Verankert oder freistehend: Balkone nachträglich anbauen
Berlin/dpa. - Ein Balkon steigert die Wohnqualität der Bewohner und erhöht den Wert der Immobilie. Bei Altbausanierungen in Städten gehören Balkonanbauten deshalb meist dazu.
Aber die Arbeit ist nicht mit einer kleinen Skizze, der Fahrt zum Baumarkt und dem Opfern von etwas Freizeit getan. Damit das Unternehmen «Balkon» nicht zum Fiasko gerät, sind Planung und Expertenrat gefragt.
Zunächst muss die baurechtliche Seite abgeklärt werden: «Der Balkonanbau muss genehmigungsfähig sein», sagt Wolfgang Queißer, Sachverständiger im Verband privater Bauherren in Berlin. Dafür muss der geplante Balkon bestimmte Bedingungen erfüllen, zum Beispiel was den Abstand zum Nachbarn angeht. Auch der örtliche Bebauungsplan spielt dabei eine Rolle.
Wo der neue Balkon am besten hinkommt, hänge zunächst von der Nutzung der Innenräume ab, erklärt Christian Schramm, Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Vor einem Bad oder einem Schlafzimmer wird ein Balkon eher selten angebaut. Auch die Himmelsrichtung oder die umliegende Bebauung müsse bedacht werden - wegen des möglichen Schattens.
Der künftige Balkonzugang hat idealerweise die Breite einer normalen Tür. Die Grundfläche sollte groß genug geplant werden: «Bei einer Breite von zwei oder zweieinhalb Metern und einer Länge von viereinhalb oder fünf Metern kann man gut einen Tisch und mehrere Stühle stellen», sagt Andreas Weiß von der Balkonbau-Firma Weiß & Fietze in Zella-Mehlis in Thüringen.
«Extrem schwierig ist die nachträgliche Verankerung einer Balkonkonstruktion im Mauerwerk», sagt der Bausachverständige Queißer. Um die Last aufnehmen zu können, müsse das Mauerwerk in sehr gutem Zustand sein. Das sollte vor allem bei Altbauten sorgfältig geprüft werden. Ist das Mauerwerk tragfähig genug, kann ein Balkon von außen mit winkelförmigen Halterungen am Gebäude befestigt werden. Je nach Bauweise werden diese zusätzlich durch diagonale Verstrebungen und Stützpfeiler getragen. Sobald das Mauerwerk berührt wird, müssen ein Architekt, ein Bauingenieur oder eine Fachfirma hinzugezogen werden.
Einfacher und unabhängig vom Gebäudezustand können Vorsatzbalkone errichtet werden. «Das sind selbsttragende Konstruktionen: Der Balkon wird auf vier Stützpfeilern vor dem Gebäude errichtet, die wiederum auf Punkt-Fundamenten stehen», beschreibt Weiß das Prinzip. Besteht der Balkonboden aus einer geschlossenen Fläche, lässt er sich gut reinigen und es kann nichts nach unten fallen - auch kein Regen. Dann ist ein kontrollierter Abwasserablauf notwendig.
Bei der Auswahl des Materials spielen sowohl optische als auch pflegerische Gesichtspunkte eine Rolle: Holzbalkone etwa wirken natürlich, Konstruktionen mit Metall kommen filigraner daher. «Holz ist das kostengünstigste Material. Besonders gut haltbar und pflegeleicht ist verzinkter Stahl», sagt Queißer. «Sobald ein massiver Bodenbelag wie etwa Fliesen gewählt wird, geht es allerdings ins Geld.» Das gilt auch für die Überdachung. Eine ausfahrbare Markise ist hier die einfachste Variante. Dann kann der neue Freisitz auch genutzt werden, wenn die Sonne zu sehr brennt.