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Internationale Funkausstellung in Berlin 2015 Internationale Funkausstellung in Berlin 2015: Wie der eigene Haushalt zum Rund-um-sorglos-Butler wird

Von Jörg Hunke 02.09.2015, 17:33
Die Internationalen Funkausstellung (IFA) eröffnet am kommenden Frietag auf dem Messegelände ihre Pforten für die Besucher.
Die Internationalen Funkausstellung (IFA) eröffnet am kommenden Frietag auf dem Messegelände ihre Pforten für die Besucher. imago/STPP Lizenz

Sein Name ist in Vergessenheit geraten, darum sei er hier genannt: Mark Weiser hieß der Informatiker, der einen der ersten bemerkenswerten Aufsätze über das neue, vernetzte Wohnen geschrieben hat. Das war Anfang der 90er-Jahre, „Der Computer für das 21. Jahrhundert“ hieß der Text, und er begann mit dem Satz: „Die wichtigsten Technologien sind die, die einfach verschwinden, weil sie ins alltägliche Leben integriert werden.“

Aus Sicht von heute, wo jeder mit seinem Smartphone fotografieren, spielen und sich vernetzen kann, klingt das ganz logisch. 1991 aber war die These des Wissenschaftlers eine große Sache. Damals gab es noch keine Smartphones und keinen Tablet-Rechner, und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg war so alt, dass er in der Schule gerade das Schreiben lernte.

Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) stellte Kodak in dem Jahr eine Technologie vor, mit der insgesamt 100 Fotos auf einer CD gespeichert werden konnten. Stimmt, das war ja noch die Zeit, in der man seine Filme in Fotoläden entwickeln ließ und die Abzüge in Kartons sammelte. Und es war die Zeit, in der Kunden das Interesse an Vinyl-Schallplatten verloren, weil es digitale Lösungen gab.

Nachbestellung per Smartphone

Weiser, der Informatiker aus dem kalifornischen Silicon Valley, hätte bestimmt noch viel zu erzählen von seiner Vorstellung, dass uns vernetzte Haushaltsgeräte unaufdringlich von lästigen Routine-Tätigkeiten befreien. Doch er ist ein paar Jahre nach der Veröffentlichung seines Aufsatzes im Alter von 47 Jahren gestorben. Er hat nicht mehr erlebt, wie seine Idee unter den Schlagworten „Smart Home“ oder „Internet der Dinge“ weiterentwickelt wurde. Und wie uns die Industrie heute verspricht, dass wir zu Hause bald nichts mehr tun müssen, weil alle Geräte miteinander kommunizieren und das Wichtige regeln werden.

Der aktuelle Stand ist auf der IFA, die am Freitag für die Besucher ihre Türen öffnet, zu betrachten. Als führend auf dem Markt bezeichnet sich der Haushaltsgeräte-Hersteller Miele aus Gütersloh. Vor mehr als 100 Jahren baute das Familien-Unternehmen in Ostwestfalen die ersten Waschmaschinen. Am IFA-Stand in Halle 2.1 stellt Miele eine mitdenkende Waschmaschine als Weltneuheit vor, die dem Besitzer helfen soll, nie zu viel flüssiges Waschmittel zu verbrauchen und rechtzeitig Nachschub zu bestellen.

Und das geht so: Die Maschine steuert den Verbrauch des Waschmittels und meldet per elektronischer Nachricht, wenn der Vorrat zu Ende geht. Mit ein paar Klicks auf dem Smartphone oder Tablet lässt sich die Ware nachbestellen. Befreiung von Routine also, doch irgendwie klingt das nicht neu. Schon seit Jahren wird über solche Konzepte gesprochen, nur sind sie bei den Kunden noch nicht angekommen. Das Modell „WMH 721 WPS EditionConn@ct“ (Preis: etwa 1500 Euro) zeigt, wie beschwerlich oft der Weg von einer zukunftsweisenden Idee im Silicon Valley bis zur Marktreife ist.

Vorsichtige Konsumenten

Genau kann Reinhild Portmann, Pressesprecherin des Unternehmens, nicht sagen, wann die Entwicklung für diesen Waschmaschinen-Typ begann. Und wahrscheinlich gab es den einen Tag auch nicht. Viele Prozesse liefen parallel ab. So wie die technische Entwicklung, um das Haushaltsgerät mit dem Smartphone vernetzen zu können, und die Experimente mit der automatischen Dosierung des Waschmittels. Erst als beides funktionierte, konnte man die Elemente zusammenfügen. Ein paar Jahre hat das jedenfalls gedauert, weiß die Pressesprecherin. Und wer braucht so etwas? Leute, die Spaß an Innovationen haben, sagte Technik-Vorstand Eduard Sailer vor ein paar Monaten. Besonders viele sind das wohl nicht. Miele will den Markt vorsichtig testen, etwa 2 000 Geräte werden zunächst produziert.

Weg mit lästiger Routine – darum geht es auch bei Mieles Konkurrent Samsung. Das Unternehmen aus Asien wirbt damit, dass Waschmaschinen bald erkennen können, ob die Produkte in der Trommel wirklich zusammenpassen, weil Hosen und Blusen mit einem Chip versehen sein werden, der die Waschanleitung ersetzt. Und noch später? Wird uns die Waschmaschine raten, unsere verschwitzte Wäsche zu wechseln? Und einer Familie empfehlen, welche Farben und Stoffe sie kombinieren soll, damit supereffektiv die nächste Wäschetrommel gefüllt werden kann? Vieles sei denkbar, sagt Frau Portmann, will über geplante Innovationen aber nicht sprechen. Macht nichts: Die IFA zeigt ja, dass gute Ideen lange brauchen bis zur Marktreife.