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«Sie müssen reden»: Hilfe für Mobbing-Opfer in Schulen

16.06.2009, 14:03

Hamburg/dpa. - Mobbing-Opfer müssen reden. Was sich banal anhört, ist aber ein zentrales Problem von Kindern, die in der Schule von anderen schikaniert werden.

«Zum Phänomen Mobbing gehört, dass die Opfer keine guten Mechanismen haben, wie sie Hilfe von anderen bekommen können», erklärte Christian Böhm von der Beratungsstelle Gewaltprävention in Hamburg. «Manche reden wochen- und monatelang mit niemandem darüber.» Für Eltern und Lehrer sei es dann sehr schwer, Mobbing zu erkennen, erklärt der Leiter des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung.

Eine aktuelle Studie der Leuphana-Universität Lüneburg ergab, dass an weiterführenden Schulen fast jeder dritte Schüler (31,2 Prozent) schon einmal von Klassenkameraden schikaniert worden ist. Im Auftrag der DAK hatte die Hochschule 1859 Schüler zwischen 10 und 18 Jahren befragt.

Wo alterstypische Zickereien aufhören und Mobbing anfängt, sei pauschal nicht zu beantworten, erklärt Böhm. Alterstypisch sei, dass mal der eine, mal ein anderer Opfer von Hänseleien und Schikanen wird. Wenn aber immer nur ein Schüler über einen längeren Zeitraum in der Schusslinie stehe und mit Symptomen wie Bauschmerzen, Angst oder Leistungsabfall reagiere, deute das auf Mobbing hin.

Ist der Leidensdruck so hoch, dass der Schüler doch mit seinen Eltern spricht, sollten die sich sofort an den Klassenlehrer wenden und ein vertrauliches Gespräch führen. Dabei gelte es zu klären, was genau passiert ist und ob Hilfe von außen geholt wird oder die Schule das Problem intern regeln kann, sagt Böhm, der sich im Rahmen des Projektes «Mobbingfreie Schule - gemeinsam Klasse sein!» an Hamburger Schulen intensiv mit Mobbing beschäftigt.

Wichtig sei, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und das weitere Vorgehen zu besprechen. «Es geht darum, gemeinsam mit den Lehrern zu handeln und nicht mit dem Vorwurf zu kommen: 'Warum haben Sie nichts gemacht'?», sagt Böhm. Weil Mobbing-Opfer nicht redeten, sei es für Lehrer sehr schwer, etwas mitzubekommen.

Danach könnten ein Gespräch in der Klasse und Einzelgespräche mit den «Rädelsführern» folgen. Für das Opfer gebe es ein verabredetes Verfahren. Kommt es wieder zu einer kritischen Situation, sollte es sich nicht auf den Konflikt einlassen, sondern sich zurückziehen und eine Vertrauensperson informieren, erklärt Böhm.

Broschüre «Mobbing unter Schülerinnen und Schülern: www.li-hamburg.de/fix/files/doc/06-08-20-Mobbing_Netz-1.pdf