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So sorgen Berufseinsteiger vor

Von Florian Sanktjohanser 01.07.2009, 11:44

Hamburg/Berlin/dpa. - Dieses Wort verweist auf die nicht leicht zu durchschauenden Angebote staatlich geförderter Altersvorsorge. Welche Produkte zu einem Azubi, einem Studenten oder Berufsanfänger passen, ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Mehrere Riester-Förderungen stehen zur Auswahl: Der Staat fördert Banksparpläne, Rentenversicherungen, das Eigenheim-Sparen und Aktienfonds-Sparpläne.

Wie viele Experten rät Achim Tiffe vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg trotz Wirtschaftskrise und Kursstürzen weiter zu Fondssparplänen. Langfristig gesehen böten Fonds hohe Renditen und einen gewissen Schutz vor einer möglichen Inflation. Allerdings sei es sinnvoll, sich auf vergleichsweise verlässliche Fondsanteile zu beschränken: «Dass es alle DAX-Unternehmen in 30 Jahren nicht mehr gibt, ist sehr unwahrscheinlich.»

Selbst wenn die Kurse weiter talwärts rutschen, müssen sich junge Riester-Anleger keine Sorgen machen, sagt Karina Lück von der Deutschen Rentenversicherung in Berlin. Denn mindestens die eingezahlte Summe und die staatlichen Zulagen bekomme jeder garantiert zurück. Das bietet Sicherheit. Und die Zulagen sind das, was Riester-Angebote so lohnenswert macht: 154 Euro schießt der Staat einem Sparer pro Jahr zu, dazu kommen 185 Euro für jedes Kind. Für Nachwuchs, der ab 2008 zur Welt gekommen ist, gibt es sogar 300 Euro jährlich. Und wer bis zum 25. Geburtstag abschließt, erhält als Begrüßungsbonus einmalig 200 Euro.

Um Anspruch auf die Riester-Zulagen zu haben, müssen Berufseinsteiger nur vier Prozent ihres Vorjahres-Bruttoeinkommens anlegen. Wer kein Vorjahreseinkommen hatte, kann mit 5 Euro pro Monat beginnen. Der jährliche Antrag auf Zulagen erübrigt sich mit einem Dauerzulagenantrag, der dem Anbieter am besten beim Vertragsabschluss übergeben wird. Ein weiteres Argument für Riester-Anlagen ist laut Lück, dass sie «Hartz-IV-sicher» sind. Das bedeutet, dass junge Menschen im Fall von Arbeitslosigkeit ihre Altersvorsorge nicht aufbrauchen müssen, bevor sie staatliche Leistungen erhalten.

Nicht alle Riester-Produkte eignen sich allerdings für Berufsanfänger. Von Riester-Rentenversicherungen sollten sie eher Abstand nehmen, raten manche Verbraucherschützer. Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam sieht in ihnen sogar «Subventionsprodukte für die Versicherungswirtschaft». Die Kosten der Verträge seien hoch, die Policen zu unflexibel.

Weil sie feststellen, dass ein Abschluss für sie nicht das Richtige oder der Monatsbeitrag zu hoch war, kündigen laut Schaarschmidt sehr viele Anleger ihre Verträge vorzeitig und verlieren damit viel Geld. Rentenversicherungen lohnen sich eher als langfristige Vorsorge - ein Abschluss sollte daher genau geprüft werden. Flexibel und sehr sicher seien dagegen Riester-Banksparpläne. Neben den staatlichen Garantien und Zulagen böten sie sichere, wenn auch bescheidene Zinsen.

Vom Wohn-Riester rät Tiffe jungen Leuten ab. Selbst wer schon in jungen Jahren weiß, dass er sich mit einer Immobilie längere Zeit an einen bestimmten Ort binden will, fahre besser mit einer klassischen Finanzierung. «Wir haben das durchgerechnet, und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass eine klassische Finanzierung günstiger ist.» Die bisherigen Produkte seien zu teuer.

Für welche Art der Altersvorsorge sich Berufsanfänger auch entscheiden: Sie sollten langsam anfangen. Es sei der klassische Fehler, dass sich junge Leute übernehmen, sagt Achim Tiffe vom Institut für Finanzdienstleistungen in Hamburg. «Zuerst machen viele gar nichts und dann schließen sie einen Vertrag über 300 Euro im Monat ab, zu dem sie ein Vermittler wegen der Provision drängt.» Nach zwei bis drei Jahren brechen die meisten ab. Erfolgsversprechender sei langfristig eine Strategie der kleinen Schritte: «Mit 20 Euro im Monat anfangen, dann 50 und irgendwann 100.» Die Karriere bestimmt das Tempo. Der Zeitpunkt zum Aufstocken sei eine Gehaltserhöhung.