Typisch Mann Typisch Mann: Frage nach dem Bart ist eine haarige Sache

Berlin/Pforzheim/gms. - Majestätisch schwingen sich Jürgen Burkhardts Barthaare beiderseits der Wangen in die Höhe. Der Bartträger aus Leinfelden-Echterdingen ist dafür in diesem Jahr zumdritten Mal zum Weltmeister gekürt worden - in der Kategorie«Kaiserlicher Backenbart». Doch am Barthaar scheiden sich die Geister: Ein glattes Kinn steht bei vielen Männern hoch im Kurs, bei anderen darf es allenfalls auf der Oberlippe sprießen.
Jürgen Burkhardt dagegen ist seit 25 Jahren Bartträger. Inzwischensind die Haare rund 1,40 Meter lang. Und das Styling erfordert jedenTag eine halbe Stunde, inklusive Waschen, Formen und dem Einsatz vonLockenwickler, Haarspray und Haarlack. «Ein Bart ist einfach eingutes Mittel, etwas Charakteristisches aus einem Gesicht zu machen.»
Überzeugter Bartträger ist auch Wolfgang Stier, Mitbegründer undPräsident des Bartclubs Hövel im Nord-Schwarzwald. Seit 20 Jahrenlässt er seine Haare wachsen, allerdings nicht wild wuchern. «DieSpitzen müssen auch beim Vollbart regelmäßig geschnitten werden, umSpliss zu vermeiden.»
Deutliche Veränderungen in der Bartpflege hat es seit denfünfziger Jahren gegeben. «Heute geht niemand mehr zum Frisör undlässt sich mit dem Messer rasieren», sagt Gerhard Knapp, Frisör undBartspezialist aus Pforzheim. Vom Trend zur schnellen Trockenrasurhält Knapp wenig: «Der gepflegte Mann rasiert sich nass.»
Auf solche Kritik hat Philips zum Beispiel Antwort gefunden: DieRasierer der Cool-Skin-Serie haben zum einen einZwei-Klingen-Schnittsystem, mit dem Barthaare noch tiefer als zuvorabgeschnitten werden können. Zum anderen kommt bei der Rasurautomatisch ein Feuchtigkeit spendendes Gel auf die Haut, das nachAngaben des Unternehmens in Hamburg die Haut anhaltend erfrischensoll.
Die Mehrheit der deutschen Männer setzt ohnehin auf denTrockenrasierer. «Rund 60 Prozent rasieren elektrisch, 40 Prozentnass», sagt Ute Kempf-Uhlig von der PR-Abteilung der Gillette Gruppein Kronberg/Taunus, zu der sowohl die Marke Gillette mitNassrasierern als auch Braun mit den entsprechenden elektrischenGeräten gehören. «Dass die Barthaare bei der Nassrasur tieferabgeschnitten würden, ist allerdings ein Gerücht.» Allerdings gebe esnach einer Nassrasur ein anderes, «frischeres» Hautgefühl, räumtKempf-Uhlig ein.
Für den Trend zur Selbstrasur hat Wilkinson Sword das Seinigebeigetragen: Das englische Traditionsunternehmen entwickelte 1898 einRasiergerät, mit dem die Herren der Schöpfung mehr oder wenigerbedenkenlos selbst Hand an sich legen konnten. Die Handhabung vonRasiermessern galt als kompliziert - um blutige Schnitzer zuvermeiden, ließen sich die Herren der Schöpfung den Bart bis dahinlieber beim Barbier abnehmen.
Inzwischen sind Verletzungen kaum noch zu befürchten: AktuellerStand der Entwicklung ist der «Protector» mit Schutzbügeltechnologie.«Damit muss man sich schon sehr dumm anstellen, wenn man sichschneiden will», sagt Peter Voss, Marketing-Direktor bei WilkinsonSword in Solingen. Wilkinsons neueste Entwicklung ist der XTreme III- ein Nassrasierer mit drei Klingen, der im MACH3 von Gillette seineEntsprechung hat.
Bei der Frage, ob der Bart rasiert oder frisiert werden soll, giltdas Motto «Spaß macht, was gefällt». Daran hält sich auch Lutz Giese,Präsident des 1. Berliner Bart-Clubs. «Ich hab´ mit einemExistenzialistenbart angefangen», erzählt der 59-Jährige. «Dann gab´seinen Kinnbart, später einen Vollbart, auch einen Backenbart.» Heuteträgt Giese einen «Schnurrbart englisch».
Informationen:
1. Berliner Bart-Club, Lutz Giese, Krowelstraße 10(Tel.: 030/873 17 89)
Internet: http://www.1-berliner-bart-club.de
Bartclub Höfen, Hindenburgstraße 47, 75339 Höfen
E-Mail an den Bartclub
Internet: www.bartclub.de