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"Gemeinsam sind wir stark" von Peggy Sounds "Gemeinsam sind wir stark" von Peggy Sounds: Neue Pegida-Hymne wird zur blamablen Lachnummer

29.12.2015, 13:29
Pegida-Anhänger während einer Kundgebung des Bündnisses am Elbufer in Dresden gegenüber der Frauenkirche.
Pegida-Anhänger während einer Kundgebung des Bündnisses am Elbufer in Dresden gegenüber der Frauenkirche. dpa Lizenz

Rechtschreibfehler, selbstgebastelte Galgen, Hassparolen hier, Hetzkommentare dort: Mit alledem fanden die besorgten Montagsmärschler von Pegida bislang nicht so recht Gehör. Nun ziehen sie weitere Register: Eine neue Hymne soll es jetzt richten.

Kurz vor Weihnachten haben Organisatoren der islamophoben Aufmarschierer ein Musikstück zum Download bereitgestellt. Zum einjährigen Bestehen der Bewegung. Vielleicht ist man aber auch einfach knapp bei Kasse. Für 1,29 Euro kann man das Werk jedenfalls nun kaufen. Im Amazon-Ranking stürmte es schon auf Platz 13. Auch auf Pegida-Demos wurde es bereits gespielt.

„Gemeinsam sind wir stark“: Die einende Kraft der Musik wird beschworen, um die Welt zu retten. Die ganze Welt? Nicht ganz. Das Abendland reicht den Pegidisten bekanntlich. Genauso konsequent anspruchslos sind die besorgten Montagsmärschler dann auch, was die Qualität ihrer neuen Hymne betrifft.

Ein seichtes Eso-Gesummse wabert uns da entgegen, als haben sich Vangelis und „Sierra Madre“ zu einer feuerzeugschwenkenden Kuschelorgie zusammengefunden. Passend zum Bandnamen „Peggy Sounds“ versprüht das monotone Lala-Gelalle die intellektuelle Färbung der billigsten Haartönung aus Uschis Frisierstube. Stümperhaft im heimischen Hobbykeller zusammengezimmerte Schunkelstreicher und Klavierkitsch mit Ein-Sterne-Garantie.

In den Kundenbewertungen bei Amazon, Google Play, Spotify und in Kommentaren auf YouTube und Twitter löst das Stück von Entsetzen bis Kichern so ziemlich alles aus:

„Für das Geld hole ich mir lieber einen Döner“, schreibt Amazon-Nutzer Chris Maxim Hoffmann.

User „Ubuntu“ hält dagegen: „Ich danke so sehr den Schöpfern dieses Stückes. Es ist nicht nur textlich und musikalisch extremst ausdrucksvoll, sondern hat auch erhebende, gar magische Wirkungen gezeigt. Wir haben es Omi Elfriede immer wieder vorgespielt, die seit ihrem Schlaganfall die Arme nicht mehr rühren konnte. Plötzlich zuckte der rechte Arm und wie von Geisterhand gezogen, schwebte er steil rechts nach oben.

Und Mic Wetstein freut sich auf Google Play: „Danke für dieses wunderbare Stück. Schneller bekommt man die Feiertagspfunde durch Erbrechen nicht runter.“

Aber wer braucht bei solch einer musikalischen Wucht überhaupt noch Lyrik? Da müssen dann auch die wortbegabten Sprachtalente des Satiremagazins „Extra 3“ kleinlaut kapitulieren.

(red)