Umtausch-Rechte, Lieferung Lebensmittel online kaufen - Wie frisch ist die Ware aus dem Internet und worauf man beim Bestellen achten sollte

Fisch, Gemüse oder Obst im Internet bestellen? Das kann sich noch nicht jeder vorstellen, aber der Online-Lebensmittelkauf wird immer populärer. Gerade für Ältere, Menschen mit Behinderungen oder gestresste Berufstätige ist das Angebot attraktiv, da es einfach ist: Mit ein paar Klicks ist alles im Einkaufswagen, der Lieferdienst bringt es dann bis zu Wohnungstüre geschleppt.
Welche Anbieter es gibt und worauf Verbraucher achten sollten in der Übersicht.
Die Anbieter
So mancher Lebensmittelhändler bietet online ein Allround-Sortiment an. Dazu zählen die Portale der großen Supermarktketten wie Rewe, Real, Kaufland oder Kaiser's Tengelmann mit Bringmeister.de, das nun von Edeka weiterbetrieben wird. Zwar finden sich im Netz nicht alle Produkte, die man in den Filialen kaufen kann. Grundsätzlich aber seien alle Sortimentskategorien verfügbar, heißt es etwa bei der Rewe Group.
Daneben gibt es reine Online-Lebensmittelhändler mit ebenfalls großer Auswahl - von abgepacktem Käse, Wurst und Backwaren über Obst bis hin zu Tiefkühlkost und Getränken. Bekannte Portale sind etwa Lebensmittel.de, Mytime.de oder Food.de. Dazu kommen Nischenanbieter sowie regionale Lieferdienste, oft für Bio-Waren aus dem Umland. Und die Branche spekuliert über einen Markteintritt von Amazon.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat in seiner aktuellen Untersuchung «E-Food im Frischemarkt» 822 Händler identifiziert, die Lebensmittel deutschlandweit übers Internet vertreiben, darunter 179, die auch frische Waren überregional verschicken.
Bei den Frische-Versendern dominierten vor allem Spezialitätenhändler den Markt, die sich auf einzelne Produktgruppen wie etwa Käse, Fleisch und Fisch konzentrieren, die im stationären Handel teils nur schwer oder gar nicht zu bekommen sind. Klassische Supermärkte seien dagegen bisher nur vereinzelt im deutschlandweiten Online-Handel vertreten.
Die Liefergebiete
Einzelne Anbieter liefern bundesweit, viele nur regional. «Der Online-Lebensmittelhandel funktioniert in Ballungszentren und Großstädten schon ganz gut», sagt Christian Böttcher, Sprecher beim Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH).
Der Online-Shop Edeka24, betrieben von Edeka Südwest, verschickt Essen in ganz Deutschland - jedoch keine kühlpflichtige Ware. Rewe beliefert 75 Städte, Real die Großräume Köln-Bonn-Leverkusen, Berlin-Potsdam und Hannover, Bringmeister nur Berlin sowie München und Kaufland nur Berlin.
Problematisch wird es laut Böttcher in ländlichen, dünn besiedelten Regionen: «Hier ist es schwierig, zu vertretbaren Kosten Lebensmittel zu liefern», sagt der BVLH-Sprecher. Es mangele dort zudem oft noch an einer Breitbandversorgung.
Die Suche nach regionalen Lieferdiensten sei manchmal schwierig, sagt Sascha Berens, Projektleiter E-Commerce am Handelsforschungsinstitut EHI, das Online-Lebensmittelshops untersucht hat. «Es gibt wenig Übersichten.» Fündig werde man oft per Suchmaschine oder über regionale Werbung.
Die Lieferung
Meist wählen Kunden die Produkte online aus und bekommen dann einen Liefertermin. Teils werden freie Zeitfenster vorgeschlagen, manchmal lassen sich Wunschtermine vereinbaren. Bezahlt wird mit den gängigen Verfahren. Anschließend wird einem das Essen per Paket- oder Lieferdienst nach Hause gebracht.
Das Zeitfenster
„Die größte Herausforderung sind die Lieferzeiten“, erklärt Böttcher. Kunden wollten Flexibilität und schnelle Lieferung bei geringen Kosten. Das sei ein Problem. Für Bio-Kisten gibt es etwa oft nur einen festen Liefertag. Bei anderen Diensten wartet man ein bis zwei Tage. „Bislang gibt es nur wenige Vollsortimenter, bei denen Kunden das Zeitfenster für die Lieferung schon vor dem Bestellen einsehen können“, sagt Sascha Berens.
Kosten, Rückgaberecht, Frische Ware
Die Kosten
Mitunter entsprechen die Preise denen im Einzelhandel. Viele Shops haben einen Mindestbestellwert, verlangen eine Liefergebühr oder Zuschläge für Getränkekisten. Einige Händler reduzieren die Liefergebühr ab einer bestimmten Einkaufssumme.
Die Filter
Praktisch am Online-Einkauf sind die Filtermöglichkeiten. Nach wenigen Klicks werden zum Beispiel alle glutenfreien Waren angezeigt. Berens kritisiert aber: „Leider gibt es immer noch viele Shops, die diese Möglichkeit nicht bieten.“
Das Rückgaberecht
Es gilt wie bei allen Onlinekäufen zwei Wochen lang ein Widerrufsrecht - jedoch nicht für leicht verderbliche Lebensmittel. „Viele Händler gewähren in ihren AGB aber freiwillig eine Frischegarantie“, sagt Böttcher. „Denn es macht natürlich einen Unterschied, ob man sich die Paprika vor Ort in 3D oder im Internet anschauen kann.“
Dass viele Händler bei Obst, Gemüse und Co kulant sind, bestätigt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen - und rät: „Kunden sollten die Ware direkt an der Tür prüfen.“
Ist es ratsam, auch frische Ware zu bestellen?
Bei leicht verderblichen Waren rät Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen vom Online-Kauf ab: «Frischer Fisch oder Hackfleisch sind schwierig», sagt sie. «Es stellt sich immer die Frage, ob die Kühlkette wirklich eingehalten wurde.»
Das bestätigen auch Testkäufe des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), bei denen die Temperatur von mehr als jedem zweiten bestellten Produkt unmittelbar nach der Lieferung teils deutlich über dem Norm-Wert lag: Die Stichproben hätten gezeigt, dass es bei der Einhaltung notwendiger Temperaturen für kühlungsbedürftige Lebensmittel Probleme gibt.
Bei Milchprodukten sollte man schauen, wie sie geliefert werden, etwa in Styroporkisten. «Und bei Tiefkühlprodukten kontrollieren, ob sie angetaut sind», sagt Wiebke Franz. Vor dem Bestellen lesen Verbraucher am besten die AGB. «Sämtliche Lebensmittelkennzeichnungen müssen auch online zu finden sein.» Eine Ausnahme sei das Mindesthaltbarkeitsdatum. Macht ein Händler trotzdem Angaben dazu, sei das besonders kundenfreundlich.
Auch bei der Reife und Unversehrtheit von geliefertem Obst und Gemüse müssen Online-Käufer vereinzelt Abstriche machen, so ein weiteres Ergebnis der vzbv-Stichproben. «Insbesondere bei sehr druckempfindlichen Lebensmitteln wie beispielsweise Kopfsalat, Pfirsichen oder Gurken zeigten sich bei den Testkäufen Qualitätsverluste», so die Verbraucherschützer. (chs/dpa)