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Snowboarden lernen Snowboarden lernen: Nach einer Saison souverän die Piste runter

Von Carina Frey 30.11.2005, 13:30
Wie die Profis zu boarden, braucht Zeit: Doch wer fleißig übt, kann schon nach vier Tagen rote Pisten fahren. (Foto: dpa)
Wie die Profis zu boarden, braucht Zeit: Doch wer fleißig übt, kann schon nach vier Tagen rote Pisten fahren. (Foto: dpa) Snowboardverband Deutschland

Wolfratshausen/dpa. - «Spätestens wenn sie die ersteKurve gefahren sind, haben die meisten ein fettes Grinsen auf demGesicht», erzählt Robert Zint, Koordinator für das Snowboardlehrwesenbeim Deutschen Skilehrerverband in Wolfratshausen bei München.

Der Snowboard-Boom hält schon seit Jahren an. Während um das Jahr1990 vor allem die Gruppe der 20- bis 40-Jährigen das Snowboardenlernte, tummeln sich heute überwiegend Kinder und Jugendliche in denAnfängerkursen. Davon abschrecken lassen sollten sich Erwachsene abernicht: «Snowboarden kann jeder lernen, der sich dafür fit genugfühlt», sagt Daniela Hinterhölzl-Widi, Ausbildungsleiterin beimÖsterreichischen Skiverband in Innsbruck. «Es gibt kein Alterslimit.Unsere älteste Schülerin war über 70 Jahre alt.»

Wer das Snowboarden lernen möchte, sollte gesund sein und einemindestens durchschnittliche Fitness besitzen. «Sport im Gebirge istbesonders anstrengend, weil der Sauerstoffgehalt in der Luft geringist», erklärt die Snowboardlehrerin. Bestimmte Kenntnisse müssenAnfänger jedoch nicht mitbringen. Zwar hätten Skifahrer einen kleinenVorteil, weil sie schon wissen, wie Kanten wirken. «Für dieeigentliche Bewegung bringt Skifahren aber nicht viel», sagt TimmStade, Sportdirektor beim Snowboard Verband Deutschland in Planegg(Bayern).

Ideale Voraussetzungen zum Snowboarden haben dagegen Skateboarderoder Surfer. «Die kennen die seitliche Fortbewegung und wissen,welchen Fuß sie als vorderen bevorzugen», erklärt Stade. EinenSnowboardkurs sollten aber auch sie belegen. «Snowboarden ist eine technisch zu anspruchsvolle Sportart, um sie autodidaktisch zulernen. Man gewöhnt sich leicht falsche Bewegungen an, die später nurschwer rauszukriegen sind.» Ein typischer Fehler ist dieGegenrotation. Mit ihr lässt sich das Board zwar zunächst leichtdrehen, in schwierigem Gelände bietet sie aber wenig Sicherheit.

In Anfängerkursen lernen die Schüler zunächst im flachen Gelände,wie es sich anfühlt, mit dem Snowboard zu rutschen. Beim so genanntenRollern steht der vordere Fuß in der Bindung, mit dem hinteren wirdSchwung geholt. Im nächsten Schritt werden beide Füße festgeschnallt,und der Schüler fährt parallel zum Hang oder rutscht auf der Kanteein Stück den Berg hinunter. Nach diesen Vorübungen folgen die erstenKurven und Liftfahrten. «Das ist nach den methodischen Vorübungendann eigentlich kein Problem mehr», sagt Snowboardlehrer Robert Zint.

Wichtig ist, dass die Schüler keine Angst haben. «Denn dannverlagern sie das Gewicht nach hinten, und die Kurven klappen nichtmehr», sagt Zint. Um dies zu vermeiden, bleiben die Snowboardlehrerlange auf flachen Hängen und üben mit ihren Schülern auch, richtig zufallen. «Stürzen kennt man als Erwachsener ja gar nicht mehr», sagtHinterhölzl-Widi. «Mit den Übungen merken die Schüler, dass sie keineAngst davor haben müssen und es sogar Spaß macht.»

Zwei Stunden Unterricht am Vormittag und zwei am Nachmittagreichen nach Ansicht der Experten als Tagespensum. Zwischendurchsollten oft Pausen eingelegt werden. «Das größte Verletzungsrisikobesteht, wenn die Leute müde sind - um die Mittagszeit herum oderabends», sagt Hinterhölzl-Widi. Wer die Übungszeit übertreibt,riskiere zudem einen heftigen Muskelkater und müde Beine am folgendenTag. «Lernschritte gehen beim Snowboarden so schnell, dass die Leuteoft noch weiter fahren wollen und es völlig übertreiben. Am zweitenTag haben sie dann einen Einbruch, weil sie so erschöpft sind.»

Spezialkurse für Erwachsene werden in Skischulen selten angeboten.Häufig seien Jugendliche und Erwachsene gemischt, sagt Stade. Angst,sich zum «Deppen» zu machen, brauchen Erwachsene aber nicht haben:«Die Lernprobleme sind am Anfang bei allen gleich.» Die Kursgebührenunterscheiden sich erheblich - je nachdem ob ein Skipass oder dieAusrüstung enthalten ist. Snowboard und Schuhe sollten sich dieSchüler am besten am Ort ausleihen. «Oft wissen sie vor Beginn desUnterrichts ja gar nicht, welches Material für sie passt», sagt Zint.

Wer lieber allein lernen möchte, kann sich einen Privatlehrerbuchen, muss dafür aber erheblich mehr bezahlen. Der Vorteil sei,dass der Lehrer die Übungen an die Bedürfnisse des Schülers anpassenkann, dafür fehle aber das Gruppenerlebnis, sagt Zint. «Wenn jemandaus der Gruppe eine Übung schon hinbekommt, ist die Motivation beiden anderen, das auch zu lernen, viel größer.» Seiner Ansicht nachlohnt sich Einzelunterricht eher für Fortgeschrittene, die bestimmteBewegungen lernen wollen.

Anfänger sollten mindestens zwei Tage lang einen Kurs buchen.«Dann ist ein Lernabschnitt abgeschlossen», sagt SnowboardlehrerZint. Danach könnten die meisten Anfänger einen flachen Hang inKurven runter fahren. «Ideal sind vier Tage Unterricht. Dann kommendie Schüler relativ problemlos rote Pisten runter.» Innerhalb einerSaison könne ein Anfänger das Snowboarden lernen, sagt Stade. Werneben einem Weihnachtskurs noch einmal Unterricht im Frühjahr nimmtund intensiv übt, könne am Saisonende 80 Prozent aller Pisten fahren.