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Stauden und Gräser: Üppiges Grün für Dachterrasse

Von Eva Neumann 15.07.2010, 07:44

Berlin/dpa. - Sommer, Sonne - ab ins Grüne! In der Stadt ist dieser Wunsch gar nicht so leicht zu verwirklichen. Es sei denn, man wohnt in der oberen Etage und verfügt über eine Dachterrasse. Die lässt sich mit relativ wenig Aufwand in eine kleine Oase verwandeln.

Die Planung des Grüns auf der Dachterrasse wird durch die besonderen Standortbedingungen erschwert: Die Kombination aus Frost, Wind und Sonne macht nahezu allen Pflanzen zu schaffen, vor allem jedoch immergrünen Gehölzen. Wer auch in der kalten Jahreszeit auf einen lebendigen Sichtschutz nicht verzichten möchte, greift zu fertigen Heckenelemente aus Rotbuche, empfiehlt Jonathan Dralle, Garten- und Landschaftsgestalter in Berlin.

Darf es im Winter kahl werden, dann fällt die Pflanzenauswahl deutlich leichter. «Unverwüstlich sind einheimische Gehölze wie Eiben», sagt Dralle. «Auch Berberitzen oder Thuja occidentalis smaragd sind gut geeignet. Laubabwerfende Blütensträucher ebenfalls. Sie benötigen jedoch mehr Platz.»

Wenn es daran hapert, sind Säulengehölze oder straff in die Höhe wachsende Pflanzen eine Alternative. «Gräser wie Seggen (Carex) und Reitgras, sowie Fargesia machen sich sehr gut», schlägt Dieter Gaissmeyer, Staudengärtner aus dem bayerischen Illertissen vor. «Auch Kletterpflanzen wie die robuste kleinblumige Wildclematis, Knöterich oder Efeu sparen Platz.» Wein oder Zierwein, Geißblatt oder Kletterhortensien schaffen ebenfalls grüne Wände. Allerdings können diese teilweise sehr schnell wachsenden Pflanzen auch Schäden an der Bausubstanz verursachen. Gute Planung, Pflanzenkenntnisse und die richtigen Kletterhilfen sind deshalb Voraussetzung.

Wenn es um Blütenfreude im Frühjahr und Sommer geht, sind klassische Kübelpflanzen aus dem Mittelmeerraum nicht immer geeignet: Sie müssen aufwendig überwintert werden. Stattdessen kommen Zwiebeln und winterharte Stauden zum Einsatz. Das mobile Grün macht jedoch nur dann mehr als eine Saison Freude, wenn es im richtigen Substrat und im richtigen Gefäß sitzt. «Auf keinen Fall darf einfache Blumenerde verwendet werden», betont Gaissmeyer. «Im Fachhandel gibt es Kübelpflanzensubstrat. Besser noch ist Dachgartenintensivsubstrat.» Dieses könne Wasser und Nährstoffe optimal speichern.

Das Pflanzgefäß muss ausreichend groß sein. «Je kleiner es ist, desto weniger Puffer bietet es im Bezug auf Temperatur und Feuchtigkeit. Somit friert es sehr schnell durch, und der Wasservorrat ist schneller verbraucht», sagt Dralle. Die Standfestigkeit wird durch eine ausreichend große Aufstellfläche gesichert. Konisch geformte Kübel sind hier weniger geeignet.

Nicht nur die Pflanze, auch das Gefäß muss dem Winter standhalten. Gefäße aus Kunststoff und modernen Faserverbundstoffen sind deutlich frostfester als beispielsweise solche aus Ton - vorausgesetzt, der Wasserabfluss ist gesichert. Ein Loch im Topfboden ist ein Muss. «Damit es sich nicht zusetzen kann, wird es durch eine Drainageschicht aus Scherben oder Kies abgedeckt», erklärt Gärtnermeister John Langley aus Hamburg. Zuletzt kommt das Gefäß auf Füße. Das hat einen zusätzlichen praktischen Vorteil: Wenn die Pflanze mal den Platz wechseln soll, kann das Gefäß leicht gegriffen oder auf Rollen gesetzt werden.

Regelmäßiges Gießen ist auf der Dachterrasse Pflicht. Dafür sind automatische Bewässerungssysteme ideal. Auch eine entsprechende Düngung ist wichtig, rät Langley. Gehölze brauchen immer mal wieder einen Verjüngungsschnitt.

Unverzichtbar auf der Dachterrasse ist ein gemütlicher Sitzplatz. Wie viel Platz dieser beansprucht, hängt von der Zahl der Bewohner und ihren Gewohnheiten ab. «Damit die Dachterrasse Spaß macht, sollte man für vier Personen einen Bewegungsraum von etwa zehn Quadratmetern einkalkulieren», sagt Dralle.

Gerade auf kleinen Dachterrassen muss aber mit jedem Quadratmeter geknausert werden. Geschickte Möblierung ist also gefragt. «Sehr viel Platz lässt sich schon einsparen, indem man einen Tisch mit einem statt mit vier Beinen verwendet.» Eine Schirmhalterung in der Mitte sei ebenfalls sinnvoll. Eine praktische Lösung sind auch Klappstühle: Sie werden nur bei Bedarf hervorgeholt.

Klappbare Möbel sind auch in der kalten Jahreszeit von Vorteil: Schließlich müssen sie in der Regel draußen überwintern. Ein kompaktes Möbelpaket lässt sich dann ganz einfach mit einer Plane vor Witterungseinflüssen schützen. Mit Blick auf Wind und Wetter sind außerdem strapazierfähige Materialien angesagt. Langley schwört auf pflegeleichte Geflechtmöbel aus Bestolan-Faser: «Dieses Material kennt keine Jahreszeit und überlebt vermutlich Jahrzehnte in freier Natur. Die auf Polyurethan-Basis erstellte Faser ist unempfindlich gegen Temperaturschwankungen und absolut UV- und wetterfest.»