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Trotz Abneigung - Freund der Freundin nicht schlecht machen

Von Bettina Levecke 24.10.2007, 06:57

Konstanz/dpa. - Beste Freundinnen teilen Freuden und Sorgen. Das gilt vor allem beim Thema Männer. Egal ob es um Eifersucht, Sexualität oder die Suche nach Mr. Right geht - in guten Freundschaften gibt es selten Tabus.

Doch wenn die eine Freundin das Gefühl hat, dass der neue Partner der anderen nicht der Richtige ist, wird das Eis plötzlich dünn. Darf sie sich in die Beziehung der anderen einmischen? Kommt drauf an, sagen Experten.

«Wenn nicht wirklich gute Gründe gegen den Mann sprechen, sollte man die Freundin nicht gleich mit der eigenen Meinung vor den Kopf stoßen», rät Evelyn Albrecht, Coach aus Konstanz. Gerade in der Anfangszeit möchten Verliebte keine Vorbehalte hören. Wer in dieser Situation Bedenken äußert, gilt als Miesmacher. «Ungebetene Ratschläge werden meist nicht willkommen geheißen, sondern als das empfunden, was sie sind: eine ungebetene Einmischung», sagt der Diplom-Psychologe Roland Kopp-Wichmann aus Heidelberg.

Bevor die neue Beziehung der Freundin angesprochen wird, gilt es deshalb, die eigenen Bedenken zu prüfen. «Überlegen Sie genau, warum Ihnen der neue Partner nicht gefällt», rät Liliane Heberle, Diplom-Psychologin aus Stuttgart. Denn im Wunsch nach dem Wohlergehen der Freundin wird oft mit dem falschen Maß gemessen. «Wichtig ist die Frage, ob nicht eigene Beziehungsvorstellungen auf die Freundin projiziert werden.»

Auch der Glaube, zu wissen, was die beste Freundin braucht, hilft nicht weiter, sagt Kopp-Wichmann: «Man sollte sich klar machen, dass Verlieben im Wesentlichen ein völlig unbewusster Vorgang ist und mit den ebenso meist unbewussten Bedürfnissen des Betreffenden zu tun hat.» Deshalb raten die Experten zu einer zurückhaltenden Vorgehensweise, wenn mit der Freundin über die eigenen Bedenken gesprochen wird.

Was macht ihn so besonders? Wie könnte die Zukunft der Freundin mit ihm aussehen? «Mit den W-Fragen können Sie herausfinden, ob bei Ihrer Freundin ähnliche Zweifel bestehen», sagt Heberle. Wenn die Freundin schwärmt und rundum glücklich ist, gilt es, das zu akzeptieren, so Kopp-Wichmann: «Sie müssen die Begeisterung nicht teilen, schließlich ist es der Freund der Freundin und nicht Ihrer.»

Anders verhält sich die Sache, wenn der neue Mann die beste Freundin schlecht behandelt. «Offensichtliche Verletzungen, Schläge oder Betrug sind sicher ein Anlass, auch ohne Auftrag seine Meinung zu äußern», sagt der Psychologe. Macht er in gemeinsamer Runde Witze auf ihre Kosten, sollte die Freundin ebenso Stellung beziehen. «Sagen Sie offen, dass Ihnen das nicht gefällt», rät Albrecht.

Im Dialog mit der Freundin helfen Gesprächsregeln, um unnötige Verletzungen zu vermeiden. «Schildern Sie Ihrer Freundin, wie Sie die Situation wahrnehmen», sagt Albrecht. «Ich habe das Gefühl, dass es dir nicht gut geht», sei eine mögliche Formulierung. Forderungen wie «Du musst mit ihm Schluss machen!», setzten dagegen unter Druck, anstatt zu helfen. Welche Entscheidung die Freundin auch trifft, eine Beurteilung stehe der anderen nicht zu, ergänzt Kopp-Wichmann.

Wenn der neue Mann unsympathisch ist, stellt sich früher oder später die Frage, wie gemeinsame Verabredungen in Zukunft aussehen sollen. Wenn sich ein Treffen nicht vermeiden lässt, rät Kopp-Wichmann zur professionellen Haltung mit einem freundlichen Ton: «Es ist wie im Beruf. Da muss man oft auch mit Menschen auskommen, die man sich nicht aussuchen kann.»