Vergessene Benachteiligung Vergessene Benachteiligung: "Kompliziert bleibt es für Arbeiterkinder eigentlich immer"

Köln - Wer über Diskriminierung spricht, spricht über Rassismus und Sexismus. So zumindest das Muster der vergangenen Jahre: Die #metoo-Debatte fand schnell ihren Weg in die breite Öffentlichkeit und warf Fragen nach der Gleichstellung der Geschlechter mit einer neuen Dringlichkeit auf. Die #BlackLivesMatter-Bewegung wendet sich nun mit neuer Wucht gegen rassistische Strukturen, die sich in gefilmter Polizeigewalt erschütternd plakativ ausdrückt.
Beide Begriffe, Rassismus und Sexismus, erscheinen heute als dauerpräsent, nicht wegzudenken, Abgrenzungen von ihnen prägen die politische Kommunikation. Den Begriff „Klassismus“ hingegen kennt nicht einmal der Duden. Dabei gibt es ihn seit mehr als 100 Jahren. Der Soziologe Andreas Kemper definiert ihn als „Benachteiligung aufgrund der sozialen Herkunft oder Position.“ Kemper ist Arbeiterkind, Akademiker, Publizist. Kurz: Aufsteiger. Er forscht seit Jahren gegen diesen Klassismus an, auch aus persönlichem Interesse. Klassismus sei „die vergessene Benachteiligung.“ Ist das so?