Twitter-Satire zeigt: Twitter-Satire zeigt: So doof sind gutgemeinte Ratschläge für Mütter

,„Arbeitender Vater? Anstatt Dich ständig zu stressen, lerne dich zu entspannen“, schreibt @manwhohasitall auf seinem Twitter-Account. „Du siehst einfach besser aus, wenn Du glücklich bist.“ Was – auf Männer und Väter – gemünzt, total absurd klingt, ist für viele Frauen und Mütter immer noch ganz normal, vor allem Frauenzeitschriften sparen nicht an derart gutgemeinten Ratschlägen - die am Ende aber nur eines sind: sexistisch.

Um sie zu entlarven, hat @manwhohasitall seinen Twitteraccount solchen abstrusen Tipps gewidmet - und sie an Männer adressiert: „Vater mit Karriere? Besiege den Stress mit Rohkost-Snacks“, steht da zum Beispiel. „Manwhohasitall“, also „der Mann, der alles hat“, ist ein „erschöpfter Vater mit einer Frau und drei Kindern“ heißt es in der Beschreibung der ihn vertetenden „Unitedagents“.

Der Autor des Accounts gibt laut Profilbeschreibung „Toptipps für Männer, die Karriere und Vaterschaft vereinbaren müssen“. Wenn man heute von der Vereinbarung von „Kind und Karriere“ spricht, meint man damit in der Regel Frauen. Die Twitter-Satire die inzwischen an die 94.000 Follower hat, lässt Männern in den Spagat springen, den Frauen normalerweise schaffen sollen: „Es ist nie leicht ein arbeitender Vater zu sein, und eine Ausgeglichenheit in allen Bereichen des Lebens zu erreichen – Hausarbeit, Kinder, weiche Ellenbogen und Beruf.“

Top-Karriere-Frau, liebevolle Mutter, die nebenbei den Haushalt schmeißt und dabei sexy ist – das ist das Ideal, das wir täglich vorgespiegelt bekommen. Erst wenn wir die gleichen überladenen Ansprüche an Männer stellen, wird deutlich, wie absurd diese Erwartungen sind: „Aufstehen und strahlen, ihr beschäftigten Väter“, appelliert @manwhohasitall: „Frau und Kind schlafen noch? Jetzt ist die Zeit, um trockene Haut zu bekämpfen und für eine warme Atmosphäre im Wohnzimmer zu sorgen“, lautet einer der Tipps der Twitter-Satire. „Arbeitender Ehemann und Vater? Wenn du Selbstsicherheit ausstrahlst, wirst Du auch den Respekt bekommen, den Du verdienst“, weiß der Mann, der alles hat.

Viele Tweets drehen sich um das Familienleben und die unterschiedlichen Erwartungshaltungen an Väter und Mütter: „Meine Frau ist eine Mutter, die zupackt. Ich habe echt Glück. Sie ist wirklich toll zu unseren Kindern. Sie hat sogar ihre Windeln gewechselt, als sie klein waren.“ Schließlich ernten viele Männer immer noch bewundernde Blicke für ganz alltägliche Aufgaben, als hätten sie nicht den Kinderwagen geschoben oder Butterbrote geschmiert, sondern den Nobelpreis gewonnen.

Aber es geht auch um Vorurteile in anderen Lebensbereichen: „Ich habe überhaupt kein Problem mit attraktiven männlichen Politikern, solange sie - jenseits ihres guten Aussehens - etwas zu bieten haben“, heißt es in der Satire. Oder: „Ich habe überhaupt kein Problem mit männlichen Comedians, solange sie lustig sind.“

Dabei sind es manchmal nur kleine Zwischentöne, die auf die Ironie der Tweets hindeuten, dann wieder schleudert @manwhohasitall den Lesern entgegen: „Männer! Betont Eure Schokoladenseiten, etwa Eure tollen Beine, um von Problemzonen abzulenken – zum Beispiel den Dingen, die ihr tut und sagt.“ Ob solche Tweets gesellschaftlich tatsächlich etwas ändern können? Amüsant sind die Tipps an Männer und Väter in jedem Fall. Nur: Diejenigen, die sie überwiegend lesen, sind, wenn man die Follower-Liste durchscrollt, wohl doch eher Frauen. Wer sich wirklich hinter dem Autor verbirgt, ist bislang ungewiss. Gerüchten zufolge könnte es sich auch um eine Frau handeln. Gar nicht mal so unwahrscheinlich...