Unter(wasser Unter(wasser)mieter: Fischloser Teich lockt andere Gäste an
München/Bonn/dpa. - Es müssen nicht immer Fische sein: «Wo die drin sind, da können Sie die Ökologie vergessen», stellt Friedrich Kögel klar. Er ist Lektor beim BLV Verlag in München und Mitautor des Buches «Tiere im Gartenteich».
Wer auf gefräßige Kois und Goldfische verzichtet, kann in seinem Kleingewässer viele Tierarten entdecken. Einige der tierischen Gäste kommen nur als Besucher, andere werden dauerhafte Unter(wasser)mieter.
«Die Besiedlung erfolgt klassischer Weise über die Luft», erklärt Friedrich Kögel. Libellen würden beispielsweise bei der Nahrungssuche viele Kilometer zurücklegen und dabei auch abgelegene Wasserflächen entdecken, in die sie dann auch ihre Eier ablegen. Auch Wasserkäfer und Wasserläufer können auf dem Luftweg neue Teiche besiedeln.
Das trifft zwar nicht auf Frösche und Molche zu, doch die Lurche sind immerhin in der Lage in ihrer frühesten Lebensphase - im sich entwickelnden Ei - im Gefieder von Wasservögeln neue Lebensräume zu erschließen. Es könne schon reichen, wenn eine Amsel im Teich badet, erklärt der Markus Nipkow, Biologe beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Bonn. «Schon ist das Gewässer geimpft.»
Entscheidend für den Zustrom an Untermietern ist die Lage des Teiches. Liegt er im Stadtzentrum in einem Innenhof sind die Chancen, dass sich Molche und Kröten einfinden sehr gering. «Da kommen höchstens Wasserinsekten», sagt Friedrich Kögel. Im Randbereich der Städte sei dagegen sogar mehr los als auf dem Land: Denn abgesehen von Naturschutzgebieten bieten Parks und Gärten mehr Lebensräume und Ökonischen als Agrarlandschaften und monotone Forstwälder.
Damit die tierischen Untermieter den Teich auch dauerhaft besiedeln können, sollte der Übergang zwischen Wasser und Land möglichst naturgetreu sein: also flach statt steil. Abrupte Übergänge und Steilufer halten die Tiere wie in einer Wanne gefangen. Einige Arten an Wasserkäfern verlassen den Teich, um sich an Land zu verpuppen. Libellen brauchen dazu Wasserpflanzen wie Schilf.
Dankbare Einwanderer in Gartenteiche sind Grün- oder Wasserfrösche. Sie bleiben nach Angaben des NABU fast das ganze Jahr über in ihrem Stammgewässer. In der Paarungszeit von April bis Mai fallen die Froschlurche durch ihre Konzerte auf. Aus ihren Laichballen schlüpfen nach etwa sieben Tagen die Larven, für viele Teichbewohner eine willkommene Ergänzung des Speisezettels.
Häufig in der Nähe von Teichen anzutreffen sind Grasfrösche. Sie sind aber nur zur Laichzeit im zwischen März und April im Wasser. Wenn in der Zeit von Juni bis September die daumennagelgroßen Jungfrösche den Teich verlassen, sollte laut Kögel vor allem das Rasenmähen eingestellt werden. Zu den sporadischen Teichbesuchern gehören Molche.
Wer Molche und Frösche dauerhaft ansiedeln will, sollte den Amphibien ein Winterquartier bauen, raten die Autoren von «Tiere im Gartenteich»: Eine Grube mit den Kantenlängen von einem Meter und derselben Tiefe reicht dazu aus. Die Grube sollte mit groben Steinen, Holz- und Rindenstücken, Laub und Erde aufgefüllt und mit Brettern oder Steinplatten abgedeckt werden.
Literatur: Friedrich Kögel, Harald Gebhardt, Mario Ludwig: Tiere im Gartenteich, BLV, ISBN 3-4051-6712-4, 9,95 Euro; Jochen Heimberg, Andreas Krone: Frösche, Kröten und Molche – Verwandlungskünstler on Tour, NABU, ISBN 3-925815-08-2, 3,30 Euro.