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Strauchpfingstrosen Strauchpfingstrosen: Symbol für Reichtum und Wohlstand

Von Helga Daberkow 09.04.2004, 08:13
Schönheit aus dem Fernen Osten - Sorten aus Japan wie die Paeonia Suffruticosa "Niigata otome no mai" machen das Gros der hier zu Lande angebotenen Strauchpfingstrosen aus. (Foto: dpa)
Schönheit aus dem Fernen Osten - Sorten aus Japan wie die Paeonia Suffruticosa "Niigata otome no mai" machen das Gros der hier zu Lande angebotenen Strauchpfingstrosen aus. (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Strauchpfingstrosen bis zum Horizont: Was für europäische Päonien-Liebhaber schwer vorstellbar ist, ist in China Realität: Rund um die Stadt Heze in der Schwemmlandebene des Gelben Flusses erstrecken sich schier endlose Flächen mit Strauchpäonien. Sie gelten dort als die verehrungswürdigsten Blumen überhaupt - bei uns stehen sie hinter ihren weniger anspruchsvollen Verwandten, den Staudenpfingstrosen, zurück.

Staudenpfingstrosen verholzen im Gegensatz zu Strauchpfingstrosen nicht. Ihre Triebe sterben in jedem Winter ab. Nur der Wurzelstock überdauert die kalte Jahreszeit. Strauchpäonien entwickeln dagegen verholzende Triebe, die bis zu zwei Meter hoch werden. Wilde Strauchpäonien gibt es ausschließlich in China, wo sie seit 2 000 Jahren gezüchtet und als König der Blumen sowie als Symbol für Reichtum und Wohlstand verehrt werden. Gezüchtet wurden seidige Blüten in feinem Rosa, glänzendem Weiß, tiefdunklem Purpur und glühendem Rot, die oft farbige Tupfen tragen. Einzig Sorten mit gelben Blüten entstanden erst in jüngerer Zeit. In China am meisten geschätzt wurden die dicht gefüllten Blüten.

Diese Sorten waren es auch, die als «Rose ohne Dornen» im 18. Jahrhundert nach Europa kamen. Gänzlich ungetrübt war die Begeisterung über die duftigen Chinesen aber nicht. Das nasse europäische Klima ließ ihre Schönheit oft sehr schnell vergehen. Die dicht gefüllten Blüten saugten sich mit Nässe voll, hingen schwer zu Boden und begannen zu faulen. Im trockenen Klima Chinas gibt es dieses Problem nicht. Sorten mit einfachen und halbgefüllten Blüten dominieren heute in Europa. Frühlingsregen macht ihnen wenig aus.

Schwierigkeiten machte den chinesischen Sorten auch der rasche Wechsel der Wintertemperaturen. An das gleichmäßige chinesische Klima gewöhnt, lässt sie mildes Vorfrühlingswetter viel zu zeitig austreiben. Frühe Sorten beginnen bereits im April zu blühen. Tritt dann noch Frost auf, ist die Pracht dahin.

Sorten aus Japan, die aus ähnlichen Klimagründen auf späte Blüte hin gezüchtet wurden, machen daher das Gros der hiesigen Päonien aus: Auf der sicheren Seite ist auch, wer eine der raren Paeonia-Rockii-Hybriden sein Eigen nennen kann: Die nach dem österreichischen Botaniker und Entdecker Joseph Rock benannte Art besitzt nicht nur eine außergewöhnliche Frosthärte, sie blüht auch noch später als die Japaner. Als zeitlich letzte blühen im Juni die Kreuzungen zwischen Paeonia-Suffruticosa-Hybriden und den Wildformen Paeonia delavayi, Paeonia potaninii und Paeonia lutea.

Der richtige Standort und angemessenene Pflege sind allerdings Voraussetzung für gutes Gedeien. Damit sie genügend Zeit haben, vor dem Winter Wurzeln zu bilden, sollten Strauchpäonien im September oder Oktober gepflanzt werden. Sie kommen meist auf Wurzeln von Staudenpäonien veredelt in den Handel. Beim Pflanzen wird die Veredlungsstelle rund 15 Zentimeter tief in die Erde gesetzt. Im Laufe der Jahre bildet die Strauchpäonie dann eigene Wurzeln und stößt die Amme irgendwann ab.

Ideal sind sonnige bis leicht schattige Standorte. Brennt die Mittagssonne zu sehr, verblühen die Blumen rascher als erwünscht. Humoser Boden mit hohem Lehmanteil kommt den Wünschen der Pflanze entgegen. Er sollte allerdings durchlässig sein, stehende Nässe vertragen Strauchpfingstrosen nicht. Die Nährstoffansprüche sind hoch, wobei stark phosphor- und kalibetonte Dünger gegeben werden sollten. Zu hohe Stickstoffgaben fördern die Pilzanfälligkeit. Ihr beugt man auch durch sorgfältiges Entfernen der Blattreste im Herbst vor.

Die Sehnsucht nach gelben Päonien-Blüten war die wesentliche Triebfeder für neue Züchtungen. Mit unendlicher Geduld gelangten Züchter wie Lemoine in Frankreich, Arthur Percy Saunders und Nassos Daphnis in den USA ans Ziel: Jetzt dürfen sich Pfingstrosenliebhaber am Goldton von 'Roman Gold' erfreuen, den rote Spritzer am Blütengrund beleben. Bei 'Spring Carnival' bezaubert die orangegelbe Blüte mit rotem Rand und roter Mitte, bei 'Silver Sails' das durchscheinende Silbergelb.

Billig sind diese edlen Pflanzen aber nicht. Sie kosten zwischen 50 und 200 Euro. Japanische Sorten sind deutlich günstiger, vor allem, wenn kein Wert auf eine bestimmte Sorte gelegt wird. Angesichts der langen Lebensdauer der Sträucher erscheinen die Preise aber nicht mehr ganz so hoch. In China wird eine Paeonia rockii, die seit 600 Jahren an gleicher Stelle in einer tiefen Felsspalte wächst, beispielsweise alljährlich zum Wallfahrtsort. Jahrzehntelange Lebensdauer darf man daher auch von der Strauchpäonie im eigenen Garten erwarten. Da lohnt es schon, die schönste Sorte zu wählen.