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Ungewöhnliche Drehorte Ungewöhnliche Drehorte: Stars in den eigenen vier Wänden

Von Kai Portmann 27.10.2004, 13:41

Hamburg/Berlin/dpa. - Mit Veronica Ferres gemütlich zusammen sitzen oder mit Götz George in der Küche stehen: Wer sein Wohnraum als Filmkulisse vermieten will muss viel Geduld und gute Nerven haben. Auch wichtig: Wohnraum, der überhaupt zum Drehort taugt.

«Viele Privatleute machen sich das nicht klar, was es bedeutet, wenn 30 bis 50 Leute durch ihre Wohnung gehen», sagt Alexandra Luetkens vom Location Büro der Filmförderung Hamburg. So viele Personen aber zählt eine Filmcrew in der Regel. «Da muss es schon eine 80 bis 100 Quadratmeter große Wohnung sein», so die Expertin von der Filmförderung, die eigentlich nur öffentliche Gebäude und Flächen verwaltet, aber oft private Bewerbungen bekommt.

Für Isabelle Defferrard, Chefin von Elb-Location in Hamburg, können die Drehorte nicht groß genug sein: «Ich suche Riesenhäuser, die exklusiv ausgestattet sind.» Als «Location Scout» hat sie sich auf Objekte mit Blick auf die Elbe spezialisiert.

Bei Silvia Eisenhut, Motivsucherin in Berlin und Brandenburg, zählen neben der Größe manchmal auch architektonische Besonderheiten: «Da muss es dann eine Wohnung mit Wendeltreppe sein, eine mit Kamin oder eine mit gekacheltem Fußboden.»

Wer die eigenen vier Wände bei den Motivsuchern erfolgreich als Drehort angepriesen hat, muss über die Miete verhandeln. Seit die Konjunkturkrise auch die Filmbranche erwischt hat, gebe es keinen Richtwert mehr, erklärt Luetkens: «Früher wurde eine monatliche Netto-Kaltmiete pro Drehtag gezahlt. Das ist vorbei. Heute ist alles Verhandlungssache.»

Rückt die Filmcrew an, ist «der Alltag nicht mehr der, der er sonst war», macht Silvia Eisenhut klar. Nur ins Ausnahmefällen werden die Wohnungsinhaber in Hotels einquartiert. Die meisten gingen wie gewohnt zur Arbeit und kehrten erst am Abend, wenn wegen des fehlenden Lichts nicht mehr gedreht werden kann, zurück.

Sorgen, dass die teure Vase, die kostbare Kommode oder das weiße Sofa bei den Dreharbeiten Schaden nimmt und keine Entschädigung dafür geleistet wird, müssen die Vermieter von Filmkulissen nicht haben. «Das ist alles gut versichert», betont Isabelle Defferrard.

Wer seine Mietwohnung als Filmkulisse anbieten möchte, sollte vor Drehbeginn auf jeden Fall seinen Vermieter darüber informieren. «Bei einem Mehrfamilienhaus kann man das nur nach Rücksprache mit dem Vermieter machen», sagt Hermann-Josef Wüstefeld vom Deutschen Mieterbund in Berlin.

Wer aber glaubt, bei Dreharbeiten im eigenen Zuhause den Stars wirklich näher kommen zu können, muss enttäuscht werden. Zu sehen bekomme man die Schauspieler schon. Doch ein richtiges Kennenlernen sei nicht möglich, dämpft Alexandra Luetkens alle Hoffnungen. «Die haben Proben, die sitzen in der Maske oder haben Besprechungen mit dem Regisseur», sagt sie. «Da bleibt kaum Freiraum.»