Telefonieren Telefonieren: Heute billig, morgen teurer
Halle/MZ. - "Mit Telebillig nur zwei Cent pro Minute", säuselt eine freundliche Frauenstimme aus dem Telefonhörer. Wenige Stunden später sagt sie "Nur 1,9 Cent pro Minute". In der Zwischenzeitzieht der Konkurrenzanbieter Fonfux nach und senkt die Telefonpreise auf 1,8 Cent pro Minute. Das gefiel Telebillig ganz und gar nicht und senkte den Tarif weiter. 1,5 Cent pro Minute lautete nun das Angebot. Kurzfristig hatte sich sogar ein weiterer Anbieter in den vergangenenTagen dazwischen gedrängelt und offerierte Preise von 1,2 Cent. Inzwischen pendeln sich die Preise bei 1,8 Cent pro Minute ein.
Auslöser für den Preiskampf im Stundentaktwar Telebillig ein Ableger aus dem Hause 01051 Telecom, zu dem auch Telediscount und Teledump gehören. Telebillig ging Ende Januar zunächst mit Preisen von zwei Cent pro Minutefür Ferngespräche ins Festnetz und 17,5 Cent in deutsche Handynetze an den Start und sorgte in der Branche für Unruhe. Daraufhin konterte Fonfux und unterbot den Konkurrenten. "Dieser Preiskrieg ist wahnsinnig", sagt Peter Knaak von der Stiftung Warentest in Berlin. "Dassind nur Ködermodelle. Mit diesen Aktionspreisen, die lediglich von kurzer Dauer sind, sollen die Kunden angelockt werden, über diese Vorwahlnummern zu telefonieren."
Die böse Überraschung kommt spätestens mitder nächsten Telefonabrechnung - und dann sieht alles gar nicht mehr so billig aus. So hat Telebillig nun die Preise wieder deutlich angehoben. Ein Gespräch kostet nun 2,7 Centpro Minute; fast doppelt so viel als vorher. Besonders ärgerlich ist für einige Kunden, dass Telebillig im Februar ein Abrechnungsfehler unterlaufen ist und statt der angesagten 1,4 Cent pro Minute versehentlich 1,4 Euro kassierte. Leider sei das Problem bei etwa 700 bis 750Kunden zu spät erkannt worden, teilte ein Sprecher der Muttergesellschaft 01051 Telecom mit. Die Telefonteilnehmer würden in den nächsten Tagen angeschrieben. Der falsch berechnete Betrag solle mit der nächsten Rechnung kompletterstattet werden.
"Die Billigfirmen spekulieren mit der Gewohnheit der Leute", sagt Knaak. Und die Philosophiescheint aufzugehen. So führen viele Kunden bis heute ihre Telefonate mit dem Anbieter 01024, der wochenlang auf den Telefon-Hitlisten ganz oben stand. Doch diese Vorwahl ist schon lange nicht mehr der günstigste Anbieter. "Aus lauter Bequemlichkeit wählen die Menschen für ihre Call-by-call-Gespräche völlig arglos die Vorwahl-Nummer, die für sie zuletzt am billigsten war, und die nutzen sie dann auchdie nächsten Monate weiter", erzählt Knaak.
Und diese Methode funktioniert sogar, obwohl viele Anbieter den Tarif vor jedem Telefonat ansagen. "Wenn die freundliche Frauenstimme plötzlich 2,6 Cent pro Minute ansagt, dannüberhören das viele", so Knaak.
Doch zunehmend kommen auch Klagen von Kunden. Bislang sagen die wenigsten Call-by-call-Anbieter ihre Tarife vor den Gesprächen an. Das kannschnell zur Kostenfalle werden, warnen Verbraucherschützer."Das Problem könnte minimiert werden, wenn alle Telefonfirmen verpflichtet wären, die Gebühren vorher anzusagen", fordert Helga Zander-Hayat von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Denn viele Verbraucher bekommen die häufigen Tarifänderungen nicht immer gleich mit." Noch gibt es aber keine gesetzliche Regelung für die Gebührenansage. Nur einige wenige Firmen,die ihre Telefongespräche über so genannte 0190-0-Nummern anbieten, geben die Gebühren vorher an. Und das aus gutem Grund. Schließlich hat die 0190 für viele ein Schmuddelimageund einigen ist die Kombination nur von teuren Sex-Hotlines bekannt, die bis zu 1,86 Euro in der Minute kosten können.