Wegen "Geschäftsstandards" Facebook scannt Nachrichten im Messenger

Berlin - Im Skandal um den Missbrauch der Daten von Millionen Facebook-Nutzern hat das Unternehmen jetzt bekanntgegeben, dass es Konversationen aus der Messenger-App scannt – um „Geschäftsstandards“ wahren zu können. Das geht aus einem Bericht von „Bloomberg“ hervor.
Bereits vergangene Woche hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg in einem Interview die Beweggründe dahinter offengelegt. Auslöser sei die Thematik rund um die Gewalt gegen die muslimische Minderheit Rohingya in Myanmar gewesen sein. Einige User hätten damals versucht, via Facebook-Messenger Propaganda zu betreiben – und Muslime zu bestimmten Orten zu locken, an denen sie womöglich Gewalt ausgesetzt gewesen wären.
Das Unternehmen hätte damals beschlossen, die Nachrichten zu überprüfen – und in einem solchen Fall die Nachrichten unverzüglich zu stoppen.
Barley rügt Facebook
Erst kürzlich hatte Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) das Unternehmen scharf gerügt und Konsequenzen auf europäischer Ebene verlangt. „Facebook ist ein Netzwerk der Intransparenz“, sagte Barley am Donnerstag in Berlin. „Ethische Überzeugungen fallen kommerziellen Interessen zum Opfer.“ Auch aus Deutschland seien bis zu 300 000 Verbraucher betroffen, deren Daten ohne ihr Einverständnis weitergegeben und verarbeitet worden seien. Facebook lebe vom Vertrauen seiner Nutzer. „Facebook hat dieses Vertrauen verspielt“, sagte Barley.
In dem Skandal geht es um die unerlaubte Nutzung der Informationen von Millionen Facebook-Anwendern durch die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica. Wie Facebook mitteilte, könnten die Daten von bis zu 87 Millionen Menschen betroffen sein - statt, wie bislang angenommen, jene von rund 50 Millionen Menschen. (dpa, red)
