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Sonnengesichter im Sommergarten Sonnengesichter im Sommergarten: Strahlenkranz und warme Farben

Von Helga Daberkow 25.07.2003, 17:00
Gelb, Rot und Braun sind die vorherrschenden Farben der Sonnengesichter - hier das Sonnenauge (Heliopsis 'Venus') und die Rudbeckie (Rudbeckia hirta 'Marmelade'). (Foto: dpa)
Gelb, Rot und Braun sind die vorherrschenden Farben der Sonnengesichter - hier das Sonnenauge (Heliopsis 'Venus') und die Rudbeckie (Rudbeckia hirta 'Marmelade'). (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Sie sind rund wie die Sonne und tragen sie auch im Namen: Sonnenblume, Sonnenauge, Sonnenbraut und Sonnenhut füllen den sommerlichen Garten. Die Sonnengesichter gehören zu den Korbblütern oder Compositae, also den zusammengesetzten Blüten. Sie fallen auf durch ihre warmen Gold-, Rot- und Brauntöne sowie ihre stattlichen Gestalten - und auch durch die vielen Bienen und Hummeln, die den Garten durchsummen, um von ihrem Pollen zu schlecken.

Die Blüte ist in Wahrheit ein ganzes Blütenfeld. Dicht an dicht sitzen die Einzelblüten zusammen. Am besten erkennen lässt sich das an den großen Scheiben der ungefüllten Sonnenblumen. Viele hundert Blüten fügen sich dort zu perfekten Bögen und Mustern. Jede einzelne wirbt mit süßer und eiweißreicher Nahrung um die fliegenden Gäste. Richtig prächtig aber wird es erst durch die Strahlen am Rand, die Zungenblüten. Sie sind ganz auf Wirkung angelegt und dienen als Lockmittel für die Insekten. Aber auch uns Menschen lassen die optischen Signale nicht gleichgültig. Wie lodernde Flammen stehen sie dicht gedrängt um die Sonnenblumenscheiben (Helianthus annuus).

Zart erscheinen die Zungenblüten beim Kleinen und beim Einjährigen Mädchenauge (Coreopsis lanceolata und Coreopsis tinctoria). Goldgelb mit lebhaft braunrotem Fleck am Grunde stehen sie um die Scheibe herum. Die geschlitzten Spitzen verstärken noch den Eindruck von Leichtigkeit. Wie dünne Schalen schweben sie dagegen beim Großen Mädchenauge (Coreopsis gran-diflora).

Die Kokardenblumen (Gaillardia aristata oder Gaillardia lanceolata) prunken mit dunklem, leuchtendem Rot, das in gelbe Spitzen übergeht. Ihr Name leitet sich ab von den gefalteten Rosetten, die mit der französischen Revolution in Mode kamen und in den Farben der Nation, einer Stadt oder einer Partei getragen wurden. Bei der Kokardenblume sind es eindeutig die Farben des Sommers. Sie trägt sie über Monate hinweg, und wenn man die Staudengaillardie (Gaillardia aristata) nicht durch scharfen Rückschnitt zum Sommerende hin bremst, verausgabt sie sich völlig und hat oft nicht mehr die Kraft, den Winter zu überstehen.

Bei der Sonnenbraut (Helenium) besteht diese Gefahr nicht. Aber auch sie ist eine unermüdliche Blüherin. Verhältnismäßig klein erscheinen die Blüten verglichen mit den anderen Sonnengesichtern, aber dafür sind es viele. Wie gleichmäßige Rädchen sind die Blüten geformt. Kaum nimmt man wahr, wo eine Zungenblüte an die andere stößt. Gold, Kupfer, Braunrot, Gelbrot, Gelb - alle Varianten der warmen Farben spielen sie je nach Sorte durch. Besonders hübsch sieht es aus, wenn man die kleinblütigen Helenium neben mächtige Sonnenblumen, Kokardenblumen oder die schönen Sonnenhüte stellt.

Letztere werden leicht für kleinblütige Sonnenblumen gehalten. Aber ein genauer Blick auf die Blütenmitte macht die Unterscheidung einfach. Dort, wo die Sonnenblumen eine flache Scheibe besitzen, erhebt sich bei der Rudbeckia, wie die Gärtner sie nennen, ein runder, kräftig gewölbter Knopf. Meist trägt er Schwarz als schönen Kontrast zu den strahlend gelben Zungenblüten. Dank dieser sonnigen Farben konnten die einjährigen Rudbeckien (Rudbeckia hirta) mit den Topf-Sorten 'Toto' und 'Becky' sich zu Spätsommer-Stars entwickeln.

Als Dauerbrenner für den Garten bewährt sich Rudbeckia fulgida sullivantii 'Goldsturm'. Sie gehört zu den Stauden und entzündet über Jahre hinweg an gleicher Stelle ihr gelb-schwarzes Blütenfeuerwerk. Als erster Bote des nahenden Herbstes gilt die hohe, fast unverwüstliche Rudbeckia nitida 'Herbstsonne'. So als habe die Sonne schon ein wenig von ihrer Strahlkraft verloren, blüht sie zitronengelb mit leicht herab hängenden Zungenblüten um einen stark aufgewölbten, grüngelben Knopf.

Noch extremer schiebt sich nur die Blütenmitte des Schein-Sonnenhut (Ratibida pinnata oder Ratibida columnaris) nach oben. «Mexican Hat», Mexikaner-Hut, heißt er daher auf Englisch. Bei uns findet man ihn nicht allzu häufig, obwohl er unbekümmert wächst und durch die eigentümliche Blütenform sehr auffällt. Neben den raschwüchsigen Sonnenblumen und Sonnenhüten hat es das Sonnenauge (Heliopsis) ein wenig schwer. Die Staude braucht Zeit, bis sie zum stattlichen Blütenbusch herangewachsen ist. Aber dann macht sie den Namen 'Goldgefieder', 'Goldgrünherz' und 'Spitzentänzerin' alle Ehre.

So unterschiedlich die Sonnengesichter sich geben - sie stammen alle aus den Prärien Nordamerikas. Dort sind die Böden tiefgründig und trocknen nie völlig aus, kein Baum hält die Strahlen der Sonne ab. Viele Bauerngärten bieten ähnliche Standortverhältnisse, daher gehören die Sonnengesichter zu ihren Traditionspflanzen. Gewöhnt sind sie auch an das enge Zusammenwachsen mit ihren Nachbarn. Zwischen anderen Halmen und Stängeln müssen sie sich ihren Platz erobern.