Viele Kinder klagen über Stress und Übergewicht
Berlin/dpa. - Die allermeisten Kinder in Deutschland fühlen sich vor allem in der Familie und im Freundeskreis wohl. Viele der Jungen und Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren klagen aber auch über Stress in der Schule und Übergewicht.
Dies ist das Ergebnis des «LBS-Kinderbarometer 2007», dessen Ergebnisse in Berlin vorgestellt wurden. Dabei wurden über 6000 Kinder in sieben Bundesländern zu ihrem Befinden befragt.
Demnach ist bereits jeder dritte Jugendliche übergewichtig, vier bis acht Prozent der Schulkinder sind sogar fettsüchtig. Für ein Fünftel der Kinder sind Chips und Fast Food feste Bestandteile der Ernährung. Sechs Prozent der Kinder sitzen laut Studie nie oder selten mit ihren Eltern am Esstisch.
Zwei Drittel der befragten Jugendlichen fühlt sich laut der Studie gut oder sehr gut, vor allem in der Familie oder dem Freundeskreis. Dagegen gibt ein Viertel der Kinder mehrfache Belastungen an: Sie fühlen sich häufig krank, ernähren sich in der Regel schlechter als ihre Altersgenossen und treiben weniger Sport.
In dieser Risikogruppe haben 37 Prozent der Befragten Allergien, 42 Prozent klagen über Stresskopfschmerzen. Fast zwei Drittel empfinden sich als zu dick. Kinder aus Familien, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, fühlen sich relativ häufiger krank. Sie und Kinder mit Migrationshintergrund nutzen auch seltener die Vorsorgeuntersuchungen - etwa beim Zahnarzt. Wenn die Jugendlichen nach ihren Rechten befragt werden, stehen ganz oben auf der Wunschliste: der Schutz vor Gewalt, das Recht auf Spiel und Freizeit und das Recht auf Kontakt zu beiden Eltern.
Um bei Kindern den Kreislauf von falscher Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht zu durchbrechen, helfen Verbote und Vorschriften durch die Eltern wenig. «Wesentlich ist für Kinder Struktur im Alltag - nur das bringt dem Kind Entspannung und ein Gefühl für seinen Körper», sagte Anna Oldenburg von der Plattform Ernährung und Bewegung in Berlin. Ein schlichtes Süßigkeitenverbot oder das Anmelden im Sportverein führe allein nicht zum Ziel.
«Übergewicht oder Bewegungsmangel sind nur ein Symptom. Wichtiger ist, als Familie gemeinsam an die Sache heranzugehen.» Kinder bräuchten gemeinsame Mahlzeiten und Pausen zur Entspannung im Alltag. «Bei vielen läuft ständig der Fernseher, oder es dudelt der Kassettenrekorder. Nur ausgeglichene, entspannte Kinder haben aber ein Gefühl dafür, wann sie satt oder hungrig sind - und nur entspannt kann ich auch ein Gefühl für meinen Körper entwickeln.»
Das helfe, Frustessen zu vermeiden und mache das Anleiten zu regelmäßiger Bewegung möglich. «So ein Schritt ist anstrengend für eine Familie. Da müssen alle mitmachen, über einen längeren Zeitraum beobachten und selbstkritisch sein.» Nur auf diese Weise gelangen Familien nach Worten von Oldenburg zu einer Lösung des Problems, das nicht allein das des Kindes ist.
Mehr Informationen zum Thema: www.ernaehrung-und-bewegung.de