Süßwaren Süßwaren: Kult um bittere Schokolade
Frankfurt/Main/dpa. - Dem Trend folgen exklusive Schokoladen-Läden in vielen deutschen Städten, wie in Frankfurt beispielsweise die im vergangenen Herbst eröffnete Chocolaterie «Bitter und Zart» direkt am Dom. Läden wie dieser führen Dutzende verschiedene Tafelschokoladen aus Deutschland, Frankreich, England, Italien, Belgien, Österreich und der Schweiz. Darunter sind viele bittere Sorten mit Kakao-Anteil bis hin zu mehr als 90 Prozent. Auch im Angebot: Gaumenkitzel wie Chili-Schokolade.
«Zwar ist Milchschokolade nach wie vor das Massengeschäft, doch die Hersteller von Tafeln mit hohem Kakao-Anteil vermelden zweistellige Zuwachsraten», sagt der Sprecher für Schokolade im Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), Rüdiger Funke. Alle ihm bekannten Hersteller sprächen von «Zuwachs in diesem Premiumbereich», berichtet Funke. Das Statistische Bundesamt mache aber leider keine genauen Erhebungen. Doch beim BDSI ist man sich sicher: Ähnlich wie bei Wein, Cognac oder Zigarren, versuchen viele Genießer auch bei Schokolade das Besondere zu pflegen.
Zu den Liebhabern von Qualitätsschokolade, in der Branche auch «Chocoholics» genannt, gehört der 27-jährige Marc aus Friedrichsdorf bei Frankfurt: «Früher war ich vor allem Vollmilch-Fan. Aber mein Geschmackssinn ist anders geworden. Ich würde sagen feiner. Viele gängige Sorten sind mir zu süß.» Bitterschokolade sei ein besonderer Kick. Seine Lieblingsschokolade habe einen Kakao-Anteil von 60 Prozent.
«Die Nachfrage ist gestiegen und wir geben immer mehr Läden die Erlaubnis, unsere Schokolade zu verkaufen», sagt auch der Inhaber und Geschäftsführer des Berliner Edelschokoladen-Herstellers Rausch, Jürgen Rausch. Er spricht vom Trend zur Bitterschokolade, weiß dabei jedoch feine Unterscheidungen zu machen: So seien es eher Männer, die dunkle Schokolade lieben. Zudem sei es in Norddeutschland verbreiteter, dunkle Schokolade zu naschen als im Süden der Republik. Der «Bitter-Äquator» in Deutschland liegt laut Rausch bei Frankfurt.
Europaweit lasse sich ein «bitterer Norden» mit Ländern wie Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Großbritannien und der Nordhälfte Deutschlands abgrenzen vom «süßen Süden» mit Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Österreich. Ausnahmeland sei Frankreich, das auch im Süden zur so genannten Bitter-Fraktion zähle.
Nicht nur Rausch profitiert von dem Trend. Auch andere Schokoladenhersteller wie Sarotti oder Leysieffer setzen auf bitter. Die Schweizer Firma Lindt bietet neben Schokolade mit 70 Prozent und 85 Prozent Kakao-Anteil auch eine mit 99 Prozent an. Experten empfehlen sie aber nur echten Fans empfohlen: «Noirissimé hat den größtmöglichen Kakao-Anteil, schmeckt bitter-säuerlich, und anfangs sollte man nur kleine Stückchen probieren, zum Kaffee oder Rotwein.»
Wer sich bewusst ernähren will, greift offenbar besser zu bitterer Schokolade als zu sahniger. Die so genannte Glyx-Diät, derzeit unter anderem durch den Bestseller «Moppel-Ich» der hr-Moderatorin Susanne Fröhlich propagiert, zählt beispielsweise dunkle Schokolade zu den wenigen erlaubten Naschereien. Sie basiert auf dem so genannten glykämischen Index (Glyx), dessen Kern ein konstant zu haltender Blutzuckerspiegel ist. Wer schlank werden will, darf alles essen, was den Blutzuckerspiegel nicht beeinflusst. Dazu gehört neben den meisten Obstsorten oder Nüssen auch dunkle Schokolade mit einem Kakao-Anteil von mindestens 70 Prozent.