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Tipps vom Kinderpsychiater Tipps vom Kinderpsychiater: Wie spreche ich mit meinen Kindern über die Horror-Clowns?

Von Isabell Wohlfarth 25.10.2016, 07:31
Es gibt Clowns und Clowns...
Es gibt Clowns und Clowns... dpa

Mama, warum hat der Clownie so scharfe Zähne? Die sogenannten Horror-Clowns geistern gerade durch die Medien – und gerade größere Kinder kriegen das unweigerlich mit. Das schaurige Bild einer blutverschmierten Clowns-Fratze, das im Internet aufploppt oder Geschichten von Kettensägen-Clowns auf dem Schulhof. Wie sollten Eltern damit umgehen? Kann man solch ein widersinniges Phänomen überhaupt erklären? Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. Stephan Bender von der Uniklinik Köln gibt Antworten.

Wenn das Kind etwas von den Horror-Clowns mitbekommt - wie spreche ich mit ihm darüber?

Prof. Dr. Stephan Bender: Eltern sollten vor den Kindern klar trennen: Ein Clown bleibt ein Clown, er ist lustig und kommt im Zirkus vor. Und es gibt Menschen, die eine Clownsmaske anziehen und absichtlich Leute erschrecken und attackieren. Das ist etwas anderes. Das ist schlimm und geht nicht.

Ab welchem Alter sollten Eltern Kindern richtige Erklärungen geben?

Bender: Jüngere Kinder sollte man wenn möglich nicht mit der Problematik belasten. Hier sind ablenkende Erklärungen in Ordnung. Etwa ab dem Schulalter, wenn Kinder Wege alleine gehen, können sie auch konkrete Situationen verstehen. Dann sollten Eltern mit ihnen darüber sprechen.

Und wie nimmt man ihnen im Gespräch am besten die Angst vor den Clowns?

Bender: Kinder spüren sehr genau, wenn Erwachsene sich Sorgen machen. Eltern müssen bei einem solchen Gespräch deshalb authentisch bleiben und sollten nicht sagen: „Dir passiert das auf keinen Fall.“ Sondern lieber vermitteln: „Du brauchst keine Angst zu haben, aber es ist gut, wenn du informiert bist.“

Ganz wichtig wäre, den Kindern aufzuzeigen, wie unwahrscheinlich es ist, dass sie Opfer eines Horror-Clowns werden. Da Kinder sich unter Prozentzahlen wenig vorstellen können, lässt sich das zum Beispiel auch an einem Bild verdeutlichen. Eltern könnten dem Kind etwa erklären: „Stell dir vor, es gibt so viele Leute wie es Sandkörner am Strand gibt. Eines davon ist rot. Wie wahrscheinlich ist es, dass du so eines findest? So wenig wahrscheinlich ist es auch, dass du einen Grusel-Clown triffst.“

Sollten Eltern auch darauf eingehen, was Kinder im Fall einer Begegnung tun sollen?

Bender: Sie könnten dem Kind sagen, dass es nicht in die Situation reingehen soll, sondern weglaufen und Hilfe holen.

Im unwahrscheinlichen Fall, dass das Kind einem Gruselclown begegnet ist – wie sollen Eltern reagieren?

Bender: Damit sich das Kind erst einmal beruhigen kann, sollten Eltern es zunächst einfach in den Arm nehmen, ihm vermitteln, dass es jetzt sicher und nicht alleine mit der Situation ist. Wenn die akute Erregung vorbei ist, kann in Ruhe darüber gesprochen werden. Gerade älteren Kindern helfen Erklärungen bei der Verarbeitung.

Es geht auch darum, dem Kind zu vermitteln, dass so etwas nicht wieder geschieht. Um das sicherzustellen wäre es auch ratsam, die Polizei mit einzubeziehen. Damit sich bei den Kindern kein Vermeidungsverhalten einstellt, könnte man zusammen zu dem Ort zurückgehen, wo der Clown aufgetaucht ist.

Kann so eine Begegnung einer Kinder-Psyche dauerhaft schaden?

Bender: Im Normalfall verarbeiten Kinder ein solches Erlebnis gut. Wenn sie sich allgemein sicher fühlen und so etwas nur einmal geschieht, dann ist das Risiko einer posttraumatischen Belastungsstörung gering. Sie liegt etwa bei 10 bis 20 Prozent. Wenn Kinder aber vorher schon ängstlich waren oder eine schwierige Familiensituation haben, kann so eine Begegnung auch langfristige Auswirkungen haben.

Glauben Sie, dass auch Kinder sich bald „aus Spaß“ Clownskostüme anziehen, um Gleichaltrige zu erschrecken?

Bender: Da das Thema in den Medien viel vorkommt, kann ich mir schon vorstellen, dass Kinder so etwas machen. Dann habe ich aber die Hoffnung, dass Eltern und Lehrer sofort klar stellen, dass das nicht lustig ist und dem Ganzen schnell den Boden entziehen.