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Gamescom und Videodays Gamescom und Videodays: Wie früher bei den Beatles - Der Hype um die großen Youtube-Stars

Von Kendra Stenzel 05.08.2015, 11:42

Herr Krachten, Sie waren bei der Geburtsstunde der Videodays mit dabei...

Genau, 2010 gab es die zum ersten Mal. Da hatte ein Youtuber zu nem Fantreffen aufgerufen und ich hab zwei Wochen vor der Gamescom von der Messe netterweise noch einen Raum bekommen. Zu dem Zeitpunkt hatten all die großen Youtuber noch nicht zugesagt, also ist mir auch diese Aufgabe in den Schoß gefallen.  400 Menschen waren in dem Jahr da.

Und dann wurde das Ganze immer größer. Im Jahr darauf haben wir einen größeren Saal bekommen, da kamen schon 2000 Menschen. Im Jahr darauf war es eine Messehalle für mehr als 4000 Leute. 2013 haben wir die Videodays dann mit 10.000 Menschen in der Lanxess Arena gemacht. Letztes Jahr dann mit 15.000 Menschen – ausverkauft.

Wissen Sie noch, wie viele Youtuber im ersten Jahr dabei waren?

Das waren so 20.

Die Videodays sind das größte Youtube-Community-Treffen der Welt. Seit 2010 kommen jährlich parallel zur Gamescom Tausende Youtube-Fans nach Köln, um Youtuber zu treffen, Autogramme zu erhalten und Bühnenshows zu verfolgen. Wie schon in den vergangenen Jahren werden auch die Videodays 2015 in der Lanxess-Arena veranstaltet. In diesem Jahr findet die Veranstaltung am 7. und 8. August statt. Erwartet werden 15.300 Besucher - das Event ist bereits ausverkauft.

Und heute?

In diesem Jahr sind es 300. Rund 100 davon haben mehr als 100.000 Abonnenten. Youtube ist mittlerweile einfach zum Massenmedium geworden. Und Köln hat eine Riesen-Szene, auch da ist es Wahnsinn, was entstanden ist.

Aber seit diesem Jahr gibt es die Videodays ja nicht mehr nur in Köln...

Das liegt an der Zielgruppe. Die beginnt bei etwa acht Jahren und geht bis Anfang 20. Für die ist das natürlich sehr kostenaufwändig und nicht alle Eltern wollen ihre Kinder zu Events fahren. Also wollten wir mal ausprobieren, wie es in Berlin funktioniert. Und auch das ist toll gelaufen.

Wird es jetzt in der Taktung weiterlaufen? Im Frühjahr Berlin, im Sommer Köln?

Auf jeden Fall. Und wir überlegen, die Videodays auch in München und Hamburg zu veranstalten. Zürich würde es auch gerne machen.  Es ist ein weltweites Jugendkulturphänomen, das sich auch in solchen Veranstaltungen ausdrückt. Wie bei den Beatles, bei denen Fans auf Konzerte gehen wollten, haben sie auch bei den Youtubern das Bedürfnis, ihre Stars zu erleben. Da hat sich seit den 60er Jahren nicht viel verändert.

Bei den Videodays erstreckt sich das „Stars erleben“ über zwei ganze Tage.

Genau. Früher hatten wir einen Tag für Autogramme und Shows. Heute sind es zwei. Davon ist ein Tag der Showtag, an dem wie in einer Fernsehshow ein durchgeplantes Programm stattfindet. In dieser Bühnenshow sind immer wieder neue, kreative Dinge zu sehen, mit denen man gar nicht gerechnet hätte. Der erste Tag ist der Autogrammtag, der auch ziemlich beeindruckend ist.

Wir haben mal überschlagen: Im letzten Jahr sind bei den Videodays 100.000 Autogramme gegeben worden. Das ist gerade bei den großen Youtubern mit einem erheblichen Sicherheitsaufwand verbunden und mit einer erheblichen Logistik.

Junge Fans sind ja extrem ausdauernd. Wie lange stehen die denn in der Schlange für ein Autogramm?

Es wird in diesem Jahr deutlich kürzer sein, aber die Jugendlichen sind bereit, vier, fünf Stunden in der Schlange zu stehen. 2015 haben wir zwei große Blocks, vormittags und nachmittags. Das ist keine Garantie, aber so sollten sehr viele Fans sehr viele Autogramme sammeln können, so sicher wie möglich.

Und von welchen Youtubern kann man in diesem Jahr Autogramme sammeln?

Dagi Bee ist dabei. Dann zum Beispiel auch iBlali. Die Lochis, Y-Titty, Alberto, Sami Slimani, BullshitTV, diverse Let’s Player wie zum Beispiel Dner. Es sind nie alle da, aber wie zuvor auch sind sehr viele sehr große Youtuber mit dabei.

Was ist denn mit Ihnen? Sie sind ja auch Youtuber.

Ich bin jetzt nicht so derjenige, der junge Mädchen in Ekstase versetzt. Mein Fanpotenzial ist übersichtlich. Wenn da andere Youtuber über die Straße gehen, stehen plötzlich kreischende Mädchen vor ihnen. Das ist mir bisher erst einmal passiert.

Wie erklären Sie sich den wahnsinnigen Hype um junge Youtuber?

Den Hype gab es früher auch. Damals bei New Kids On The Block, oder all den anderen Boybands. Oder auch bei Abba und den Beatles, den Stars, die junge Menschen angesprochen haben. Mit der Demokratisierung der Medien haben wir viel mehr junge Leute, die genau diese Zielgruppe erreichen und für sie zu Vorbildern werden – im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man zum Beispiel Beauty-Channel nimmt: Da sitzen teils Zwölfjährige davor und lernen von Dagi Bee oder Bibis Beauty Palace, wie man sich schminkt. Dazu kommt Social Media. Über Instagram, Twitter und Co. haben die Stars unglaublich viel Kontakt zu den Fans. Das führt zu einer wahnsinnig engen Bindung. 

Gibt es denn Überlegungen, sowas wie die Videodays für das junge Publikum auch für ein älteres Publikum zu veranstalten?

Zuerst müssen die Inhalte für ein älteres Publikum da sein. Wenn das dann der Fall ist, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Unseren Showtag haben wir diesmal in zwei Teile geteilt: Im zweiten Teil treten die Top-Acts auf. Im ersten Teil geht es vor allem um Neues. Und aus dem ersten Teil könnte sich auf Dauer etwas entwickeln, was auch mal ein erwachseneres Publikum anspricht. Aber das wird sich langsam entwickeln. Die Herausforderung ist: Die Jungen drücken bei Youtube sofort auf abonnieren, wenn ihnen etwas gefällt. Das macht die ältere Generation einfach nicht, die gehen meist über die Suche. Da muss noch ein Umdenken stattfinden.

Während wir noch beim jungen Publikum sind: Haben sie für die Besucher irgendwelche Tipps?

Mein Tipp wäre: Unbedingt am Communityday die SpinnUp-Newcomer-Stage anschauen. Da treten tolle Nachwuchskünstler auf.