Trennung Trennung: «Lass uns Freunde bleiben»
Tübingen/dpa. - Camillas Verflossener demonstrierte es eindrucksvoll: Selbstbewusst schritt Andrew Parker Bowles in die St. Georges Kapelle auf Schloss Windsor zur kirchlichen Trauung seiner Ex-Frau mit dem britischen Thronfolger.
«Oft sitzen die Verletzungen und Kränkungen so tief, dass nach der gescheiterten Liebe kaum eine Freundschaft möglich ist», glaubt der Psychologe Prof. Dirk Zimmer aus Tübingen. Er ist überzeugt, dass es ein «überzogener Anspruch» ist, nach einer gescheiterten Beziehung noch «Gut Freund» miteinander zu sein. Der Psychotherapeut Gunter König aus Schwäbisch Hall spricht gar von einem Traum – auch wenn manch ein Traum mitunter Wirklichkeit wird.
«Wichtig ist, dass man sich über die Motive der neuen Kontaktaufnahme klar wird», rät Zimmer. Bei vielen stecke der heimliche Wunsch dahinter, die Beziehung wieder aufleben zu lassen. Für den Kölner Psychologie-Professor Jörg Fengler hat es gar etwas Kokettes: «Viele wollen austesten, wie attraktiv sie noch für den anderen sind, wollen sich den anderen warm halten.»
Praktische Gründe hat oft die Kontaktaufnahme, wenn Kinder im Spiel sind. «Die alten Kränkungen dürfen dann nicht über die Kinder ausgetragen werden», warnt Zimmer. Bei allen Bedenken halten Paartherapeuten und Psychologen den Wunsch, mit dem Ex weiter befreundet zu sein, für verständlich. Zum einen ist es oft eine Enttäuschung, sich einzugestehen, dass einen mit der langjährigen Liebe nicht mehr viel verbindet. Also versucht man die Beziehung - wenn auch platonisch - aufrecht zu erhalten.
Andererseits war in der Regel nicht alles an der Beziehung schlecht. «Manche Paare erkennen die Begrenztheit ihrer Beziehung und gleichzeitig die Kostbarkeit der Gemeinsamkeiten», sagt Fengler. Auf Basis der «guten Schnittmenge» bauten sie dann eine neue Form der Partnerschaft auf. «Es gibt Paare, die verstehen sich besser, wenn sie getrennt sind, weil sie die Nähe einer Beziehung nicht ertragen können», berichtet Zimmer.
Denn ob aus der Liebe eine lebenslange Verbundenheit werden kann, hat vor allem mit der Art der Beziehung zu tun. «Partnerschaften, die sehr stark durch Leidenschaft geprägt waren, sind oft konfliktreicher. Da ist es dann auch schwieriger, eine neue Freundschaft aufzubauen», hat der Paartherapeut Oskar Holzberg aus Hamburg beobachtet. Aus Beziehungen, in denen der Freundschaftsaspekt stark ausgeprägt war, kann leichter eine Verbindung entstehen.
Wichtig ist es laut Holzberg, dass die Beziehung auch innerlich verarbeitet und beendet ist: «Es muss einen Unterschied zwischen der Liebesbeziehung und der Freundschaft geben.» Der Unterschied ist in der Regel der Sex. Wenn es zwischen den Partnern noch knistert, wird es schwieriger - vor allem dann, wenn bereits neue Partner da sind.
Der Tübinger Psychologe Zimmer ist überzeugt, dass Freundschaft zwischen Ex-Partnern nur dann funktionieren kann, wenn die Fronten geklärt und im besten Fall beide wieder neu verliebt sind. Fengler hingegen glaubt, dass es einfacher ist, wenn beide noch Single sind. In dem Fall hält er dann auch den oft gefürchteten wie auch reizvollen «Sex mit dem Ex» für eine unproblematische Variante.