Sicherheit Sicherheit: Fehlender Blitzschutz kann teuer werden
Berlin/dpa. - Dunkle Wolken, schwüle Luft und starker Wind sind untrügliche Anzeichen für das Aufziehen eines Gewitters. Für einige ist das Grollen und Leuchten am Himmel ein sehenswertes Spektakel. Andere dagegen empfinden Gewitter nicht zu Unrecht als Gefahr. Denn neben dem Risiko im Freien können Blitze schwere Schäden an Häusern, elektrischen Anlagen und Elektrogeräten verursachen. Sie belaufen sich nach Angaben der Initiative Elektro+ in Berlin jährlich auf mehrere hundert Millionen Euro.
«Ein funktionierendes Blitzschutzsystem besteht aus zwei Komponenten, einem äußeren und einem inneren Schutz», erklärt Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus in Hamburg. Gegen einen direkten Blitzeinschlag schütze der äußere Blitzschutz, im Volksmund auch Blitzableiter genannt. Dieser schütze aber nicht, wenn der Blitz in der näheren Umgebung einschlägt. Denn durch Überspannung könnten dann auch Schäden an elektrischen Anlagen und Geräten entstehen.
«Blitzableiter bestehen aus der Fangeinrichtung, Ableitung und Erdung», erläutert Hartmut Zander von der Initiative Elektro+. Die Fangeinrichtung werde auf dem Hausdach installiert und überrage das Haus. Das sei die für den Ernstfall vorgesehene Einschlagstelle. Von der Fangeinrichtung aus werde die Energie des Blitzes an die Ableitungsanlage weitergegeben. Diese gleichmäßig an den Häuserwänden senkrecht nach unten geführten Leitungen bilden einen grobmaschigen Faraday-Käfig, der den Blitzstrom kontrolliert in die Erde ableite. Im Idealfall sei die Ableitung mit dem Fundament verbunden.
«Wenn der Blitz einschlägt, entsteht ein elektrisches und magnetisches Feld, das für hohe Spannungen in leitfähigen Systemen sorgt», sagt Zander. Auf der Stromleitung lägen dann statt 230 Volt auf einmal mehrere tausend Volt - für viele Elektrogeräte bedeutet dies das Ende. Mikrochips in Computern und Telefonen reagieren besonders empfindlich auf solche Spannungsspitzen.
«Überspannungen verschaffen sich nach einem Einschlag, der bis zu zwei Kilometer entfernt liegen kann, über das Leitungsnetz Zugang zu Gebäuden», erklärt Klaus Jung vom Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in Frankfurt/Main. Einlass gewährten sämtliche Zuleitungen - also nicht nur die Stromleitung, sondern auch das Fernseh- oder das Telefonkabel. Die Kabel verteilten die Überspannung an angeschlossene Geräte wie Musikanlagen, Computer oder Fernseher.
Das altbekannte Ziehen von Steckern und Antennenkabeln als Geräteschutz ist überholt. «Das ist aufgrund der Vielzahl an Geräten heute in vielen Haushalten nicht mehr praktikabel», urteilt Zander. Außerdem verlieren manche Geräte durch das Steckerziehen ihre programmierten Einstellungen. Keinen Schutz hätten auch fest mit dem Stromnetz verbundene Geräte wie Heizungsanlagen, die heute oft mit Elektronik arbeiten.
Gegen Blitzüberspannung kann man sich wirkungsvoll durch ein dreistufiges, inneres Schutzkonzept absichern. «Dieser Überspannungsschutz, der vom Fachmann eingebaut werden muss, kostet in einem Einfamilienhaus etwa 800 bis 1000 Euro», sagt Jung. Vorgeschrieben sei der technische Schutz gegen Überspannungsschäden für Privatleute zwar nicht. Er könne sich aber schnell rechnen. Denn abgesehen vom Ärger über den kaputten Plasmafernseher, Computer oder auch die Waschmaschine drohen auch noch hohe Kosten.
Fachhandel und Baumärkte bieten sogenannte Blitzschutzgeräte an, die Überspannungen zwischen Steckdose und Elektrogerät abfangen sollen. Jung weist allerdings darauf hin, dass diese Geräte allein nur wenig nützen, wenn im Haus kein weiterer vorgeschalteter Schutz in der Elektroanlage vorhanden ist. Nur dieser könne dafür sorgen, dass die Überdosis Strom erst gar nicht bis zu den Steckdosen komme.
Wer eine Photovoltaik-Anlage für sein Haus plant, sollte auch an den Blitzschutz denken, rät der Verband der Privaten Bauherren in Berlin. Ragt die Anlage über die normale Dachfläche hinaus, müsse gegebenenfalls ein Blitzschutzsystem eingebaut werden. Wenn das Haus bereits eine Blitzschutzanlage hat, muss die Anlage in das bestehende System integriert und zusätzlich abgesichert werden. Das sollte bereits in der Planungsphase mit einem Fachmann geklärt werden.