Studium plus Ausbildung Studium plus Ausbildung: Viele Chancen mit Doppelpack
Bonn/dpa. - Die Vorteile solcher Kombilösungen liegen auf der Hand: Bei Absolventen mit einem Doppelabschluss seien die Jobperspektiven breiter gefächert als bei anderen, sagt Andrea Stertz vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Sie seien in mehr Arbeitsbereichen einsetzbar und auch für höhere Posten qualifiziert.
In der Lehre werden Azubis für die Praxis geschult, und an der Hochschule erhalten sie Einblicke in die Theorie und Forschung. Diese Rundum-Ausbildung erleichtert Stertz zufolge auch den Berufseinstieg: «Absolventen sind so schneller im Betrieb einsetzbar und müssen keinen Praxisschock nach dem Studium befürchten.» Die Ausbildung im Doppelpack ist im Kommen: So gibt es immer mehr Studenten in dualen Studiengängen, bei denen Theorie-Einheiten an der Hochschule mit Praxisphasen im Betrieb abwechseln. Das vom BIBB geleitete Projekt «Ausbildung Plus» verzeichnete im April 2008 einen Zuwachs um knapp zwei Prozent innerhalb eines Jahres.
Allerdings sei eine solche Doppelausbildung sehr anstrengend, sagt Prof. Bernhard Adams von der Fachhochschule Osnabrück, die ein Verbundstudium im Fach Maschinenbau anbietet. So starteten Teilnehmer in dem Studiengang im ersten Semester zwar wie gewöhnliche Lehrlinge mit der Ausbildung im Betrieb. Freitags müssten sie dann aber eine Extraschicht an der Hochschule einlegen und Informatik pauken, erläutert Prof. Adams. Später stünden drei Tage pro Woche im Betrieb und zwei Tage Hochschule auf dem Programm. «Für die Prüfungsvorbereitung muss man aber viel zu Hause lernen, das ist dann schon eine ziemliche Doppelbelastung.» Dafür haben Teilnehmer nach acht Semestern einen Abschluss als Industriemechaniker und einen Bachelor in der Tasche.
Aber auch für fertige Gesellen gibt es passende duale Studienangebote: Neben Modellen mit einem Doppelabschluss gebe es sogenannte Studiengänge mit vertiefter Praxis, erläutert Miriam Weich vom Projekt Hochschule Dual in München, das über entsprechende Angebote in Bayern informiert. Bei solchen Studiengängen wechselten Teilnehmer zwischen Betrieb und Hochschule, machten aber keine komplette Berufsausbildung. Dadurch seien diese Studiengänge etwas kürzer. «Das lohnt sich also zum Beispiel für diejenigen, die nach einer Ausbildung ein Studium beginnen und dabei weiter den Kontakt zur Firma halten wollen.»
Beide Varianten haben außerdem den Vorteil, dass Studenten schon während der Ausbildung Geld verdienen - wie viel das ist, hängt vom Studienmodell und dem Tarif für den Ausbildungsberuf ab. Durchlaufen sie eine vollständige Lehre, erhielten sie zumindest für ihre Zeit im Betrieb ein reguläres Ausbildungsgehalt, erklärt Weich. Bei Studiengängen mit Praxisvertiefung sei das Entgelt je nach Vertrag verschieden.
Die meisten dualen Studiengänge gibt es derzeit für angehende Wirtschaftsfachkräfte: Im April 2008 entfielen auf diesen Bereich 326 von 687 Angeboten, wie das Projekt «Ausbildung Plus» ermittelt hat. Dahinter folgen der Maschinenbau, die Informatik und die Elektrotechnik. Daneben gibt es solche Modelle aber auch im Sozialwesen. Meist sind sie an Fachhochschulen und Berufsakademien zu finden - letztere dürfen mittlerweile einen Abschluss vergeben, der dem Bachelor an einer Hochschule gleichgestellt ist.