Viele Exoten sind als Haustiere ungeeignet
Bonn/Tübingen/dpa. - Die Schlange kriecht unter dem Wohnzimmertisch entlang, der Chinchilla wird zum Ersatz für das Schoßhündchen: Neben Hund, Katze und Kaninchen halten sich viele Menschen exotische Tiere in ihren eigenen vier Wänden.
Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes leben bundesweit rund 80 Millionen Exoten in Privathaushalten. Doch längst nicht alle Reptilien, Amphibien oder exotischen Vögel lassen sich dort angemessen halten.
«Oft leiden diese Tiere jahrelang, ohne dass sie ihrer Qual so offensichtlich Ausdruck verleihen können, wie das etwa bei Hunden und Katzen möglich ist», erklärt Steffen Seckler vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. «Außerdem werden sie meist der Natur entnommen, weil sie nicht oder nur sehr schwer nachzuzüchten sind.» Der Tierschutzbund lehnt eine Haltung von Exoten daher generell ab.
Das sieht der Tierarzt Thomas Steidl aus Tübingen etwas anders. Einem strikten Verbot steht er skeptisch gegenüber. Vielmehr hält er das deutsche Tierschutzgesetz für einen guten Rahmen. «Ich denke, dass auch eine artgerechte Haltung von Exoten möglich ist», sagt er.
Die exotischen Tiere, die hierzulande vorwiegend zu Hausgenossen werden, seien relativ anspruchslos in der Pflege. «Sofern das aufwendiger wird, reduziert sich ohnehin die Zahl derer, die Interesse an einem solchen Tier haben, weil es ihnen einfach keinen Spaß mehr macht», erklärt Steidl.
«Viele vermeintliche Tierfreunde sind dann überfordert, weil sie sich vorher keine Gedanken über artgerechte Haltung gemacht haben», sagt hingegen Steffen Seckler. «So gibt es auch immer wieder Halter, die etwa nicht bedenken, welche Größe eine ausgewachsene Schlange annehmen kann.» Das führe dann entweder zu einer qualvollen Haltung, oder die Tiere würden letztlich abgegeben oder ausgesetzt.
«Ein großer Fehler ist, Papageien oder andere exotische Vögel, die entweder sehr gesellig sind oder in der Natur in Schwärmen leben, einzeln zu halten», erklärt Tierarzt Steidl. «Dadurch entstehen Fehlprägungen und psychogene Störungen.» Die äußern sich zum Beispiel dadurch, dass sich die Tiere die Federn ausrupfen.
Die offizielle Einfuhr von Exoten ist nicht ohne weiteres möglich. Im Washingtoner Artenschutzabkommen sind alle Tier- und Pflanzenarten aufgeführt, deren Import illegal ist. Je nachdem, wie selten und gefährdet die geschmuggelte Tierart ist, fällt die Strafe unterschiedlich hoch aus.
So muss ein Tourist, der verbotenerweise eine Koralle mitgenommen hat, mit einem Betrag zwischen 100 und 200 Euro rechnen. Beim Schmuggel einer Schlange liegt die Strafe schon bei 5000 Euro. «Die Zahl der Lebendaufgriffe solcher Tiere ist allerdings seit einigen Jahren stark rückläufig», sagt der Sprecher des Hauptzollamtes am Frankfurter Flughafen, Andreas Urbaniak.
Allerdings ist Deutschland nach wie vor einer der größten Importeure exotischer Tiere. Das Problem: Bis die Tiere hier ankommen und das Tierschutzgesetz beim Transport greift, sind viele von ihnen schon verendet. «Die Mortalitätsrate bei den Vögeln liegt beispielsweise bei etwa 80 Prozent», sagt Seckler. «Und das alles geschieht nur, damit diese Tiere zum Accessoire für die Besitzer werden.»
Infos vom Tierschutzbund: www.tierschutzbund.de
Infos zum Artenschutzabkommen vom Bundesamt für Naturschutz: www.bfn.de/0305_cites.html