Tiere und Familie Tiere und Familie: So klappt es zwischen Hund und Baby

Dortmund/dpa. - In Deutschland haben etwa zehn MillionenMenschen einen Hund. Meistens dreht sich in deren Leben alles um dengeliebten Vierbeiner. Doch sobald sich in der Familie Nachwuchsankündigt, ist es mit vielen liebgewordenen Gewohnheiten vorbei. Umbestens vorbereitet zu sein, raten Experten, den Vierbeiner schon vorder Ankunft des neuen Familienmitglieds an die veränderte Situationzu gewöhnen.
Lange Spaziergänge mit Herrchen, abendliches Kuscheln mit Frauchen- Hunde verbringen gern so viel Zeit wie möglich mit ihren Menschen.Ein Baby bringt jede Menge Unruhe in die bisher so perfekteBeziehung. Dabei sei es besonders wichtig, dass der Hund dieVeränderung nicht so drastisch zu spüren bekommt, sagt Elke Deiningervon der Akademie für Tierschutz. «Wenn das Baby da ist, sollte derVierbeiner deshalb genauso behandelt werden wie vorher», sagt dieTierärztin aus München.
Wenn ein Hund bisher immer im Bett schlafen durfte, sollten Halterihm das weiterhin erlauben. Außerdem dürften die Streicheleinheitennicht plötzlich auf ein Minimum beschränkt werden, sagt die Expertin.«Es ist wichtig, dass der Hund das Kind immer mit etwas Positivemverknüpft.» Damit er sich an dessen Anwesenheit gewöhnt, rätDeininger, den Hund in einer ruhigen Minute an dem Kind schnuppern zulassen. Währenddessen können Halter ihren Hund mit viel Zuwendung inder Gewissheit bestärken, dass seine Stellung innerhalb der Familienicht gefährdet ist.
Dazu gehöre auch, sich in Gegenwart des Tieres nicht plötzlichgestresst und genervt zu verhalten. «Hat die Mutter ihr Baby auf demArm, meckert den Hund aber an, weil er gerade im Weg steht, ist dasein sehr negatives Signal für das Tier», erklärt Deininger. Ein Hundsollte so oft wie möglich dabei sein, wenn sich seine Menschen mitdem Baby beschäftigen. Den Vierbeiner bei gemeinsamen Aktivitätenauszuschließen und die gesamte Aufmerksamkeit dem Kind zu widmen, seider denkbar schlechteste Weg.
Wer sich schon im Vorfeld auf die neue Situation mit Hund und Babyvorbereitet, hat danach weniger Probleme. So sei es ratsam, den Hundan den Kontakt mit kleinen Kindern zu gewöhnen, noch ehe das Baby daist, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen inDortmund. «Vielleicht gibt es ja kleine Kinder in der Verwandtschaft,mit denen der Hund unter Aufsicht spielen kann.» So lerne derVierbeiner kindliches Verhalten kennen. Außerdem rät Kopernik, ausder Klinik getragene Kleidung des Kindes mitzubringen und den Hunddaran schnuppern zu lassen. So könne er sich schon mal mit dem Geruchdes neuen Familienmitglieds vertraut machen.
«Wird das Schnuppern mit einem Leckerli oder anderenAufmerksamkeiten verbunden, wird der Hund das Kind schnell als etwasPositives empfinden», sagt Kopernik. Deininger empfiehlt außerdem,das Gassi gehen mit Hund und Kinderwagen zu üben, bevor das Baby daist. «Dann kann das Tier lernen, neben dem Wagen herzutraben, ohne ander Leine zu zerren oder ständig stehen zu bleiben, um zuschnuppern.»
Oft haben Menschen mit dem übermäßigen Beschützerinstinkt ihresHundes zu kämpfen. Jeder Besucher, der sich dem Baby nähern will,wird gnadenlos angebellt. Für einen Hund sei das keine unnatürlicheReaktion, sagt Kopernik. «Viele Hunde haben eine angeboreneMotivation, sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern, die sich auchauf den des Menschen übertragen kann.» Doch auch da weiß der FachmannRat: «Will zum Beispiel ein Bekannter der Familie das Baby auf demArm halten, kann sich der Halter währenddessen neben den Hund setzenund ihn streicheln.»
Bellt ein Hund den Besucher an, tue er das, weil er sein Rudelbeschützen will. Und das mache er nur dann, wenn er glaubt, dass seinRudel nicht Herr der Lage ist, erklärt Hundetrainerin SonjaGerberding aus Wedel. Erlebt er seinen Menschen jedoch als sicher undsouverän, ist er entspannt. Aber auch Freunde und Bekannte sollteneiniges beachten. Wurde immer zuerst der Hund begrüßt, sollte dieseTradition nach der Geburt eines Kindes beibehalten werden, rätDeininger.
Info-Kasten: Kinder sollten Rückzugsort des Hundes respektieren
Damit die Beziehung zwischen Kind und Hund auch später, wenn dasKleine krabbeln kann, harmonisch bleibt, sollte der VierbeinerRückzugsmöglichkeiten haben. «Das kann zum Beispiel die Ecke einesZimmers sein, in der er ungestört auf seiner Decke liegen kann», sagtUdo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund.Auch beim Fressen will das Tier ungestört sein. «Deshalb hat ein Kindnichts am Napf zu suchen - schon gar nicht, so lange der Hundfrisst.»