Ungeliebte Gewächse im Garten Ungeliebte Gewächse im Garten: Unkraut sinnvoll in Schach halten

Bonn/dpa. - Kaum eine Gartenarbeit macht so wenig Spaß wie das Bekämpfen von Unkraut. Entsprechend groß ist das Arsenal, mit dem gegen ungewollte Pflanzen vorgegangen werden kann: Hacken, Jäter und Kultivatoren in unterschiedlichster Ausprägung sollen es dem Hobbygärtner erleichtern, ungeliebtem Grün den Garaus zu machen. Wer ein paar Regeln beachtet, kann aber auch dafür sorgen, dass sich Unkraut gar nicht erst ausbreitet.
Auf die Frage, welche Pflanzen zum Unkraut zählen, antworten Gartenbesitzer meist rasch: Löwenzahn, Giersch, Disteln, Quecke. Nach einigem Überlegen taucht aber möglicherweise auch anderes auf: Veilchen, Ahorn- und Birkensämlinge, Storchschnabel, Efeu oder Herkulesstaude. Unkraut ist kein eindeutiger Begriff, sondern hängt vom jeweiligen Garten und der Einstellung seines Besitzers ab.
Generell kann Unkraut jede Pflanze sein, die sich unerwünscht an einem bestimmten Ort breit macht. Unglücklicherweise sind dies immer Gewächse, die sich dort besonders wohl fühlen. Für sie stimmen die Voraussetzungen: Boden, Licht, Wärme und Wasserzufuhr. Bei Pflanzen, die der Hobbygärtner an den entsprechenden Platz gesetzt hat, ist dies dagegen nicht immer der Fall. Je mehr Mühe sie haben, sich zu behaupten, desto mehr Raum lassen sie dem Unkraut. Erster Grundsatz für dessen Bekämpfung ist daher, Arten für die Bepflanzung auswählen, die sich am jeweiligen Standort möglichst wohl fühlen.
Grundsatz Nummer zwei heißt, so wenig Boden unbepflanzt zu lassen, wie möglich. Lebensraum in der Natur ist knapp. Auf jedem Quadratzentimeter drängen sich Pflanzen. Liegt Boden offen, bietet er neue Chancen auf einen Platz an der Sonne und wird meist im wahrsten Sinne des Wortes in Windeseile besiedelt: Der Wind trägt Samen von Löwenzahn, Distel und Habichtskraut, die trudelnden «Nasenklemmer» des Ahorns und vieles andere mehr heran. Im Boden wartet Mohnsamen auf seinen Auftritt. Auch Vögel schleppen Samen heran, etwa von Efeu oder Wildem Wein, dessen Kerne sie ausscheiden.
Damit die Unkraut-Samen nicht Fuß fassen, werden die erwünschten Pflanzen so dicht gesetzt, dass rasch nichts mehr von der Erde zu sehen ist. Mulchen hilft dabei, Phasen zu überbrücken, in denen Hosta oder Herbstanemone ihre endgültige Größe noch nicht erreicht haben. Im Gemüsegarten halten Zwischenkulturen frei werdende Plätze besetzt. Ähnliches kann im Staudenbeet und unter Gehölzen passieren. Dort sollten Sommerblumen oder Bodendecker sich in Lücken breit machen. Hilfreich sind auch die «liebenswerten Wanderer»: Akelei, Jungfer in Grün, Marienglockenblume und viele andere säen sich aus und besetzen Plätze, die sonst das Unkraut erobert.
Hat sich Unerwünschtes trotzdem breit gemacht, hilft ein dritter Grundsatz: so früh wie möglich bekämpfen. Frisch gekeimter Löwenzahn beispielsweise lässt sich mühelos auszupfen. Hat er dagegen seine lange Pfahlwurzel bereits in den Untergrund geschickt, gilt es, tief zu graben, denn andernfalls treibt die Wurzel wieder aus.
Geht es an das Jäten, sollte der Boden feucht sein. Dann lassen sich die Wurzeln vergleichsweise leicht aus dem Boden ziehen. Beim Hacken durchtrennt das Metall die Unkrautwurzeln kurz unter der Bodenoberfläche. Die wurzellos an der Oberfläche liegende Pflanze vertrocknet bei warmem, trockenem Wetter rasch und sicher. Nässe oder nachfolgender Regen kann die Arbeit zumindest teilweise wieder zunichte machen, sofern das unerwünschte Grün nicht abgesammelt wird.
Für die vielen einjährigen Unkräuter ist Hacken gut geeignet. Kaum dauerhaften Erfolg zeitigt dies dagegen bei den so genannten Wurzelunkräutern: Pfahlwurzlern wie Löwenzahn oder Distel rückt der Hobbygärtner am besten mit dem Messer zuleibe oder mit speziellen Pfahlwurzelstechern. Am schwierigsten zu bekämpfen sind Arten wie Giersch und Quecke. Sie bilden ein weit reichendes Wurzelgeflecht und treiben zudem aus jeder übersehenen Wurzel wieder frisch aus. Notfalls hilft mehrmonatiges Abdecken mit schwarzer Mulchfolie.
Chemische Unkrautvernichter sind für private Gärten nicht mehr zugelassen, denn sie gefährden in hohem Maße das Grundwasser. Als Alternative für Fugen und Spalten, etwa an Gartenwegen, bieten sich spezielle Kratzer an. Wem das zu mühsam ist, der kann es mit Hochdruckreinigern versuchen, die unerwünschtes Grün mit hartem Wasserstrahl beseitigen. Nicht weniger effizient sind thermische Geräte, die auch im Profigartenbau genutzt werden. Sie arbeiten mit Wasserdampf, Glühstäben oder offener Flamme.
Hitze abweisende Schuhe und Vorsicht beim Hantieren mit den Geräten sind unabdingbar. Doch vielleicht genügt in vielen Fällen auch schon ein bisschen Gelassenheit: Sind die wenigen Grashälmchen in den Fugen wirklich so schlimm, dass sie mit Feuer vernichtet werden müssen? Eventuell ist der Rasenmäher ein sinnvoller Kompromiss, um die Wildlinge in den Fugen kurz zu halten. Oder es werden ein paar Stängelchen Thymian angesiedelt. Fantasie ist gefragt, damit die sprichwörtliche Last des Gartens zur Lust wird.