH-Fach keine Entsprechung an der Uni gibt. Dann müssen Absolventen erst einmal herausfinden, in welchem Fachbereich sie promovieren könnten. «Wichtiger Ansprechpartner sind deshalb die eigenen Professoren, die oft erste Kontakte vermitteln können», rät Müller. Zudem sei es sinnvoll, das Thema der Masterarbeit bereits mit Blick auf eine mögliche Promotion zu wählen. Dann können FH-Studenten später besser darauf aufbauen.
In Deutschland promovieren jährlich 25 000 Studenten. Gerade einmal 570 Absolventen mit einem FH-Diplom erreichten aber zwischen 2006 und 2008 den höchsten Bildungsabschluss, wie die Hochschulrektorenkonferenz ermittelt hat. Zur Promotion zugelassen wurden in diesem Zeitraum 1224 FH-Absolventen mit einem Diplom, 264 mit einem Master und 6 mit einem Bachelor.