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Trendwechsel Trendwechsel: Auch Frauen lieben schwere Armbanduhren

Von Tobias Wiethoff 13.07.2004, 12:08
Bunt, aber nicht puppenhaft - die Uhren der Linie Baby Star von Zenith sind in Farben wie Rosa oder Hellblau erhältlich. (Foto: dpa)
Bunt, aber nicht puppenhaft - die Uhren der Linie Baby Star von Zenith sind in Farben wie Rosa oder Hellblau erhältlich. (Foto: dpa) Zenith

Schaffhausen/dpa. - Der Mann ist ein schmuckloses Wesen. An Goldkettchen und Ohrringen scheiden sich die Geister. Zur Schärfungdes modischen Profils kommt eigentlich nur die Armbanduhr in Frage. Uhren von heute füllen das ganze Handgelenk aus und tragen eine Funktionsfülle zur Schau, die signalisiert: Es geht um Technik - also Männersache. Doch an der Bastion wird gerüttelt. Die Zeiten, als Frauen puppenhafte Quartzuhren in Kitschfarben trugen, sind vorbei.

Auch an weiblichen Armen prangen fette Kaliber mit aufwendigemmechanischen Innenleben. «Frauen wollen heute zeigen, dass sie eine Uhr haben und welche Uhr sie haben», sagt Alfred Schneider, Präsident des Bundesverbandes Schmuck + Uhren in Pforzheim. Galt früher schon der Sekundenzeiger als verzichtbar, wird nun auch hier mit Skalen undKnöpfen technisches Bewusstsein demonstriert. «Frauen sind eben nicht mehr die zarten Wesen von früher», so Kristina Stuppi vom Schweizer Uhrenhersteller Zenith mit Deutschlandsitz in München.

Konsequente greifen gleich zum Herrenmodell. Am markantesten macht sich dies bei der Schweizer Marke IWC bemerkbar. Vor einigen Jahren startete das Unternehmen eine Kampagne, die das männliche Monopol auf große Uhren in Macho-Manier zum Besten gibt. «Fast so kompliziert wie eine Frau, aber pünktlich», ist da etwa zu lesen. Die Sprüche hatten erstaunliche Wirkung: «Seit dem Start der Kampagne ist der Anteilunserer weiblichen Kunden von 5 auf 25 Prozent gestiegen», so Manuela Eisenegger von IWC in Schaffhausen. Vor allem stürzten sich die Kundinnen auf das «Portugieser»-Modell mit 42 Millimetern oder auf die noch größere Fliegeruhr mit 46 Millimetern Durchmesser.

Bei Omega haben die Frauen die Modelle «James Bond Watch» und«Moon Watch» adoptiert. Bei Jaeger-LeCoultre gilt die für Herrenentworfene «Reverso» heute als Damenstandard. «Aber auch die größeren Linien "Grande Taille" und "Grande Reverso" sind immer häufiger an weiblichen Handgelenken zu sehen», so Ralph Stieber von der Niederlassung in Nürnberg. Auch unterhalb der Luxusklasse zeigt der Trend Wirkung. So heißt es bei Swatch in Eschborn über das Modell «Irony Nabab»: «Besonders groß, besonders schwer, besonders markant - und gerade bei Frauen sehr beliebt.»

Doch nicht alle Kundinnen wollen die Emanzipation so auf dieSpitze treiben. Für sie gibt es zunehmend eigenständige Modelle, die Technik mit femininem Charme verbindet - durch buntere Farben oder reduzierte Gehäusegrößen. So verfügt die weibliche Version der runden «Master Compressor» von Jaeger-LeCoultre zwar über zwei kräftige Kronen. Durch das Zusammenspiel von weißem Armband und weißem Ziffernblatt wird der Uhr aber einiges von ihrer Wucht genommen.

Tissot bietet die Multifunktionsuhr «T-Touch» speziell für Frauen auch in Blau und Weiß an. Der Hersteller Glashütte original hat den Durchmesser seines «Sport Chronographen» für die weibliche Linie um 3,5 Millimeter zurückgenommen. Noch weiter geht man bei Zenith: Das Modell «Star Open» hat ein herzförmiges kleines Fenster auf dem Ziffernblatt, über die Skala spannt sich ein geschwungenes «Love».

Die Linie Baby Star von Zenith führt den Beweis, dass sich Skalen, Zeiger und Drücker auch mit Bonbonfarben wie Rosa oder Hellblau und Diamanten vertragen. Bei Herrenuhren sind solche Extravaganzen einstweilen undenkbar. Dort besteht weiter nur die Wahl zwischen rund oder eckig, Gold oder Edelstahl, weißem oder schwarzem Ziffernblatt.

Wenn die Herren-Uhr zum Hit bei den Damen wird: Obwohl das Modell "Portugieser" der Schweizer Marke IWC mit einem Durchmesser von 42 Millimetern an eher zierlichen Handgelenken vergleichsweise groß wirkt, findet es auch bei Frauen nennenswerten Absatz. (Foto: dpa)
Wenn die Herren-Uhr zum Hit bei den Damen wird: Obwohl das Modell "Portugieser" der Schweizer Marke IWC mit einem Durchmesser von 42 Millimetern an eher zierlichen Handgelenken vergleichsweise groß wirkt, findet es auch bei Frauen nennenswerten Absatz. (Foto: dpa)
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