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Studie Studie: «Männer sind bei der Wahl ihres Duftes sehr konservativ»

Von Frank Rumpf 07.07.2004, 11:15
Die Nassrasur liegt derzeit im Trend. (Foto: dpa)
Die Nassrasur liegt derzeit im Trend. (Foto: dpa) Wolfgang Werner

Wiesbaden/Hamburg/dpa. - Rasierwasser, das beim Auftragen brennt und reizt, ist zunehmend verpönt. Stattdessen verlangen die Herren der Schöpfung zum Abschluss der morgendlichen Rasur verstärkt nach linderndem Balsam und Haut schmeichelnden Gels.

«Das Pflegeverhalten der Männer hat sich in den vergangenen fünf oder zehn Jahren extrem verändert», sagt Antje Brüne vom Verband der Vertriebsfirmen Kosmetischer Erzeugnisse (VKE) in Wiesbaden. «Das Äußere ist wichtiger geworden und das Bedürfnis nach guter Pflege gewachsen.»

So kommt es, dass in Marktbeobachtungen wie etwa der «Focus»-Studie zur Herrenkosmetik von 2003 - erstellt von der in München erscheinenden gleichnamigen Zeitschrift - die klassischen Rasierwasser seit Jahren an Käufern verlieren. Aftershave-Cremes und -Balsams, oft versehen mit zusätzlichen Pflegestoffen und Vitaminen, entwickeln sich dagegen beständig positiv. Mit dem wachsenden Interesse der Männer an Pflege und Frische begründet die Studie auch den Trend zur Nassrasur: Unter den 20- bis 49-Jährigen rasieren sich inzwischen 53 Prozent lieber mit Schaum und Klinge.

«Zu welchem Mittel man nach der Rasur greift, ist eine Frage des Hauttyps», betont Bernhard Roetzel aus Köln, der sich als Stilexperte und Buchautor mit Herrenkosmetik befasst hat. «Rasierwasser sind duftbetont und haben einen hohen Alkoholanteil.» Dieser sei für das brennende Gefühl verantwortlich, wirke desinfizierend und verhindere Entzündungen nach Schnittwunden.

«Der Nachteil ist allerdings, dass der hohe Alkoholanteil von bis zu 60 Prozent die Haut reizt und austrocknet», führt Dieter Guilliard von Beiersdorf in Hamburg aus. Zu dem Konzern gehört die Marke Nivea, die nach eigenen Angaben vor 30 Jahren als erste einen Aftershave- Balsam auf den Markt brachte. Milchig in der Konsistenz, sei ein Balsam, englisch auch Balm genannt, duftneutral oder nur leicht parfümiert und enthalte kaum oder gar keinen Alkohol.

Zwischen diesen beiden Polen haben sich Fluide oder Gele eingerichtet. «Sie sind transparenter und leichter als ein Balsam, haben aber wieder höhere Alkoholanteile von etwa 30 bis 40 Prozent«, erklärt Guilliard.

Während Männer sich offen für neue Mittel und Methoden der Rasur und ihrer Nachsorge zeigen, bleiben sie in der Wahl des begleitenden Duftes «sehr konservativ», hat Antje Brüne festgestellt. «Wenn ihnen ein Parfüm gefällt, wird es immer wieder gekauft.» Wird plötzlich ein neuer Duft verwendet, sei das meist auf das Geschenk einer Frau zurückzuführen.

«Ein Duft ist noch mehr Geschmackssache als Wein», vermutet Roetzel hinter den Hemmungen, das Lieblingsparfüm zu wechseln. Sei es als parfümiertes Aftershave oder als intensiveres Eau de Toilette oder gar Eau de Parfum zum Auftragen nach der Pflege: «Man nimmt den Duft stark wahr und trägt ihn im wahrsten Sinn des Wortes den ganzen Tag mit sich herum.»

Dabei ist das Angebot so groß wie nie: Knapp 800 verschiedene Herrendüfte warten laut Brüne in den Regalen der Warenhäuser und Parfümerien auf eine wohlwollende Nase. Jedes Jahr versuchen 100 neue mehr oder weniger originelle Kreationen, sich zu etablieren. Viele verschwinden nach kurzem wieder.

«Grob kann nach fünf Richtungen unterschieden werden», sagt Roetzel: «Zitrusdüfte, orientalische Düfte, Ledernoten, Gewürznoten und Holznoten.» Was zu wem passt, muss Mann selbst ausprobieren. Die Hilfe einer zweiten Person ist sinnvoll, sei es Freund, Freundin oder ein geduldiger Verkaufsberater.

«Der Stil der Kleidung gibt oft auch einen ersten Hinweis auf die Vorlieben bei Parfüm», sagt Michael Kempf, der in seinem Geschäft in Hamburg-Pöseldorf edle Düfte anbietet. «Wer sich eher klassisch kleidet, gibt vielleicht einem würzigen englischen Duft den Vorzug; wer es lieber leger-sportlich mag, bevorzugt dagegen häufig eine spritzige, leichte Note.»

«Wichtig zu wissen ist, dass sich Parfüms, vor allem aus natürlichen Essenzen, immer noch entwickeln», betont Michael Kempf. Der erste Eindruck, die «Kopfnote», sei häufig frisch und kräftig, erst nach einer Weile trete die wahre Tiefe und Note des Duftes zu Tage. «Das ist wie bei einem guten Wein.» Deshalb sollte man sich beim Probieren Zeit lassen. «Und den Duft immer auf der eigenen Haut testen, denn bei jedem Menschen wirkt ein Parfüm anders», rät Kempf. Besprühte Papierstreifen eigneten sich nur für die Vorauswahl.