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Übergang ins Freie: Glas bringt die Natur ins Haus

Von Eva Neumann 07.07.2008, 07:03

Bad Honnef/dpa. - Warme Helligkeit und edle Transparenz, großzügige Offenheit und leichte Strukturen: Dafür steht Glas. Kein Wunder, dass der durchsichtige Baustoff in den vergangenen Jahren eine rasante Karriere gemacht hat.

Vorbei sind die Zeiten, da kleinformatige, leicht zerbrechliche Einfachverglasungen den Blick begrenzten. «Der Trend geht mittlerweile auch im Einfamilienhaus eindeutig hin zu großen Glasflächen», sagt Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) in Bad Honnef.

Allerdings will der gläserne Einsatz sorgfältig geplant werden. Nicht für jede Raumnutzung und nicht für jedes Wohnumfeld sind offene Glasfassaden geeignet. «Der Wohnbereich ist sicherlich immer der attraktivste Bereich», sagt Christian Schramm von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Durch große Fenster oder Festverglasungen wird der Übergang in den Garten fast fließend. «Dieser Bezug nach außen und zur Natur spielt heute eine größere Rolle als früher.»

Diese Idee funktioniert aber nur, wenn der Nachbar nicht zehn Meter weiter sein Auto wäscht. «Bei enger Bebauung können die oberen Geschosse genutzt und mit Verglasungen attraktiver gemacht werden», rät Schramm. So wird das Büro im Dachgeschoss dank einer Giebelverglasung zum Atelier. Und im Kinderzimmer im Obergeschoss eröffnet eine bodentiefe Verglasung auch den Kleinsten den Ausblick in den Garten.

Neben der Raumnutzung und dem Umfeld muss die Himmelsausrichtung bedacht werden. «Die Sonne an der Süd- oder Südwestseite eines Hauses ist kein K.O.-Kriterium für eine große Glasfront, aber sie muss mit eingeplant werden», sagt Ulrich Tschorn vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller in Frankfurt/Main. «Ohne Beschattung heizt sich ein solcher Raum im Sommer unerträglich auf.»

Schatten kann zum einen ein Laub abwerfender Baum mit entsprechendem Abstand zum Gebäude spenden. Die zweite Möglichkeit ist Sonnenschutz an der Außenseite des Gebäudes. «Ideal sind Markisen oder auch Außenjalousien, die durch eine Zeitschaltuhr sowie durch einen Wind- und Sonnenfühler gesteuert werden», sagt Tschorn. Pflegeleicht sind Raffstores oder Jalousetten, die zwischen die Scheiben des Glases eingebaut und mit einer Magnetkurbel oder elektrisch bedient werden.

Steht der Raum fest, der künftig vom Licht durchflutet werden soll, muss die Verglasung an sich geplant werden. «Vor allem die Form und die Größe der Verglasungen haben sich verändert», beobachtet Fertigbau-Experte Windscheif. «Vor allem sich über das ganze Geschoss erstreckende Verglasungen und Fensterbänder über die ganze Breite eines Raumes sind immer häufiger zu finden.» Wenn es die statischen Anforderungen erlauben, kann ein solches Band aus einer einzigen großen Glasfläche bestehen.

Sinnvoll ist das jedoch nicht immer. «Zum einen wirkt Glas vor allem durch die Kombination mit anderen Materialien wie Stahl- oder Holzbändern», sagt Windscheif. Zum anderen müssen selbst beschichtete Glasflächen mindestens ein- bis zweimal im Jahr von Vogelkot, Fliegen, Staub und Schmutzpartikeln gereinigt werden, so Martin Lutz, Leiter des Forschungs- und Prüfinstituts für Facility Management in Metzingen in Baden-Württemberg. «Leider haben viele Häuslebauer das bei der Planung überhaupt nicht im Blick.»

Im Untergeschoss ist das Putzen von außen meist kein Problem. Im Obergeschoss dagegen ist es meistens eine schwierige bis gefährliche Übung. «Im Idealfall sollten deshalb alle Glasflächen von innen erreichbar sein. Zwischen großen, fest stehenden Flügeln sollte immer ein Flügel eingebaut sein, der sich öffnen lässt», rät Lutz.

Bei modernen Fenstergläsern sind Zweifachverglasungen Standard. Der Zwischenraum zwischen den Scheiben ist mit trockener Luft oder Edelgas gefüllt. Das Ergebnis: Die Raumwärme bleibt fast vollständig im Haus. Noch günstiger ist die energetische Bilanz bei Dreifachverglasungen. Bauherren und Hausbesitzer können sich am sogenannten Wärmedurchgangskoeeffizient - dem u-Wert - orientieren.