Trend oder Revolution Trend oder Revolution: «Edel-Fast-Food» für Großstadtmenschen

Hamburg/dpa. - Routiniert werfen sie die exaktvorportionierten Zutaten - frische Pasta, Zwiebeln, Tomaten, Pilze inden Wok, kurz geschwenkt - schon lassen sie das Gericht schwungvollauf den Teller gleiten. In einigen Metropolen gibt es jetzt neuetrendige Restaurants, die eilige Gourmets mit schneller gesunderKüche als Alternative zu Sandwich, Pommes oder fettigenKartoffelecken locken. Experten sehen in ihnen bereits Vorboten füreine «Revolution des Fast-Foods».
Das Ambiente in diesen Food-Tempeln ist modern und stimmungsvoll:Im Vapiano, das es in Deutschland bereits in mehreren Städten gibt,werden selbst gemachte Pasta und Pizza angeboten, die Gäste sitzenauf beigen Lederbänken. Das Interieur ist hochwertig, überall stehengroße Töpfe mit frischen Kräutern. In einem Barbereich lädt eineLounge nach oder vor dem Essen zum Verweilen ein, dazu entspannendeHintergrundmusik. Das Cha Chà in Hamburg bietet thailändische Kost anlangen Tischen und Bänken aus edlem Bambus, ein zwei Meter großergoldener Buddha symbolisiert Ruhe und Ausgeglichenheit. Auch dasWoyton (u.a. in Düsseldorf) und das MoshMosh in Frankfurt werben mitfrischen Produkten in kommunikativer Atmosphäre. «Mensa fürAnzugträger» titelte unlängst ein Magazin.
Der Trend kommt aus den USA. Dort gibt es mehrere Ketten imBereich «Fast-Casual», so der Fachbegriff. Das Wagamama in London wardas erste dieser Art in Europa - inzwischen gibt es weltweit über 60Filialen. Auch das Tibits in Zürich gehört mit seiner vegetarischenKüche zu diesen neuen Restaurants. Das Essen wird meist in eineroffenen «Showküche» direkt vor dem Gast und nach seinen Wünschenzubereitet. Es steht damit für eine in vielen Lebensbereichenmehrfach zitierte «neue Ehrlichkeit», die damit auch in derGastronomie Einzug hält. «Scharf oder nicht so scharf?», fragt derKoch, bevor er zu den Chilischoten greift. Die Rechnung liegt proGast durchschnittlich bei etwa zehn Euro.
Im Gegensatz zum traditionellen Fast-Food werden frische undmöglichst regionale Zutaten verwendet. Häufig ist das Rauchen indiesen Läden verboten. «Die Restaurants dieses neuen Typs sind aufjeden Fall auf Erfolgskurs», sagt Stefanie Heckel vom DeutschenHotel- und Gaststättenverband DEHOGA. Das Neue ist unter anderem auchder Einsatz modernster Technik etwa beim Bezahlen oder Bestellen.
«Leute, die keine Zeit haben, brauchen die schnellen Alternativen,da ist es nur zu begrüßen, wenn sich da qualitativ etwas bewegt»,sagt Achim Becker, leitender Redakteur beim Magazin «DerFeinschmecker». «Diese Restaurants werden das Gesicht der Fast-Food-Branche entscheidend verändern», ist Stefanie Heckel überzeugt. DieZeit ist reif, das Gesundheitsbewusstsein der Menschen ist gestiegen,nach Ansicht von Ernährungspsychologen liegt gutes Essen in derLusthierarchie der Deutschen gleich hinter Urlaub, Familie und - jenach Alter - Sex. Zukunftsforscher Matthias Horx sagte bereits vorJahren eine «Fast-Food-Revolution» voraus und prognostizierteweltweit einen «substanziellen Wandel von Fast Food zu Fast-Casual».
Dass es gerade Deutschen gefallen könnte, sich gemeinsam mitWildfremden an lange Tische zu setzen, mag verwundern, gehört aberdurchaus zum Konzept. Im Gegenteil, «der Flirtfaktor ist hier sehrhoch», sagt Manager Gerd Brauer, während er im Cha Chà an seinemfrisch gepressten Saft nippt. Bisweilen, so Trendforscher MatthiasHorx, würden solche Ketten gar zu so genannten «Third Places» - Orte,zwischen Büro und Zuhause.