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Sterneköchin bringt Kindern richtiges Essen bei

Von Christian Ebner 25.06.2007, 12:32

Mörfelden-Walldorf/dpa. - Die Sterneköchin Sybille Schönberger braucht nicht lange um Hilfe bitten: Auf ihre Frage, wer zuerst panieren will, schnellen neun Zeigefinger in die Höhe.

Jedes der mit Kochmütze und Schürze ausstaffierten Kinder will seine zuvor gekochten Selleriescheiben mit Schinken und Käse dazwischen bratfertig machen. Sellerie-Cordon Bleu mit Petersiliensauce und Rote-Bete-Salat steht auf dem Plan ihres ersten Kochkurses für Kinder ab fünf Jahren in der Lifestyle-Werkstatt in Mörfelden-Walldorf.

Was in Vorzeiten wohl automatisch am heimischen Herd funktionierte - die Weitergabe von Wissen rund um Nahrung und Ernährung - ist Gegenstand aufwändiger Seminare geworden. Dass mit der 30 Jahre alten Schönberger sogar eine Sterneköchin um die jungen Esser wirbt, ist aber wohl eher ihrer familiären Situation geschuldet. Fast exakt vor einem Jahr ist sie Mutter geworden, hat den Kochlöffel zwischenzeitlich beiseite gelegt und sich dann fast zwangsläufig dem Thema Kinderernährung zugewandt.

«Mit Kinder kann man alles kochen, und Kinder essen auch alles», sagt Schönberger, die unter ihrem Mädchennamen Milde im Maintaler Restaurant Hessler ihren ersten Michelin-Stern erkocht hatte und sich dann zum großen Unverständnis ihres Patrons wegen des Kindes vom Herd zurückzog. Wenn Kinder wählerische Esser sind, liege dies meist an den Eltern, sagt sie. Im Kochkurs lautet der wichtigste Grundsatz daher, dass erst probiert werden muss, bevor es «igitt» genannt werden darf. Die Kleinen will sie vor allem mit den Produkten bekannt machen, ordentlich was zum Anfassen und Schnippeln soll auch dabei sein.

Schönberger legt wie alle Spitzenköche Wert auf frische Zutaten. Die Wohlstandskinder staunen daher nicht schlecht, dass die Rote Bete mal nicht aus dem Glas kommt, sondern erst geschält und eine Stunde lang gekocht werden muss, bevor sie weiter verarbeitet werden kann. Fast-Food ist da wohl das genaue Gegenteil. Von der Vielzahl der Früchte und Gemüse, die auf dem Tisch drapiert sind, kennen die Kinder längst nicht alle, sind aber allemal neugierig, wie wohl ein echter Granatapfel oder eine Maracuja schmecken könnten. «Das Interesse ist einfach da», bemerkt die Küchenchefin zufrieden.

Die sieben Jahre alte Paula kann zuhause zwar schon Gurkensalat und auch Tomatensalat machen. Ihre Mutter Heike Sopp holt sie regelmäßig zu kleinen Hilfsarbeiten in die Küche, doch von dem Kurs erhofft sie sich doch mehr, als sie daheim leisten kann. Als Sterneköchin zeige Schönberger ungewöhnliche Lebensmittel und bringe die Kinder vielleicht frühzeitig zu einem guten Geschmack, hofft sie. Mutter Steffi Ihrig aus Darmstadt findet, dass der Ernährung in Kindergarten und Schule zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet werde: «Das müsste eigentlich Pflichtfach sein». Auch sie lässt ihre Tochter mitkochen und vor allem beim Einkaufen den Speiseplan bestimmen. Da komme mehr als der übliche Wunsch nach Nudeln. «Sie hat mehr Ideen als ich».

Viele Ideen präsentiert auch Köchin Schönberger nach einem Jahr Mutterschaft. Im hessenfernsehen ist sie präsent und zeigt auch gern verzweifelten Hobby-Köchen einige Kniffe aus der Spitzengastronomie. «Das und die Kurse sind so dass, was ich derzeit schaffen kann», sagt die energische, gleichwohl für ihren «femininen» Kochstil gelobte Schönberger. Nach einem Umbau der Werkstatt will sie vom September an auch Kochkurse für Erwachsene anbieten, die wohl sicher über Sellerie-Cordon-Bleu hinausgehen.

Kinderkochkurs: www.sybille-schoenberger.de