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Strompreiserhöhung Strompreiserhöhung: Anbieter wechseln, statt draufzuzahlen

29.07.2010, 08:09
Ein Stromanbieterwechsel ist meist unkompliziert - einfach nur den Stand am Stromzähler ablesen. (FOTO: DPA)
Ein Stromanbieterwechsel ist meist unkompliziert - einfach nur den Stand am Stromzähler ablesen. (FOTO: DPA) tmn

Hamburg/dpa. - Verbraucher sollten Strom-Preiserhöhungennicht einfach hinnehmen. Auch in diesem Sommer ziehen die Preisewieder kräftig an. Von den rund 900 Stromanbietern in Deutschlandhätten seit Januar 2010 bereits mehr als die Hälfte, nämlich 467Firmen, die Preise erhöht, sagt Dagmar Ginzel vom VerbraucherportalVerivox. Dabei stiegen die Tarife um durchschnittlich 5,9 Prozent.

Allein im Juli erhöhten laut der Verivox-Statistik 32 Anbieterihre Preise um durchschnittlich 5,9 Prozent. 13 weitere Unternehmenwollen im August mit Preiserhöhungen um durchschnittlich 7,1 Prozentnachziehen. Darunter ist dann auch der zweitgrößte deutscheEnergieversorger RWE, der zum 1. August seine Strompreise um 7,3Prozent in der Grundversorgung nach oben schrauben will. Knapp zweiMillionen Stromverbraucher sind allein von dieser Preiserhöhungbetroffen.

Und ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht. «Wir gehen nichtvon sinkenden Strompreisen aus», betont Verivox-Sprecherin Ginzel.Seit dem Jahr 2000 seien die Preise für Verbraucher kontinuierlichgestiegen. Hintergrund sei die Erhöhung der Quoten imErneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Es schreibt bestimmte Strommengenvor, die aus regenerativen Energiequellen zu erzeugen sind. Vergütetwerden sie von den Energieversorgern. Auch RWE begründet seinePreiserhöhung mit der Ökostromförderung sowie mit gestiegenenBeschaffungskosten: Die Umlage sei zu Jahresbeginn um 55 Prozentgestiegen und werde nun an die Kunden weitergegeben. Hinzu kommenlaut Verivox gestiegene Netznutzungsentgelte.

Zu welchen Konditionen die Energieversorger an der Strombörseoder direkt bei den Kraftwerken ihren Strom ordern, bestimmtletztlich die Preispolitik der Unternehmen gegenüber ihren Kunden.So kann es durchaus sein, dass ein Stromversorger entgegen demallgemeinen Trend seine Tarife senkt, weil er selbst besondersgünstig eingekauft hat.

Laut der Verivox-Statistik haben seit Januar immerhin 129 von 900Versorgern die Preise gesenkt - um durchschnittlich 4,5 Prozent. ImJuli waren es 15 mit einer Preissenkung von durchschnittlich 4Prozent. Wie stark Verbraucher von der unterschiedlichenPreisgestaltung profitieren können, zeigt eine Modellrechnung, dieVerivox angestellt hat: Demnach beträgt die Ersparnis bei einemWechsel vom Grundversorgungstarif zum günstigsten verfügbarenAngebot mit monatlichen Abschlägen für einen Musterhaushalt miteinem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden durchschnittlich 220Euro.

Es kann also nicht schaden, sich nach Alternativen umzuschauen,wenn eine Preiserhöhung ins Haus flattert. Das VergleichsportalCheck24 rät, darauf zu achten, dass die Vertragslaufzeit nicht zwölfMonate übersteigt. Dadurch könne man flexibler auf Veränderungenreagieren. Laut Thorsten Kasper vom vzbv haben Verbraucher, die inder Grundversorgung sind, in diesem Fall ein Sonderkündigungsrecht:Innerhalb eines Monats nach der Ankündigung können sie zu einemanderen Anbieter wechseln. Versorger müssen ihren KundenPreiserhöhungen sechs Wochen vorher mitteilen.

Ist ein günstigerer Anbieter gefunden, ist der Wechsel selbstschnell beantragt. Bei vielen Versorgern können Verbraucher lautCheck24 die entsprechenden Antragsformulare herunterladen oderonline ausfüllen. Wichtig ist es, den Zählerstand parat zu haben.«Alles Weitere übernimmt üblicherweise der neue Anbieter», heißt es.Er kündigt den Vertrag mit dem alten Versorger, meldet denVerbraucher beim Netzbetreiber um und leitet die Belieferung in dieWege.

Von der Umstellung selbst bekommen Verbraucher nichts mit.Technische Änderungen etwa am Zähler sind nicht nötig. «Strom istein standardisiertes Produkt, bei dem es außer in der Herstellungkeine Qualitätsunterschiede gibt», erläutert das Vergleichsportal.Im besten Fall merken Verbraucher die Umstellung allerdings bei dernächsten Stromabrechnung - wenn diese deutlich niedriger ausfällt.