Verbraucher Verbraucher: Flohmärkte haben Hochsaison

Hamburg/Reichertshausen/dpa. - Alle Überraschungseier-Figuren verkauft, eine alte Rollei-Kamera gefunden - Floh- und Trödelmärkte sind meist wahre Fundgruben für Sammler und Jäger aller erdenklichen Schätze. Hochsaison für Flohmarkt-Fans ist der Sommer. Fast überall findet sich an den Wochenenden dann eine Möglichkeit, um Kuriositäten und Kostbarkeiten zu feilschen. Die einen sind auf der Suche, die anderen wollen Aussortiertes vom Speicher oder aus dem Keller loswerden. Damit der Tag auf dem Markt zum Erfolg wird, sollten aber Käufer und Verkäufer einige Tipps beherzigen.
Wer beispielsweise zu spät auf den Markt kommt, den bestraft der Frühaufsteher. Wertvolle Schnäppchen werden oft morgens gemacht: «Viele echte Sammler sind bereits zwischen halb sieben und sieben Uhr vor Ort», sagt Roland Resag, Gründer des Flohmarktveranstalters «Marktkultur Hamburg».
Trödel liegt im Trend: «Die Flohmärkte haben in letzter Zeit einen Aufschwung erlebt», sagt Joscha Eberhardt, Redakteur des in Reichertshausen (Bayern) erscheinenden «Trödler & Sammler Journals». Die Gründe dafür seien vor allem die Zeiten dünner Geldbeutel und wirtschaftlicher Rezession. Seinen Angaben zufolge gibt es in Deutschland inzwischen mehr als 4000 Flohmarkttermine monatlich. Zwei bis drei Millionen Menschen tingeln jedes Wochenende über die unkonventionellen Handelsplätze.
Um den richtigen Markt zu finden, hilft ein Blick in die aktuelle Ausgabe der Tageszeitung oder die einschlägigen Magazine. Aber auch das Internet liefert einen schnellen Überblick, etwa auf den Seiten http://www.flohmaerkte.com und http://www.flohmarkt.de. Die ergiebigsten Fundgruben seien die nicht-professionellen Veranstaltungen mit dem Hinweis «nur private Anbieter», erklärt Eberhardt. Da stelle der Schrotthändler neben der Hausfrau und der Sperrmüllsammler neben dem Antiktrödler aus. Händler mit Neuwaren seien in der Regel nicht zugelassen.
Der Flohmarkt ist ein Marktplatz der Gelegenheiten: Es gibt keine Zwänge, die Preise werden ausgehandelt. «Das erste Preisangebot ist dabei häufig nicht das günstigste», sagt Resag. Das gelte für den Verkäufer und den Käufer gleichermaßen. Der Käufer sollte sich vor dem Kauf überlegen, wie viel ihm das begehrte Stück wert ist. Häufig seien sich die Verkäufer ebenso unsicher über die Preise und dankbar für einen Vorschlag. Doch der Anbieter muss auf der Hut sein: Professionelle Flohmarkteinkäufer tauchen früh auf und bauen auf die Unwissenheit der Verkäufer. Sie versuchen wertvolle Ware günstig zu erstehen, um sie später weiterzuverkaufen.
Sowohl der Verkäufer als auch der Besucher sollte ausreichend Kleingeld mitbringen, rät Resag. Besonders morgens, zu Beginn der Veranstaltung, sind die Wechselgeldkassen oft noch leer, und die Händler können auf große Scheine kaum herausgeben. Auch sollten die Geldbörsen am Körper getragen werden. «Auf dem Flohmarkt im Karoviertel in Hamburg kam es häufig vor, das Taschendiebe unachtsame Anbieter ausplünderten», erzählt der Experte aus der Hansestadt.
Die Freude am Flohmarkt liegt nicht nur im Besitz schöner Dinge, sondern vielmehr in ihrer Entdeckung, beschreibt die Schriftstellerin Binnie Kirshenbaum aus New York ihre Leidenschaft: Der Spaß bestehe darin, sich durch einen Stapel Polyester durchzuwühlen, ehe man auf Samtbrokat stößt, erzählt sie in ihrem Buch «Flohmärkte» (Kleine Philosophie der Passionen, dtv-Verlag, ISBN 3-423-20610-1, 8 Euro). Sich ein makelloses Spitzenhemdchen bei Donna Karan zu kaufen sei sicher reizvoll. «Aber als ich auf einem Pariser Flohmarkt einen kompletten Satz weißer viktorianischer Unterwäsche für ein paar Euro entdeckte, war ich doch viel aufgeregter», schreibt Kirshenbaum.
Sicher ist solch ein Fund Glücksache, doch Kirshenbaum zufolge nicht unbedingt die Ausnahme: Wer eine alte Brosche oder handgenähte Mode vergangener Epochen entdecken will, brauche vor allem eines: Geduld. Wer auf der Suche nach ausgefallenen Schätzen ist, sollte aber auch darauf achten, wie häufig ein Markt stattfindet. In der Regel gilt: Je seltener eine Veranstaltung angeboten wird, desto wahrscheinlicher kommen Sammler und Jäger hochwertiger Teile auf ihre Kosten, so Eberhardt.
Sei es der Elbmarkt in Dresden, die Rheinaue in Bonn oder der Pfennigmarkt in Karlsruhe: Flohmärkte sind immer für Überraschungen gut. Möglich, dass sogar auf einem kleinen Sonntagsflohmarkt auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums neben der alten Duschhaube und zerfledderten Zeitschriften der langersehnte Biedermeier-Schreibtisch aus Privatbesitz auf einen Käufer wartet. Verschiedene Märkte ausprobieren und ein Gespür für Fundgruben entwickeln, gibt Joscha Eberhardt daher Trödelneulingen als Tipp mit auf ihren Weg.